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Streit um Videos auf YouTube Alle gegen die Gema

"Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar" – der Hinweis nervt. Hintergrund ist ein langer Streit zwischen Gema und YouTube. Jetzt schalten sich die Internet-Aktivisten von Anonymous ein. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Von: Michael Bartlewski

Stand: 20.06.2011 | Archiv

Gema gegen YouTube | Bild: Marcus Brandt

Die Gema ist eigentlich für die Künstler da. Denn sie kümmert sich um deren Verwertungsrechte. Und kassiert bei jeder veröffentlichten CD, bei Songs in der Werbung oder bei Live-Auftritten. Aber nicht jeder Künstler ist ein Freund der Gema. Der Verwaltungsapparat sei zu behäbig, der Verteilungsschlüssel sei zu kompliziert und zu ungerecht - so lauten die gängigen Vorwürfe. Im digitalen Zeitalter verschärfen sich die Skepsis und Kritik. Bestes Beispiel ist der Streit zwischen YouTube und der Gema.

Worum geht's?

YouTube ist ein prima Promotion- und Marketing-Tool für Musiker. Umso bitterer ist es, wenn die Stopp-Meldung erscheint: "Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar" und sich Fans in Deutschland das Video nicht anschauen können. Hintergrund ist der seit April 2009 laufende Streit zwischen Gema und Youtube.

Und worum geht's wirklich?

Es geht natürlich um Geld. Die beiden Streithähne können sich einfach nicht einigen, wie viel Cent-Beträge pro Video-Klick fällig werden. Weil das nicht klar ist, sperrt YouTube die Videos internationaler und nationaler Künstler. Inzwischen auch gerne mit dem Hinweis: "Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte, für die die GEMA die erforderlichen Musikrechte nicht eingeräumt hat."

Anfang des Jahres hat eine Hamburger Agentur zurück-blockiert:

Warum können sich Gema und YouTube nicht einigen?

Weil die Situation inzwischen ziemlich verfahren ist. Die Gema hat YouTube im vergangenen Jahr verklagt, seitdem herrscht offenbar Funkstille, und die Verhandlungen stagnieren. YouTube erklärt, die geforderten Beträge der Gema seien utopisch und nicht finanzierbar. Die Gema verweist auf erfolgreiche Abschlüsse mit anderen Streaming-Anbietern. Fakt ist aber, dass in Italien und Frankreich die Verhandlungen zwischen YouTube und Rechteverwertern einfacher verliefen. Über diese Deals werden zwar kaum Details veröffentlicht, aber YouTube teilt sich dort mit der Musikindustrie die Werbe-Einnahmen.

Was macht die Sache noch komplizierter?

Dass so viele Interessensvertreter mitmischen. Die Plattenfirmen, die Künstler, die User, YouTube und die Gema. Aktuell entsteht die paradoxe Situation, dass die Gema die Künstler, die sie vertritt, gleichzeitig behindert. Weil sie deren Promotion-Möglichkeit auf YouTube einschränkt. Das bringt auch die Plattenfirmen in Rage: "Deutschland ist im digitalen Musikmarkt ein Entwicklungsland - und ein wesentlicher Grund dafür ist die Haltung der Gema", sagte Sony-Music-Chef Edgar Berger vergangene Woche gegenüber "Spiegel Online".

Und warum mischt sich da Anonymous ein?

Weil sie sich immer aufregen, wenn der Zugang zu Informationen erschwert wird. Am Wochenende haben die Aktivisten von Anonymous eine Videobotschaft unter dem Titel "Operation Gema" veröffentlicht. Sie verurteilen die Behinderung des "freien Informationsflusses". Wenn die Gema ihre überzogenen Forderungen nicht korrigiere, sehe sich Anonymous gezwungen "weitere Schritte einzuleiten". Als erste Aktion haben sie zeitweise die Gema-Homepage lahmgelegt.

Wie kann eine Lösung aussehen?

Die Verhandlungen könnten sich noch Jahre hinziehen. Für Musiker und Gema-Mitglied Johannes Kreidler gibt es nur eine Lösung: "Die Gema muss ihre Preise heruntersetzen. Das ist dann zwar der Abschied von der alten Welt. Aber nur so geht es." Kreidler wurde vor drei Jahren mit einer Gema-Protestaktion bekannt, als er ein Musikstück mit 70.200 Fremdzitaten anmeldete. Der Künstler aus Berlin glaubt, dass die Gema sich derzeit selbst schadet. "Die Gema ist ein ziemliches Altersheim, was den Vorstand angeht. Da haben manche wirklich noch nicht begriffen, dass ein neues Zeitalter begonnen hat."


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