Games // Persona 5 Nie war Schule schöner
Ein paar Jugendliche rebellieren gegen zwielichtige Erwachsene - indem sie in deren Unterbewusstes eindringen und es verändern. Klingt weird? Ist weird! Und macht das neue "Persona" wieder zu einem absoluten Rollenspielhighlight.
Das kennt jeder: Da ist dieser eine Lehrer, der einen nicht mag. Der einem den Schulalltag zur Hölle macht. Der einen auf dem Kieker hat. Was wäre, wenn man in dessen Psyche eindringen könnte, um ihn völlig zu verändern? Das mache ich mit meinen Mitschülern am Anfang von "Persona 5" - um dann einem sehr dunklen Geheimnis auf die Spur zu kommen. Und das ist nur der Auftakt zu einem ganz besonderen Spiel. Die Story von "Persona 5" dreht sich um ein paar Teenager, die rebellieren: Gegen Erwachsene, die ihre Machtpositionen ausnutzen, die gewalttätig sind, die Menschen missbrauchen, auch sexuell. Es geht gegen Menschen, die meinen, die Welt gehöre ihnen. Im Game heißt es, die Welt sei verzerrt, immer mehr Menschen seien verzerrt, das Ende sei nah. Das alles klingt irgendwie auch danach, wie es in unserer Welt gerade zugeht.
Alltag in "Persona 5" – alles andere als fad.
"Persona 5" ist wie seine Vorgänger eine Mischung aus Schulalltag, Freizeitgestaltung und mysteriösem Psycho-Rollenspiel. Wenn ich nicht gerade in das Unterbewusste von zwielichtigen Menschen eindringe, sitze ich im Unterricht, gehe ins Kino, arbeite im Supermarkt oder treffe mich mit Freunden. Das mache ich nicht nur, um die Zeit rum zu bringen, sondern auch um Attribute zu verbessern, die einem im Spiel weiterhelfen. In einem Burgerladen den Riesenburger zu essen, erhöht zum Beispiel meinen Mut. Den brauche ich, um an Medikamententests einer Punk-Ärztin teilzunehmen. Dafür stellt sie mir Super-Medizin her, die ich wiederum in den vielen Kämpfen sehr gut brauchen kann.
Klassische Rundumkämpfe in supergut.
In der Psyche der Menschen geht es nämlich richtig rund. Deswegen gerate ich in ein Scharmützel nach dem anderen. Gekämpft wird klassisch Zug um Zug. Und da kommen die namensgebenden "Personas" ins Spiel. Das sind Dämonen, die mit dem jeweiligen Charakter meiner Gruppe verbunden und Auswüchse der Persönlichkeit sind. Mein ungestümer, aufmüpfiger Ryuji hat zum Beispiel einen Piraten als Persona. Die Personas verleihen mir dann Extrafähigkeiten, ohne die ich keine Chance habe. Und jetzt kommt das Beste: Ich kann meine Gegner, wenn sie hilflos am Boden liegen, dazu überreden eine meiner Personas zu werden. Überreden ist dabei wörtlich gemeint. Ich muss tatsächlich geschickt argumentieren. Das hat es im ersten "Shin Megami Tensei" von 1992 zwar schon gegeben, "Persona" ist ja ein Ableger dieser Rollenspielreihe, aber auch nach so vielen Jahren wird es einfach nicht langweilig.
Alles greift perfekt ineinander
Der Flair, den "Persona 5" hat, sucht einfach seinesgleichen. Das fetzige Anime-Design ist großartig, die Monster, auf die ich treffe, oft völlig abgefahren. Die teilweise äußerst abstrakte Psycho-Story einfach nur außergewöhnlich gut geschrieben. Und auch die banale Alltagsbewältigung ist alles andere als fad. Ganz im Gegenteil. Es fühlt sich hier alles so echt und richtig an. Ich bin wieder 17 und erlebe einen hochkarätigen Mystery-Thriller vor dem Herrn. Allereinzigstes Problem ist eventuell, dass das Game komplett in Englisch ist. Gute Kenntnisse sind von Nöten. Trotzdem: "Persona 5" ist ein Rollenspiel-Must-Have.
Persona 5 (Koch Media // für PS3, PS4)
Sendung: Hochfahren, 17.04.2017 ab 07:00 Uhr