Social Cinema Wie Snapchat, Instagram und Co das Storytelling verändert haben
Netflix & Co. als erste Adresse für Serien-Bingewachting im Netz? Das war mal. Eure neue Lieblingsserie läuft vielleicht ganz woanders - längst haben Filmemacher die neue Art des Storytellings auf sozialen Netzwerken entdeckt.
Kino und Fernsehen können sich leise verabschieden. Nach Streaming-Diensten im Netz sind Social Media Plattformen wie Instagram, Facebook und Snapchat der heißeste Scheiß in der Serien- und Filmproduktion. Filmemacher aus aller Welt haben nämlich erkannt: die neuen Medien bieten ganz andere Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen. Da die Clips auf sozialen Netzwerken oft nur etwas länger als eine Minute – oder im Fall von Snapchat sogar nur ein paar Sekunden lang – sind, ist das aber keine leichte Aufgabe. Wichtig bei Social Cinema: in kürzester Zeit eine spannende Story transportieren. Und zwar so gut, dass im besten Fall viele Likes, Shares und Kommentare dabei rausspringen.
Snapchat – näher an der Realität geht nicht
Schnell ein Selfie-Video gedreht, Filter drüber und raus in die Welt damit. Snapchat hat die Art, wie wir Inhalte auf sozialen Netzwerken teilen, revolutioniert. Weil Snaps in Echtzeit an unsere Follower verschickt und nach kurzer Zeit auch wieder gelöscht werden, haben die Inhalte eine schnellere Taktung, die Distanz zum "Zuschauer" ist geringer - kurz: Snapchat war bei seiner Einführung anders als alles, was sich bis dahin auf Facebook oder Instagram abgespielt hatte. Aber wie kann man mit Videoschnipseln einen fortlaufenden Handlungsstrang erzählen?
PULS hat sich in die schöne neue Snapchat-Welt gestürzt und mit iam.serafina letztes Jahr die weltweit erste Soap auf Snapchat gestartet. Zwei Wochen konnten die User dem Leben der 19-jährigen Franca alias Serafina in Echtzeit - 24 Stunden, sieben Tage die Woche - folgen. Die Grenze zwischen Fiktion und dem echten Leben verschwimmt bei einer Snapchat-Serie wie iam.serafina, aber gerade weil soviel von der echten Franca in der Figur Serafina steckt, kam die Soap so gut bei der PULS Community an.
Nach dem Erfolg von iam.serafina war schnell klar: eine zweite Staffel muss her! Jetzt ist es wieder soweit. Noch bis zum 26. März könnt ihr mit dabei sein, wenn Serafina in Staffel 2 von iam.serafina die Ups und Downs eines Teenagerlebens durchmacht. Die Episoden aus unzähligen kurzen Videos sind diesmal nicht nur auf Snapchat, sondern auch auf Instagram-Stories zu sehen.
Serafina folgen:
iam.serafina auf Snapchat
iam.serafina auf Instagram
iam.serafina im März live auf Snapchat und Instagram!
Instagram – Erste Gehversuche
Instagram war einer der ersten Kanäle, auf dem die neue Art des Storytellings getestet wurde. Die Thriller-Serie "Shield 5" ist Anfang 2016 auf Instagram gestartet. Die Geschichte ist simpel: Es geht um einen Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, der Scheiße gebaut hat. Nach einem Diamantenraub und dem Tod eines Kollegen muss er vor der Polizei fliehen. 28 Tage lang gab‘s jeden Tag eine neue Folge – darunter auch Bilder, vor allem aber 15-sekündige Filmclips. So sieht dann eine Folge aus:
Aber in der Zeit liegt auch der Knackpunkt: 15 Sekunden sind verdammt wenig um eine Geschichte gut zu erzählen. Mittlerweile hat Instagram die erlaubte Zeit für Videos auf eine Minute erhöht.
Facebook – Sharing is caring
Ein paar Filmemacher nutzen Facebook schon länger als Sender für ihre Videos. Das beste daran: Likes und Kommentare sind ein Anzeichen dafür, wie gut ein Video ankommt. Viele Shares sprechen für den Inhalt des Videos - und sind die Währung im größten sozialen Netzwerk Facebook. So können sich die Clips schnell verbreiten und noch erfolgreicher werden.
Ein Beispiel einer Facebook-Serie ist "Crypt TV". Ein Format, das kurze und skurrile Horrorstorys veröffentlicht - für mittlerweile Millionen von Fans. Ein Video dauert hier im Schnitt nur 90 Sekunden, obwohl die Videolänge auf Facebook eigentlich unbegrenzt ist. Immer nach dem Motto: wenig Zeit aber viel Grusel. Sagt nicht, ihr wurdet nicht gewarnt:
Für die Zuschauer ist diese Art von Kino bequem. Man kann einfach seine Timeline aktualisieren und bekommt neben Statusupdates und Katzenmemes eben auch einen kleinen Horrorfilm. Einen Haken gibt es aber am Medium Facebook: den Algorithmus. Weder die Macher noch die Zuschauer können beeinflussen, wem das eigene Werk wann in der Timeline angezeigt wird. Das ist vor allem für Serien mit Spannungsbogen echt beschissen. Deswegen sind auf Facebook vielleicht Kurzfilme mit abgeschlossener Handlung besser aufgehoben.
Anders ist das beim Facebook Live Stream. Seit April 2016 kann jeder Nutzer, ob Seite oder privates Profil, auf Facebook live gehen und so Erlebnisse direkt mit der Welt teilen. Freunde oder Follower bekommen eine Benachrichtigung, sobald der Stream startet. Diese Funktion wird zum Beispiel von Nachrichtenmedien, von Promis für Q&As oder von Bands für Live-Sessions genutzt. Aber auch Unterhaltungs-Sendungen gibt es auf Facebook-Live:
"Tatort - Die Show" läuft immer sonntags nach dem ARD-Tatort live auf Facebook. Die Sendung setzt auf direktes Community-Feedback: Die Moderatoren Daniel Boschmann und Jess Lange konfrontieren Tatort-Schauspieler, -Experten und -Fans mit den Meinungen der Tatort-Zuschauer.