Deutsche Prestigeserie Warum ihr die Serie "Babylon Berlin" erst 2018 im Free-TV sehen könnt
Mit einem Budget von fast 40 Millionen Euro ist "Babylon Berlin" die teuerste deutsche Serie jemals. Die ARD ist Ko-Produzent - trotzdem lief die Serie zunächst nur bei SKY. Warum? Wir beantworten die drei wichtigsten Fragen.
Fast 200 Drehtage, hunderte Drehorte, tausende Komparsen, und knapp 40 Millionen Euro Budget stecken in "Babylon Berlin". Die Serie ist ein gigantisches Pilotprojekt - produziert gemeinsam vom Bezahlsender SKY und der öffentlichen-rechtlichen ARD, die mit “Babylon Berlin” endlich eine Serie schaffen wollten, die es mit amerikanischen Qualitätsserien wie "Mad Men" und "Boardwalk Empire" aufnehmen kann. Und ohne zu viel zu verraten: das ist den Serienschöpfern Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten wirklich gelungen. Nach drei Jahren Wartezeit lief die Serie 2017 endlich an - allerdings zuerst beim Bezahlsender SKY und erst jetzt in der ARD. Das wirft bei vielen Serienfans Fragen auf.
1. Warum läuft die Serie im Pay TV, obwohl sie mit Gebührengeldern aus dem Rundfunkbeitrag finanziert wurde?
Es klingt erstmal ungerecht, ist aber eigentlich ganz normal - zumindest wenn es um Kinofilme geht. Denn die werden häufig von kommerziellen Partnern mit der ARD ko-produziert. Der ARD Programmdirektor Volker Herres erklärt in einem offiziellen Statement:
"Die Zusammenarbeit bedingt, dass jeder Partner Anteil an den Rechten hat. Ein seit Jahrzehnten übliches Verfahren: Kino-Koproduktionen sind ein Jahr oder länger exklusiv im Kino zu sehen, bevor wir sie im Ersten zeigen können."
Volker Herres
Die ARD ist oft Ko-produzent bei Kinofilmen - und die laufen auch erst im Kino, wo man Eintritt zahlen muss. Denn die kommerziellen Partner wollen natürlich ihre Kosten für den Film im Kino wieder einspielen. "Babylon Berlin" war die erste Serie, die auf ähnliche Weise finanziert wurde - und es ist klar, dass einige sich darüber wundern. Andererseits zahlen wir für exklusive Serien jetzt schon in etwa das gleiche wie für ein Kinoticket, wenn wir ein Netflix oder Sky-Abo haben. Und oft laufen diese Serien dann im Anschluss auch im Free-TV. Anders wären spektakuläre Serien wie "Babylon Berlin" hier in Deutschland auch kaum finanzierbar.
2. Wie hoch ist der Kostenanteil der ARD?
"Babylon Berlin" ist die teuerste Serienproduktion aller Zeiten in Deutschland, aber ARD und SKY stecken nicht allein hinter der Serie, auch Tom Tykwers Produktionsfirma X-Filme und der Filmvertrieb Beta Film haben die Serie mitfinanziert. Das heißt die Kosten werden von mehreren Partnern getragen, die diese natürlich wieder decken wollen, sagt Moritz Wetter, der Pressesprecher von SKY:
"Teil jeder Finanzierung sind exklusive Auswertungsfenster um das jeweilige Programminvestment zu refinanzieren, beziehungsweise den eigenen Programmauftrag zu erfüllen."
Moritz Wetter
Die ARD hat zwar mehr gezahlt als SKY, trotzdem ist "Babylon Berlin" dort zuerst zu sehen, weil natürlich kein Zuschauer für eine Serie bezahlen will, die man vorher kostenlos in der ARD sehen kann. Wie viel die ARD für "Babylon Berlin" letztlich ausgegeben hat, ist nicht ganz klar, aber für eine Minute "Babylon Berlin" habe die ARD nur so viel bezahlt, wie für eine Tatort-Minute, sagen ARD-Programmdirektor Volker Herres und auch SKY. Das sind etwa 15.500 Euro.
3. Warum investiert die ARD so viel in eine Serie, die sie nicht exklusiv zeigen darf?
Die ARD könnte natürlich im Ausland einfach die Rechte an einer teuer-produzierten Serie einkaufen. Aber die ARD unterliegt als öffentlich-rechtliche Anstalt einem Programmauftrag - und dazu gehört auch die Produktion von kulturellen Angeboten, wie Filme und Serien. Bei einer Produktion wie "Babylon Berlin" wird die deutsche Film- und Fernsehbranche unterstützt: Denn die Serie wurde ausschließlich in Deutschland gedreht, u.a. in den Filmstudios Babelsberg, und mit deutschen Regisseuren und Schauspielern. Was Deutschland als Filmstandort natürlich auch im Ausland interessanter macht.
Darum geht es in Babylon Berlin
Es ist der Sommer kurz vor der Wirtschaftskrise 1929, die die ganze Welt aus den Bahnen wirft. Berlin taumelt zwischen den Extremen: Rausch und Todessucht, Armut und Protz, Frieden und Krieg. Gereon Rath, Kriminalkommissar aus Köln, wird vor dieser Kulisse in die Hauptstadt der noch jungen Republik versetzt, um dort einen Pornoring auszuhebeln - und gerät natürlich zwischen die Fronten. Die Serie basiert auf den Krimi-Romanen von Volker Kutscher und wurde vom Showrunner-Dreiergespann Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten umgesetzt. Die ersten beiden Staffeln mit insgesamt 16 Folgen sind bereits produziert, die dritte und vierte Staffel wurden schon bestätigt.
“Babylon Berlin” läuft ab 13.10.2017 bei SKY und ab 30.09.2018 im Ersten.
Sendung: Filter, 2. Oktober 2017 - ab 15 Uhr