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Games // Watch Dogs 2 Anarchischer Hacker-Spaß mit aktuellem Bezug

Die Story: brüchig. Die Dialoge: daneben. Trotzdem ist das Game über ein paar Hipster-Hacker in San Francisco eine Riesengaudi. Was unter anderem daran liegt, dass hier Martin Shkreli und Donald Trump aufs Korn genommen werden.

Von: Franz Liebl

Stand: 25.11.2016 | Archiv

Watch Dogs 2  | Bild: Ubisoft

Ein paar übercoole Hackerdudes wollen in San Francisco mal so richtig mit der fiesen Datenkrake "Blume" aufräumen. Dafür brauchen sie Follower, übelst viele Follower. Und wie kriegt man die? Spektakuläre Aktionen machen, die sich viral im Netz verbreiten. Der allmächtige Internetkonzern "Blume" hat die Stadt komplett vernetzt und das hat düstere Konsequenzen für die Menschen. Denn "Blume" weiß jedes kleinste Detail von den Bürgern: Gehalt, Gesinnung, Gesundheit. Darum dreht sich der Plot von "Watch Dogs 2". Und der wäre tatsächlich richtig gut, wenn die Story nicht so hanebüchen geschrieben wäre. Eine Handvoll überzogener Klischee-Nerds? Ok. Aber mein Character, der Star-Hacker Marcus und seine Crew sprechen manchmal, als ob sie das Buch "Jugendwort des Jahres" gefressen hätten. Und die Synchronsprecher sind dermaßen affektiert, dass ich ihnen ihre Rollen nicht abnehme, absoluter Fremdscham-Alarm. Ich kann einfach nicht richtig in die Geschichte eintauchen.

Peinliche Story, aber: frisches Schleichgame

Hacker agieren im Verborgenen – man sieht sie nicht. Und tatsächlich, diese Seite des Games ist einfach nur großartig. Oft muss ich, um eine wichtige Datei zu stehlen, nicht einmal das entsprechende Gebäude betreten. Ich hacke mich mit meinen Tools durch Sicherheitskameras in das System, lasse plötzlich Fahrzeuge losfahren, schließe Sicherungskästen von versperrten Türen kurz oder lasse die Akkus von Wachmann-Handys explodieren. Ich bin ein Geist. Der Geist im System. "Watch Dogs 2" ist ein ungewöhnliches und gerade deshalb sehr frisches und tolles Schleichgame.

Storybrüche ohne Ende

Aber Hacker Marcus kann auch anders. Im GTA-Style einfach mit dem Sturmgewehr rein in die Bude und alles über den Haufen ballern zum Beispiel. Dann bricht die Story von "Watch Dogs 2" aber endgültig zusammen. Hacker und Knarren: Das passt einfach überhaupt nicht.

Trotzdem macht mir "Watch Dogs 2“ so viel Spaß wie schon lange kein Open-World-Game mehr. Dadurch, dass es hier keine stimmige Geschichte gibt, spüre ich einen Hauch von Anarchie, der dann doch wieder zur "Hacker gegen Internetkonzern"-Story passt. Außerdem ist hier alles so herrlich drüber!

Tolle Parodien in den Einzelmissionen

Dazu kommen die teilweise grandiosen Einzelmissionen. Eine ganze Mission nimmt zum Beispiel Martin Shkreli aufs Korn. Das ist der Pharma-Schmierlappen, der Aids-Medikamente unbezahlbar gemacht hat und jetzt das einzige Exemplar vom Wu-Tang Clan Album "Once upon a Time in Shaolin" besitzt. Einmal muss ich Politiker-Plakate übermalen, der Slogan lautet "Let’s Make the Bay Area Stronger". Wer hier parodiert wird, ist klar: Donald Trump. Ein anderes Mal helfe ich einem abgehalfterten Actionhelden aus den 80ern aus den Fängen einer Scientology-artigen Sekte. Kurz: Diese einzelnen Storyhappen sind einfach super. Und das Beste: Es handelt sich ja um ein Game von Ubisoft. Die sind mittlerweile berüchtigt, ihre Games mit sinnlosen Sammelaufgaben zu überladen. Die gibt es in "Watch Dogs 2" glücklicherweise auch nicht. Ich hatte eine Mordsgaudi.

Watch Dogs 2 (für PC, PS4, Xbox One)


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