Game of Thrones Staffel 6 Alle Macht den Frauen!
Sie wurden vergewaltigt, misshandelt und reihenweise ermordet: Die weiblichen Charaktere in Game of Thrones. Nach fünf Staffel stellt die Serie jetzt ihre eigenen Regeln einfach auf den Kopf.
Gerade hat sie eine Gruppe Khalasare in einer Falle verbrennen lassen. Völlig ungerührt schreitet sie splitternackt durchs Feuer. Daenerys Targaryen, feuerresistente Drachenmutter, Sklavenbefreierin und Anwärterin auf den eisernen Thron. Hinter ihr fressen die tobenden Flammen die vergewaltigenden, mordenenden und räuberischen Anführer ihres neuen Reiches. Jetzt steht sie da, stolz und mächtig. Und tausende Dothraki knien vor ihr nieder.
Das war der bisher feministischste Moment in den sechs Staffeln von "Game of Thrones". Keine Frage: Daenerys rules. Und sie ist längst nicht die Einzige.
Frauen aus allen Himmelsrichtungen
Nach sechs Staffeln machen sich Frauen aus allen Himmelsrichtungen auf, um das Patriarchat in den sieben Königslanden endgültig zu besiegen: Deanerys Targaryen und ihre Armee im Südosten, Sansa Stark und die Wildlinge im Nordwesten, ihre Schwester, die Assassinin Arya im Nordosten, Königsmutter Cersei Lannister und die Königin Margeary Tyrell in der Mitte und die "Sandschlangen", eine Untergrund Grrrl Gang, im Süden. "Game Of Thrones" hat so viele weibliche Hauptcharaktere wie kaum eine Serie zur Zeit. Trotzdem galt die Serie lange als ziemlich frauenfeindlich. Klar, insgesamt sind wahrscheinlich mehr Männer gestorben, aber so unablässig erniedrigt und gequält wurden, bis auf die Ausnahme des selbstgerechten Bullys Theon Greyjoy, nur Frauen.
Geqäult, erniedrigt und ausgetauscht
Bestes Beispiel: Sansa Stark. Als naives Prinzesschen wurde sie erst an einen sadistischen Königsanwärter verheiratet, wird von ihm gedemütigt, weitergereicht und von ihrem nächsten Mann – wieder ein sadistischer Psychopath – schließlich sogar vergewaltigt. Das, was bis jetzt nur aussah wie ein fauler und echt krasser Schockmoment, ist bei genauerem Hinsehen aber eigentlich nur ein Teil der perfekten Heldenreise: Denn genau wie Deanerys, Arya, Margeary und Cersei findet sie ihre Stärke, als es schlimmer nicht mehr kommen kann: Sie ist geläutert, erweckt, und sehr, sehr, wütend. Und damit ein klassischer Held – nur eben weiblich.
Die Außenseiter wollen Vergeltung
Die Frauen bei "Game of Thrones" haben eins gemeinsam: Sie sind Underdogs und Außenseiter, wenig beachtet, unterschätzt und nicht ernstgenommen im Kampf um den Thron. Nicht nur innerhalb der Serie, auch von den Zuschauern – bis jetzt. Dabei beherrschen sie die Regeln genauso gut wie ihre männlichen Rivalen: Bei Hofe intrigieren und manipulieren sie, auf dem Schlachtfeld schwingen sie Schwerter und als Assassinen verfolgen sie ganz im Geheimen ihre Rachepläne. Ihr Ziel ist aber immer das gleiche: Vergeltung.
Frauen als Mittelalterhelden?
Hater im Netz finden diese feministische Wendung ziemlich überraschend – und vor allem total unnötig. Dabei hat Serienerfinder George RR Martin die Emanzipierung fein säuberlich über die letzten fünf Staffeln hinweg geplant und seine Heldinnen in vielen Nebenhandlungen auf den finalen Kampf vorbereitet. Das hat nur keiner mitbekommen, weil alle mit Jon Snow beschäftigt waren. In einer Mittelalterserie erwartet man ja auch, dass die Männer das Sagen haben. Aber "Game of Thrones" ist trotz aller Referenzen eben keine Mittelalter-Serie – sondern Fantasy. Und da kann eine Prinzessin Drachenmutter sein. Warum also nicht auch Herrscherin?
Frauen auf den Thron!
Wenn die Serie jetzt konsequent zu Ende bringt, was sie in der sechsten Staffel gerade andeutet, dann gehört der Eiserne Thron am Ende definitiv den Ladies. Und das wäre echt der Wahnsinn. Deanerys Targaryen hat das übrigens schon in der ersten Staffel gewusst: