Jumping the Shark 7 aktuelle Serien, mit denen wir Schluss machen sollten
Jede Serie muss ihr Ende finden – manchmal merkt man das aber erst hinterher. Hier sind sieben noch laufende Serien, von denen unser Autor findet, dass sie schon längst abgesetzt gehören. Spoilerwarnung!
Vor langer Zeit, als das Universum noch jung, Stonehenge noch in Gebrauch und eine Serie noch etwas war, das man nur zu einer bestimmten Zeit im Fernsehen schauen konnte, machte die Sitcom "Happy Days" in ihrer fünften Staffel einen folgenschweren Fehler: Fonzie, einem der Hauptcharaktere, gelang es in einem waghalsigen Wasserski-Stunt, über einen lebendigen Hai zu springen. Sah cool aus, war aber auch so absurd und unsinnig, dass es die vorherige Entwicklung des Charakters praktisch zunichte machte.
Daraus wurde die Redewendung "Jumping the Shark". Wenn eine Serie den Hai überspringt, dann hat sie den Moment erreicht, an dem die Ideen ausgegangen sind und man sich den Rest sparen kann. Sieben aktuelle Serien haben für uns diesen Punkt schon erreicht – oder stehen kurz davor.
1. House of Cards
Netflix’ erstes großes Prestige-Projekt zeigt Emmy-Gewinnerin Robin Wright und den (vermutlich ehemaligen) Schauspieler Kevin Spacey als gewissensloses Ehepaar Claire und Frank Underwood, das mit allen Mitteln den Weg zur Macht in Washington D.C. beschreitet.
Der Shark-Moment: Frank Underwood wird Präsident
Staffel 2, Folge 13: "Chapter 26"
Nach zwei Staffeln Hochspannung, tollen Drehbüchern und einer klar definierten Geschichte, war es die letzte Szene der zweiten Staffel, die das kreative Ende der Serie einläutete: Nach dem Rücktritt des Präsidenten übernimmt Frank Underwood durch seine Stellung als Vizepräsident dessen Platz im Weißen Haus. Er betritt das Oval Office, begutachtet seinen neuen Schreibtisch und klopft zweimal darauf. Ein fantastischer Moment – der nie eingeholt werden konnte.
Die darauf folgenden Staffeln verloren ihre Energie, die Motivationen der Charaktere wurden unklar, Nebenhandlungen verliefen im Nichts und politische Intrigen wurden auf Seifenoper-Niveau geführt. Heute ist klar: Das wirklich Spannende war Frank Underwoods Aufstieg zur Macht. Sobald er sein Ziel erreicht hatte, blieb nichts mehr übrig.
2. Stranger Things
Muss man nicht erklären. Oder? Aber zur Sicherheit: Junge landet in einer gruseligen Parallelwelt, und seine Freunde treffen ein mysteriöses Mädchen, das Sachen in die Luft fliegen lässt. Dazu alle Requisiten und Synthies, die aus den 80ern noch übrig sind.
Der Shark-Moment: X-Men, aber doof
Staffel 2, Episode 7: The Lost Sister
Bitte seid jetzt nicht böse. Aber nach allem was wir bis jetzt wissen, sieht Stranger Things bis jetzt wie ein klassisches One-Season-Wonder aus. Während die erste Staffel noch mit fantastischen Cliffhangern und tollen Charakteren fesselte, hätten viele von uns die zweite ohne die ganzen Binge-Partys mit Freunden wahrscheinlich gar nicht zu Ende geschaut.
Und klar, das waren gute Partys. Bis irgendwann jemand fragte: "Wir sind jetzt bei Folge 5, warum passiert immer noch nichts mit den dämlichen Kürbissen?" Oder: "Wann kriegen wir endlich mal wieder alle Kids aus der ersten Staffel zusammen in einen Raum?" Oder: "Mich interessiert diese blöde neue Superhelden-Bande nicht, wann kann ich nach Hause gehen?
3. Modern Family
Eine klassische Familiensitcom über eine Großfamilie, die in ihren frühen Jahren zurecht mit einigen Emmys ausgezeichnet wurde.
Der Shark-Moment: Irgendwo in Staffel 6 wahrscheinlich
Es ist schwer, einen konkreten Zeitpunkt zu benennen, an dem Modern Family anfing zu nerven. Vielleicht war das Problem von Anfang an, dass wir dachten, durch die modernere Prämisse und die etwas andere Herangehensweise könnte die Serie der Falle entgehen, in die so viele Sitcoms tappen: Dass irgendwann auffällt, dass die Charaktere sich seit Jahren nur noch wiederholen und zu Karikaturen ihrer selbst geworden sind.
Man kann eben nur so oft zuhören, wie die Familie über eins von Phils Gadgets mit den Augen rollt und wie Gloria ihrem Mann beteuert, dass das Leben in Kolumbien härter ist als in Amerika.
4. Homeland
Der Spionage-Thriller folgt Claire Danes als CIA-Agentin Carrie Mathison und Damian Lewis als ehemaliger Kriegsgefangener Brody in einem Verwirrspiel von Doppelagenten und politischen Intrigen.
Der Shark-Moment: Brodys neues Zuhause
Staffel 3, Episode 3: Tower of David
Es ist kein Geheimnis, dass der ursprünglich geplante Plot für Homeland vorsah, Hauptfigur Nicolas Brody zum Finale der ersten Staffel umzubringen. Der Plan änderte sich und nach einer grandiosen ersten, sowie einer soliden zweiten Staffel, zeigte sich in Staffel 3 endgültig, dass niemand mehr wirklich eine Ahnung hatte, wohin diese Charaktere noch gehen sollen. Eingeschlossen in einem Wolkenkratzer in Venezuela beobachten wir fast eine Dreiviertelstunde lang Brodys persönliche Hölle, dazu noch etwas von Carries Hölle mit dazu.
Aus der einst spannenden Beziehung wurde ein uninspirierter Schmerz-Porno. Die Serie leidet seitdem unter dem Dexter-Syndrom: Es gibt gute und schlechte Folgen, aber keine, die an die alten Zeiten herankommt.
5. Spongebob Schwammkopf
Die Zeichentrickserie über den quadratischen Schwamm und seine bunten Freunde wird nächstes Jahr zwanzig Jahre alt. Ja, wirklich. Spongebob ist heute ein weltweites Mega-Franchise, vielen aber immer noch im Herzen wegen dem Einfallsreichtum und den absurden Gags der frühen Folgen.
Der Shark-Moment: Musical ohne Grund
Staffel 5, Episode 12: SpongeBobs atlantisches Abenteuer
Es gibt genug von uns, die noch heute in jeder Lebenslage mühelos SpongeBob-Zitate aus dem Ärmel schütteln können („Das ist nicht bloß ein Brocken! Das ist ein Fels! Ein Fehehehels!“). Und wir können mit einem kurzen Blick auf die Episodenliste feststellen, dass jahrelange Nick(elodeon)-Wiederholungen in unserer Kindheit uns eine Fantasie vorgespielt haben. Sämtliche guten SpongeBob-Episoden stammen nämlich aus den ersten vier Staffeln. Von dem was danach kam, war so gut wie nichts mehr zitierbar oder sonstwie unterhaltsam.
Der erste wirkliche Downer kam in Form von SpongeBobs atlantisches Abenteuer, einem halbstündigen und praktisch witzfreien Special, das die Höhen des kurz zuvor erschienenen SpongeBob-Kinofilms imitieren wollte. Die Macher wollten eine harmlose kleine Folge mit Musicalnummern zum Event-Charakter aufblasen. Aber „In Bikini Bottom ist es toll, so schön ist’s nirgendwo“ ist eben kein „Wir alle sind taube Nüsschen, yeah!“ Wenn ihr euch je fragen solltet, wann SpongeBob anfing, nicht mehr witzig und nur noch ein Produkt zu sein, hier liegt der Schwamm begraben.
6. True Detective
Die düstere Krimiserie mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson war einen Winter lang das einzige Gesprächsthema in Studentenkneipen und Popkultur-Blogs. Dann kam die Fortsetzung.
Der Shark-Moment: Alles was danach kam
Staffel 2, Episode 1: The Western Book of the Dead
Die einzige gute Idee, die irgendjemand für die zweite True Detective-Staffel hatte, war es, die abgeschlossene Story der ersten nicht fortzusetzen. Stattdessen sollte eine Anthologie daraus werden – jede Staffel folgt anderen Charakteren.
Dummerweise waren diese anderen Charaktere nicht nur bedeutend weniger interessant als die bisherigen, sie steckten auch in einem Plot, der lächerlich konfus und lediglich für einen ganzen Haufen Witze zu gebrauchen war. Der zweite Anlauf für True Detective war sogar so schlecht, dass Staffel 3 bis heute, fast drei Jahre später, trotz Ankündigung auf sich warten lässt. Hätte nichts dagegen, sie nie zu sehen.
7. Keeping Up with the Kardashians
Die vielleicht letzte Show, die ihr in dieser Liste erwartet hättet, ist die erfolgreichste Reality-Serie der Welt und dokumentiert den Aufstieg des Kardashian-Clans von B-Promis zu den bekanntesten Influencer-Gesichtern der Welt.
Der Shark-Moment: Kourtneys Baby-Teaser im August 2009
Die Kardashians sind ein Sonderfall – in jedem Sinn. Okay, es gibt sicher genug Menschen, die sich jetzt denken: Die Show war doch sowieso mies, wie soll die denn noch den Bach runtergehen? Und zugegebenermaßen wurde der Hai gar nicht in der Show übersprungen, sondern im echten Leben. Um genau diese Vermischung zwischen TV und Real Life geht es schließlich im Reality-Genre.
Tatsächlich waren die ersten paar Staffeln eine halbwegs unterhaltsame Show über einen Haufen B-Promis, der sich gut zu verkaufen wusste, aber in Hollywood keine große Rolle spielte. Das machte die Familie irgendwie charmant. Im August 2009 gab Kourtney Kardashian dann ihre Schwangerschaft bekannt – und kündigte an, die Identität des Vaters würde in der Spin-Off-Serie Kourtney & Khloé Take Miami enthüllt werden.
Wie schon Frank Underwood wurden die Mädels weniger interessant, je erfolgreicher sie waren. Und dieser allzu offensichtliche Marketing-Move saugte das letzte bisschen Spaß aus einer ohnehin künstlerisch fragwürdigen Serie.
Sendung: Filter vom 03. Mai 2018 ab 15 Uhr