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Supermarkt statt Tinder Einmal 70 Kilo Liebesglück, bitte

Ein zeitgleicher Griff ins Obstregal, eine flüchtige Berührung und - zack - da sitzt er im Fleisch, der Pfeil von Amor. Geht das wirklich, im Supermarkt die große Liebe finden? Unsere Reporterin hat den Selbsttest gemacht.

Von: Rachel Roudyani

Stand: 29.08.2016 | Archiv

Shopping for love | Bild: BR

Er rempelt ihr aus Versehen in der Schlange an der Supermarktkasse von hinten in die Hacken. Sie dreht sich genervt um und erwartet die drängelnde Mecker-Oma, doch stattdessen steht da dieser süße Typ und entschuldigt sich händeringend. Sie – super schlagfertig – sagt mit einem Kaffee könne er es wieder gut machen. Zack, bum, Traumhochzeit.

Dating-Apps mögen praktisch und effizient sein. Aber dass man sich auf Tinder kennengelernt hat – das ist keine Story, die man später den Enkeln erzählen will. Nicht umsonst ist "Ich hätte dich auch lieber im Supermarkt kennengelernt“ mittlerweile sowas wie ein Running Gag unter den Tinder-Usern. Aber ist es möglich, wirklich die große Liebe beim Einkaufen zu treffen? Irgendwoher müssen die ganzen Geschichten und Hollywood-Filmvorlagen doch kommen. Ich glaube fest daran. Can‘t buy me love, my ass!

Der Plan

Ich wage den Test in einem Nürnberger Supermarkt. Und den will ich erst wieder verlassen, wenn ich – vielleicht nicht gleich die große – aber zumindest eine kleine Liebe gefunden habe. Sollten die romantischen Situationen nicht von alleine entstehen, muss man eben ein bisschen nachhelfen.

Die Ausstattung

Ein Einkaufswagen ist sperrig und bremst einen bei der Jagd. Andererseits hat man auch was zum festhalten. Wichtig ist auch die Präsentation: #sexyeinkaufswagen. Meine Umfrage im Supermarkt hat ergeben, neben gesunden und hochwertigen Sachen sollte man vor allem Produkte wählen, die man wirklich gerne mag. Somit kann der Blick in den Einkaufswagen des anderen schon fast das Partnerhoroskop und das Tinderprofil ersetzen. Tipp: Um agiler zu sein, Einkaufswagen neben einem Regal abstellen und durch den Gang schlendern.

Die Zielgruppenorientierung

Wurst-, Alkohol- oder Klopapierregal? Ich als Frau merke schnell, im Nürnberger Supermarkt ziehen Klischees. Der Weg eines typischen "männlich, 18-29"-Objekts führt nach einem kurzen Abstecher zu den Backwaren zielstrebig zum Kühlregal mit der Wurst. Allerdings ist die Verweildauer der männlichen Shopper auch hier extrem kurz, weil sie genau wissen, welche Wurst sie mit nach Hause nehmen wollen. Wenn man es mit "behilflich sein" probieren will, lieber mal an einem fachfremden Regal stehen. Hier muss man zwar mit längeren Wartezeiten rechnen, der Kommunikationsfaktor ist wegen erhöhter Unwissenheit allerdings größer. Aber Vorsicht, man muss damit rechnen, dass die Couscous-suchende Zielperson einen Einkaufszettel in der Tasche hat – von der Freundin.

Die Strategien

Rempeln: Mit dem Einkaufswagen aus Versehen zusammenrempeln erweist sich als schwierig. Die wenigsten sind überhaupt mit einem Einkaufswagen unterwegs. Auf meine Versuche, in jemanden hineinzufahren, reagieren die Männer mit gelenkigen Ausweichmanövern – oder mit fluchtartigem Aufsuchen der Kasse. Tipp: Nach jemanden mit Kopfhörern Ausschau halten, die sind oft weniger sensibel für Einkaufswagenrattern.

Gleichzeitig nach etwas greifen: Hier hilft nur Ausdauer. Man muss sehr lange bei einem Regal stehen und warten, bis jemand nach irgendetwas greift. Dann ganz schnell hinterher mit der Hand. Nachteil neben dem langen Warten ist die Zufälligkeit bei den potentiellen Flirtpartnern. Hier muss man nehmen, was kommt – oder eben leer ausgehen.

Einfach mal ansprechen: Das ist wohl die wirksamste Methode, wenn auch die unromantischste. Auch hier zeigt sich: Wenn man nicht direkt ist, prallt man meistens ab. Danach fragen, wo etwas steht, wird meistens mit einem fragenden Blick verneint. Tipp: Diese Strategie eignet sich besonders, wenn man sich mal einen Supermarkt-Mitarbeiter ausgeguckt hat. Immer wieder kommen, sich regelmäßig beraten lassen und irgendwann das Gespräch mal in eine andere Richtung lenken.

Anmachsprüche – getestet und als ungeeignet befunden:

Sie: "Hier steht überall, dass die Wurst glutenfrei ist. Weißt du, was Wurst glutenfrei macht?" – Er: "Nö, weiß ich leider nicht."

Sie: "Das ist aber viel Bier, steigt bei euch ne Party?" Er: "Ja." (Geht weiter).

Sie: "Weißt du, wo die Oliven sind?" – Er: "Nee, keine Ahnung."

Sie: "Wow, wieso kaufst du denn gleich zehn Packungen Kaffee?" – Er: "Keine Ahnung, hat meine Freundin bei mir bestellt."

Das Fazit

Für eine Hetero-Frau ist ein Supermarkt ein schlechter Singlehotspot. Die Männer gehen viel zu fokussiert einkaufen, als dass man ausreichend Zeit dafür hätte, in ihren Radarblick zu gelangen. Für Männer hingegen scheint mir der Ort ideal. Einfach mal dem hübschen Mädel, das seit zehn Minuten die verschiedenen Jogurtbecher anstarrt, einen Tipp geben, welcher lecker ist. So kommt man mit etwas Glück ins Gespräch. Frauen haben vielleicht in Wartesituationen größere Chancen, zum Beispiel an der Wurst- und Käsetheke oder an der Kasse. Aber da muss dann eben zufällig jemand Nettes neben einem stehen…

Flirtfaktor im Supermarkt? Ich muss leider feststellen: Wie an jedem anderen Ort auch.


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