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TV & Serien // Fargo: Staffel 2 Die wilden Siebziger

Die erste Staffel Fargo hat letztes Jahr so ziemlich jeden Preis abgeräumt, den es gibt. Die zweite Staffel verlagert die Handlung in die 70er mit neuem Setting und neuen Schauspielern – und ist noch besser als die erste.

Von: Christian Alt

Stand: 14.10.2015 | Archiv

Seriencheck | Bild: FX Productions

Ende der 70er ist die Stimmung in den USA aufgeheizt, sogar im ländlichen Fargo im Bundesstaat North Dakota: Die Ölkrise macht den Leuten Angst, Vietnam-Veteranen irren ziellos umher und seit der Watergate-Affäre glaubt niemand mehr daran, dass der Staat irgendwas auf die Reihe kriegt. Wo der Staat keine Macht mehr hat, floriert das organisierte Verbrechen. In Fargo regiert eine deutsche Familie die Unterwelt: die Gerhardts. Die Kriminellen aus einer Bäckerei-Dynastie verdienen ihre Brötchen schon längst nicht mehr mit deutschen Backwaren, sondern mit Schutzgeld und Drogenhandel. Als ein Erpressungsversuch schiefgeht, sind plötzlich drei Unschuldige in einem Diner tot und der lokale Cop Lou Solverson ratlos.  Aber bei diesen Morden wird es nicht bleiben: Ein Kartell aus Kansas City will das Imperium der Gerhardts kaufen. Und wenn sie das nicht wollen, werden sie einfach umgebracht.

Zurück in die Zukunft

Polizist Lou Solverson ist auch in Staffel 2 dabei.

Mit der ersten hat die zweite Staffel kaum etwas zu tun. Einziges Verbindungsstück: der Polizist Lou Solverson, der Vater der Polizistin aus dem letzten Jahr. Sonst ist hier alles anders. Und das ist auch gut so: Die erste Staffel Fargo war 2014 eine der Seriensensationen. Die Serie hat den Film der Coen-Brüder kongenial umgesetzt. Die zweite Staffel legt hier noch mal eine ganze Schippe drauf: Sie ist durchweg brillant geschrieben und vor allem: unglaublich schön inszeniert. Ständig will man auf Pause drücken, ein Standbild schießen und sich das dann auf Leinwand ziehen. Da können sich andere Serien, die eher lustlos den Dialog abfilmen, eine riesige Scheibe von abschneiden. Apropos Dialog: Serienschöpfer Noah Hawley trifft den ironischen Ton der Vorlage perfekt und baut für Coen-Fans dutzende Eastereggs ein. Typisch Coen gibt es hier irre Verschwörungstheoretiker, Ufos, dumme Killer und natürlich auch jede Menge Bibelzitate.

Die erste Garde Hollywoods im verschneiten Kaff

Von diesem Gegensatz – saudumme Gangster und schlaue Cops – bekommt die Serie ihren Humor. Damit dieser absurde Coen-Humor aber zündet, braucht es Schauspieler, die das auch rüberbringen können. Mit dabei sind unter anderem: Kirsten Dunst, Ted Danson, Jesse Plemons und Patrick Wilson – alles Schauspieler der ersten Reihe Hollywoods. Sogar Nick Offerman, den man bisher nur als miesgelaunten Behördenchef Ron Swanson aus Parks & Recreation kannte, spielt hier mit – natürlich auch wieder einen miesgelaunten Typen mit überlangem Backenbart. Aber gewöhnen sollte man sich an den tollen Cast nicht: Nach zehn Folgen werden die, typisch für Fargo, wieder ausgetauscht. Nächstes Jahr geht es dann – hoffentlich genauso fantastisch – mit neuem Setting weiter.


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