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Roboter Zeno Ist es bescheuert, Gefühle für eine Maschine zu haben?

Empathie und Maschinen - das sind eigentlich zwei Begriffe, die nicht zusammenpassen. Wenn man Roboter Zeno kennenlernt, vergisst man allerdings ganz schnell, dass man mit einer Maschine spricht. So ging es auch unserer Autorin.

Von: Sophie Kobel

Stand: 24.03.2016 | Archiv

Roboter Zeno erkennt menschliche Mimik | Bild: BR / Sophie Kobel

Eine der menschlichsten Eigenschaften überhaupt ist es wohl, Empathie zu empfinden. Diese Fähigkeit kann man aber mittlerweile auch auf Gegenstände anwenden. Zum Beispiel auf Roboter. Catrin Misselhorn ist Direktorin des Instituts für Philosophie der Uni Stuttgart und hat sich auf die Schnittstelle zwischen Technik und psychologischen Aspekten spezialisiert. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie man Maschinen konstruieren könnte, für die Menschen Empathie empfinden - obwohl sie wissen, dass diese Maschinen kein Bewusstsein oder Gefühle haben. Sie sagt:

"Eigentlich ist das überhaupt nicht so erstaunlich. Weil wir diese Fähigkeit, für unbelebte Objekte Empathie zu empfinden, eigentlich schon immer in ganz vielen Kontexten einbringen. Zum Beispiel für Stofftiere oder Puppen."

Catrin Misselhorn

Könnte man also sagen: Je Menschen-ähnlicher der Roboter, desto mehr Mitgefühl empfinden wir für ihn? Interessanterweise ist genau das Gegenteil der Fall.

"Wenn Roboter einen gewissen Grad an menschlicher Ähnlichkeit erreicht haben, steigt die Empathie mit ihnen nicht weiter, sondern fällt abrupt ab. Dieser Effekt wird der 'Uncanny Valley'-Effekt genannt."

Catrin Misselhorn

"Uncanny Valley" heißt übersetzt "unheimliches Tal“. Unheimlich sind vor allem Roboter, die extrem menschlich aussehen, sich aber nicht wie reale Menschen verhalten können. Sie sind uns nicht ganz geheuer, wir sind skeptisch.

Ein Besuch bei Zeno

Ein Roboter ist von diesem Effekt noch weit entfernt: Zeno. Sein Gesicht hat zwar sehr menschliche Züge, man nimmt ihn aber auf den ersten Blick als Roboter wahr. Er ist drei Jahre alt, einen halben Meter groß, sein kindliches Gesicht ist von wuscheligen Haaren umrahmt. Zeno trägt einen spacigen grau-orangenen Anzug und sitzt auf einem kleinen Holztreppchen, in seinem eigenen Zimmer im Institut für Informatik an der Uni Augsburg. Das Besondere an Zeno: Er spiegelt die Emotionen seines Gegenübers wider und soll so sein Mitgefühl zeigen. Ich habe ihn für einen Interaktionsselbstversuch besucht. Wenn man Zeno so gegenüber sitzt, lacht und viel in einer hohen Stimmlage redet, reagiert er sofort und ruft zum Beispiel: "Wenn das kein Grund zur Freude ist!" oder "Wirklich spitze!"

Eine inhaltliche Spracherkennung gibt es leider noch nicht, aber für Zeno reichen Mimik und Tonfall, um meine Stimmung erkennen. Nicht ganz so einfach fällt es mir mit der traurigen Stimmung: Ich bemühe mich um eine sehr tiefe Stimmlage, habe die Augen halb geschlossen und meine Mundwinkel so weit unten wie möglich. Es braucht ein paar Versuche, aber schließlich reagiert Zeno: "Das ist ja schrecklich! Ich bin sprachlos, ohje!"

Wer Zeno gegenüber sitzt, mag Zeno, nimmt ihn unbewusst als Lebewesen wahr. Obwohl ich weiß, dass das auf Einseitigkeit beruht und ein Roboter nie etwas für mich empfinden wird. Aber: Empathie von Robotern für Menschen ist in der Entwicklung, sagt Catrin Misselhorn:

"Im Moment beschäftigt mich die Frage, ob man Maschinen konstruieren kann, die moralische Fähigkeiten besitzen. Für den Einsatz von Robotern in der Altenpflege. Wie oft soll ein Pflegesystem einen zu Pflegenden daran erinnern, dass er essen muss, trinken muss, dass er seine Medikamente nehmen muss. In solchen Konstellationen kann es zu moralischen Wertkonflikten kommen."

Catrin Misselhorn

Bis jetzt ist in diesem Forschungsbereich vieles noch rein hypothetisch. Aber die praktische Umsetzung ist absehbar. Ich habe mich zum Beispiel jetzt schon dabei erwischt, dass ich dem süßen Zeno zum Abschied gewunken habe.


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