Trailer von "Finding Dory" Warum ein homosexuelles Paar bei Disney längst überfällig ist
Sind sie nun lesbisch oder nicht? Diese Frage beschäftigt Fans vom neuen Disney Film "Finding Dory". Im Trailer sind zwei Frauen mit Kind zu sehen. Heißt das etwa, dass Disney zum ersten Mal Homosexualität offen thematisiert?
Dass "Finding Dory" durch die Decke gehen wird, ist jetzt schon sicher, denn mit dem Film knüpft Disney an "Finding Nemo" an, der vor zwölf Jahren ein riesen Erfolg war. Schon lange wollen Fans neue Geschichten der vergesslichen Dory und ihrem Clownfisch-Freund Nemo sehen. Dass der neue Trailer von "Finding Dory" vor allem in den USA jetzt ein großes Thema ist, liegt aber wohl eher daran, dass er zeigt, dass Disney mit "Finding Dory" möglicherweise Neuland betritt: Die Darstellung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen.
Es geht um zwei Sekunden, in denen zwei Frauen zu sehen sind, die mit einem Kind im Zoo unterwegs sind. Das könnte darauf hindeuten, dass die beiden ein lesbisches Paar sind. Es könnten allerdings auch einfach nur zwei Freundinnen sein, die mit Kind unterwegs sind. Sicher ist sich da keiner.
Befeuert werden die Gerüchte aber vor allem dadurch, dass Ellen DeGeneres die Titelrolle der Dory spricht und den Trailer geteilt hat. Sie hat sich 1997 geoutet und wäre wohl auch sehr angetan, wenn Disney auch in den Kinderfilmen endlich in der Realtiät ankommt. Schließlich kämpft sie seit Jahren für die gerechte Behandlung homosexueller Paare.
"Finding Dory" ist nicht der erste Film, bei dem lautsark nach gleichgeschlechtlichen Paaren gerufen wird. Zuletzt wurde die Diskussion um Elsa aus dem Disney Film "Frozen" geführt. Unter dem Hashtag #GiveElsaAGirlfriend hatte die 17-jährige Alexis Isabel Moncade gefordert, dass die Eiskönigin in der Fortsetzung eine Prinzessin und keinen Prinzen an die Seite bekommt. In der LGBT-Community haben viele in der Geschichte von Elsa, die sich nicht an den Ratschlag hält, ihre Zauberkräfte zu unterdrücken, die Erfahrung eines Coming-Outs wiedererkannt.
Aber nicht nur in aktuellen Disney-Filmen finden sich Charaktere, denen ein homosexueller Touch nachgesagt wird. Bestes Beispiel ist Ken aus Toy Story 3, der für seinen Allüren oft von den anderen aufgezogen wird. Ken flirtet zwar mit Barbie, sein exzentrischer Kleidungs- und Lebensstil ist für viele aber ein Indiz, dass er schwul sein könnte.
Damit passt Ken in das Muster, das Disney schon lange durchzieht: Die Figuren sind nicht klar homo- oder heterosexuell. Viele sind asexuell mit gleichgeschlechtlichen besten Freunden, wie Timon und Pumba, oder haben einfach magische Kräfte und verwandeln sich selbst ins verschiedene Geschlechter, wie der Dschinni aus Aladdin.
Oft sind die Figuren stark überzeichnet und für Kinder einfach lustig - für die LGBT-Community aber einfach ärgerlich. Denn warum kann man nicht auch in Kinderfilmen ganz normal mit Homosexualität umgehen? Gleichzeitig muss man Disney zu Gute halten, dass die Botschaft der Filme auch immer die Toleranz für alles und jeden beinhaltet - egal ob Warzenschwein, Exzentriker oder Eiskönigin.
Würde Disney sich jetzt trauen, Homosexuelle und ihre Beziehungen als ganz normalen Teil unserer Gesellschaft darzustellen, ganz ohne Glitzer-Zauberei-Tam-Tam, würde das trotzdem eine Wende bedeuten. Allerdings gibt es in Amerika eine stark konservative und kaufkräftige Lobby, die das nicht gerne sehen würde. Ob die beiden Frauen aus dem Trailer von "Finding Dory" jetzt einfach "nur" Freundinnen oder ein Paar sind, werden wir es erst wissen, wenn der Film im Juni in den USA in die Kinos kommt und es die ersten Tweets aus den amerikanischen Kinosälen dazu gibt. Oder wir machen uns ein eigenes Bild, wenn "Finding Dory" bei uns in Deutschland ins Kino kommt.