Tabuthema Männerkrankheiten Jungs, diese Krankheiten solltet ihr auf dem Schirm haben
Hoden abtasten, Schmerzen im Schritt: Keine Themen, über die man in netter Runde bei einem Bierchen spricht. Dabei häufen sich sexuelle Krankheiten aktuell wieder. Welche besonders häufig vorkommen und was ihr beachten solltet.
Spätestens wenn Frauen die Pille brauchen, gehen Sie zur Frauenärztin. Dort gibt es dann regelmäßig Krebsvorsorgeuntersuchungen und auch andere Krankheiten werden gecheckt. Anders ist das bei Männern. Vorsorge ist da erst viel später so richtig Thema. Dabei ist Hodenkrebs die häufigste Krebserkrankung bei jungen Männern. Auch andere Krankheiten, die Männer genauso wie Frauen treffen können, sind kein wirkliches Thema. Männergesundheit wird nach wie vor zu wenig ernst genommen. Diese drei Krankheiten sollten Männer auf dem Schirm haben.
1. Hodenkrebs
Vor allem junge Männer zwischen 20 und 35 zählen zur Risikogruppe bei Hodenkrebs. Jedes Jahr gibt es 4.000 neue Erkrankungen. Die Heilungschancen stehen gut. Nur etwa vier Prozent aller Hodenkrebs-Patienten sterben an der Krankheit. Das Problem: Krebsvorsorge und die Untersuchung der Geschlechtsorgane ist erst ab Mitte 40 Thema für Männer. Denn erst dann gibt es die Krebsfrüherkennung, die von gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird.
Deswegen ist es umso wichtiger, regelmäßig selbst zu checken, ob alles in Ordnung ist!
So wie es in der Infografik beschrieben ist, würde auch ein Urologe abtasten. Solltet ihr den Facharzt direkt aufsuchen, würde er auch einen Ultraschall machen, wenn man schon mal dort ist – sicher ist sicher. Generell gilt: Wer verunsichert ist, sollte auf jeden Fall zum Urologen oder Hausarzt gehen! Wer seine Hoden regelmäßig selbst abtastet, macht aber schon viel richtig. Dann ist auch eine Vorsorgeuntersuchung nicht unbedingt dringend notwendig. Nur wenn etwas beim Tasten auffällt, sollte man keine Zeit verlieren.
2. Syphilis
Syphilis ist eine leicht übertragbare Geschlechtskrankheit, die von Bakterien verursacht wird. Das Fiese ist: Die Krankheit macht sich manchmal überhaupt nicht bemerkbar, obwohl sie da ist. In der Forschung heißt Syphilis deswegen auch das Chamäleon.
Über kleinste Verletzungen in der Haut beziehungsweise der Schleimhäute können Bakterien in den Körper eindringen. Meist beim ungeschützten Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr. Kondome reduzieren das Risiko einer Übertragung, das wäre der erste Tipp zur Prävention. Erkennen kann man Syphilis an einem kleinen Geschwür. Das tritt an der Stelle auf, an der der Erreger in den Körper eingedrungen ist. Außerdem schwellen die Lymphknoten an. Diese Symptome verschwinden aber meistens wieder von selber – deswegen: Nicht einfach ignorieren!
Nach zwei Monaten kann es dann zu Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen kommen. Dazu Hautausschläge und Belag auf der Zunge. Auch das vergeht meist wieder von alleine und die Syphilis macht sich erst mal nicht mehr bemerkbar. Fatal, denn: nach Jahren kann es zu Geschwüren am ganzen Körper kommen. Organe und das Nervensystem können geschädigt werden. Mögliche Worst-Case-Folgen: Taubheit, Blindheit und Hirnschäden. Wenn die Syphilis früh erkannt wird, lässt sie sich heutzutage aber gut und meistens problemlos mit Antibiotika heilen.
2018 gab es über 7.000 Syphilis-Fälle in Deutschland. Anfang der 2000er waren es noch weniger als 2.000 Fälle. Ärzte glauben, dass sich die Zahl erhöht, weil sich das Sexleben verändert. Menschen reisen und haben Sex mit immer mehr wechselnden Partnern auf der ganzen Welt. Syphilis betrifft vor allem Männer, besonders häufig wird die Krankheit bei Sex zwischen Männern übertragen. Vor allem Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern sollten sich einmal im Jahr auf Syphilis testen lassen. Mittlerweile gibt es sogar Tests für zu Hause. Dieser Selbsttest sollte aber mit einer Beratung verbunden werden. In vielen deutschen Großstädten gibt es außerdem anonyme Stellen, die beraten und im Zweifel auch testen. Infos dazu gibt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
3. Tripper
Tripper ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen, die – genau wie Syphilis – durch Bakterien verursacht wird. In Deutschland gibt es keine Meldepflicht für die Krankheit. Aber in anderen europäischen Ländern wie England oder Frankreich sind die Tripper-Infektionen sei Anfang der 2000er wieder stark angestiegen.
Die Krankheit kann alle Schleimhäute befallen, wie Mund- und Rachenraum. Das heißt, theoretisch kann man sich durch Oralsex Tripper an den Mundschleimhauten einfangen. In der Regel betrifft die Krankheit aber die Harnröhre und den Enddarm. Das Tückische: Tripper kann leicht übersehen werden. Wenn der Rachenraum betroffen ist, verwechselt man die Geschlechtskrankheit leicht mit einer Erkältung. Bei der Infektion des Enddarms wird der Tripper meist gar nicht erkannt.
Die Infektion der Genitalien führt bei fast allen Männern zu Beschwerden. Nach wenigen Tagen entstehen Entzündungen an den Schleimhäuten. Es bildet sich Eiter, der als milchig-gelber Ausfluss aus der Harnröhre kommt. Dabei haben die allermeisten Männer starke Schmerzen, es brennt und juckt.
Die Infektion ist recht leicht beim Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr übertragbar. Ein Risiko besteht nämlich vor allem dann, wenn Schleimhäute zweier Menschen direkt miteinander in Kontakt kommen. Kondome reduzieren das Risiko einer Übertragung auch hier, schützen aber nicht vollständig.
Auch wenn die Beschwerden wieder zurückgehen, kann sich ein unbehandelter Tripper weiter im Körper ausbreiten. Eine mögliche Folge: Unfruchtbarkeit. Tripper kann mit Antibiotika behandelt werden, es gibt allerdings immer häufiger Erreger, die schon gegen bestimmte Medikamente resistent sind. Deswegen ist eine Therapie manchmal kompliziert.
Wenn was ist, ab zum Arzt
Keine Frage: Besonders Geschlechtskrankheiten können wahnsinnig unangenehm sein. Aber egal ob Hodenkrebs, Syphilis oder Tripper, alle Krankheiten sind gut behandelbar und heilbar. Vorausgesetzt natürlich, sie werden erkannt. Deswegen ist es besonders wichtig, bei einem Verdacht sofort zum Arzt zu gehen. Ob bei einer Verhärtung, einem Knubbel, Juckreiz oder Brennen. Das Wichtigste ist vor allem erstmal Bewusstsein: Männergesundheit muss ein Thema werden. Also erwähnt das doch demnächst einfach mal in gemütlicher Runde bei einem Bierchen.
Sendung: PULS vom 09.10.2019 – ab 15 Uhr