Kunst // Haus 75 Einsam, Zweisam, Dreisam
Atelier-Räume in München sind mehr als schwer zu bekommen. Die drei jungen Künstler Lion Fleischmann, Matthias Mross und Sebastian Wandl haben gleich ein ganzes Haus gefunden. Werkstatt, Galerie und WG unter einem Dach.
Name: Lion "Con Carne" Fleischmann, Mathias "Matzal" Mross und Sebastian "Doubleyou" Wandl
Wohnort: München
Alter: 26, 26 und 27
Unsere Art Bilder zu machen:
Wir haben alle drei an der freien Kunstwerkstatt studiert, wo wir sehr viele verschiedene Techniken gelernt haben. Jetzt ziehen wir uns überall etwas heraus - egal ob Spraydose, Acryl, Marker, Tusche oder Bleistift, wir benutzen das, was gerade am besten zum Bild passt. Dabei sind Matze vor allem flashige Farben wichtig, überhaupt das Zusammenspiel der Farben. Das kann man gut an seinen abgefahrenen Charaktern sehen. Lion malt eher lustige Figuren mit dicken Outlines und Basti ist für die pure Ästhetik zuständig, also schöne Frauen oder bunte Tiere. Was wir alle drei gemeinsam haben, ist die Detailverliebtheit. Wir sind uns nicht zu schade, an zehn Zentimeter fünf Stunden herumzumalen, lassen aber gerne als Kontrast auch mal eine Fläche leer, so dass der Hintergrund durchscheint oder nur ein bisschen Farbe runterläuft.
Zur Kunst sind wir gekommen...
...wie wahrscheinlich die meisten aus der Urban-Art-Szene: durch HipHop. Auch wenn wir alle woanders aufgewachsen sind, das gab es überall - die einen waren Breaker, die anderen haben gerappt und die, die zeichnen konnten, haben eben Graffitis gemalt. Das hat sich dann verselbständigt zu dem, was wir jetzt machen. Wir zeichnen alle seitdem wir klein sind, zuerst waren es Kinderzeichnungen, dann Graffiti, dann Illustrationen und jetzt wird’s ganz freie Kunst.
Unser Kollektiv ist entstanden...
...während unseres Illustrationsstudiums. Dort haben wir uns gleich gut verstanden und festgestellt, dass wir Fans voneinander sind. Wir haben dann relativ schnell erste Projekte miteinander gemacht und daraus ist dieses Kollektiv entstanden. Wenn wir zusammen ein Bild malen, müssen wir uns gegenseitig keine Vorgaben machen, weil wir uns hundertprozentig sicher sein können, dass der andere das Bild noch besser macht. Außerdem können wir viel voneinander lernen. Als wir dann das gemeinsame Haus gefunden hatten, haben wir uns "Haus 75" genannt - einfach weil unsere Hausnummer 75 ist.
Zum Malen brauchen wir unbedingt...
...Sound! Bei Matze ausschließlich Rap, da hämmern den ganzen Tag Beats aus seinem Zimmer. Lion und Basti hören auch gerne mal etwas anderes. Viel wichtiger ist aber, dass hier drei Leute zusammenwohnen, die malen und zeichnen. Jedes Mal wenn einer von uns sieht, was die anderen beiden machen, bekommt er auch Lust aufs Zeichnen - oder ein schlechtes Gewissen. Wenn einer mal in ein Loch fällt, wird er von den anderen sofort mitgezogen. Man merkt das total: Seit wir zusammen in das Haus gezogen sind, sind wir viel, viel produktiver. Es sind viel mehr Bilder in einem halben Jahr im "Haus 75" zustande gekommen, als in den beiden Jahren davor.
Neben der Kunst, machen wir...
...relativ wenig. Lion ist noch Kursleiter an der Schule der Fantasie, an der Kinder spielerisch künstlerisch aktiv werden können. Matze treibt viel Sport, Basti surft und snowboardet, ansonsten stehen die beiden hin und wieder hinter der Bar im Münchner Nachtleben. Denn die Kunst kann zwar die Miete zahlen, aber nicht immer das Essen. Trotzdem ist die Haupteinnahmequelle die Kunst, die Nebenjobs sind nur zur Sicherheit.
Wenn wir 500.000 Euro für ein Kunstwerk hätten, würden wir...
...eine riesige Kuppel von innen anmalen. Bis ganz zum Boden. Damit man am Ende so ein 360-Grad-All-Around-Me-Kunstwerk hat. So Michelangelo-mäßig, nur noch cooler und natürlich abgefahrener. Oder einmal ein richtig, richtig großes Bild malen, über die Seite von einem ganzen Hochhaus.