Youtuber provoziert mit Hassparolen Ist PewDiePie ein Antisemit?
Da helfen auch 53 Millionen Abonnenten nicht: Disney trennt sich von PewDiePie, Youtube cancelt seine angekündigte Serie. Der erfolgreichste Youtuber der Welt ist zu weit gegangen.
Da helfen auch 53 Millionen Abonnenten nicht: Disney trennt sich von PewDiePie, Youtube cancelt seine angekündigte Serie. Der erfolgreichste Youtuber der Welt ist zu weit gegangen.
PewDiePie hat jetzt richtig Stress. Der weltweit erfolgreichste Youtuber, der jährlich mehrere Millionen Euro mit seinen Videos verdient, bekommt im Netz gerade mächtig auf die Fresse. Der Vorwurf: Die Videos des 27-jährigen Internetstars sollen antisemitische Inhalte haben. Das Disney-Netzwerk "Maker Studios" will nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten, YouTube cancelt eine angekündigte Serie und schmeißt den Schweden aus einem exklusiven Werbeprogramm.
Die ganze Aufregung beginnt im Januar: PewDiePie, der mit bürgerlichem Namen Felix Kjellberg heißt, veröffentlicht zwei neue Videos. Darin beauftragt er Leute über die Microsoft-Plattform "Fiverr", für ein paar Dollar einen Clip mit einer merkwürdigen Botschaft zu drehen. Das sieht dann so aus: Zwei junge Männer posieren vor der Kamera, lachen und halten ein handgeschriebenes Banner in die Kamera. Darauf die unmissverständliche Botschaft des Youtubers: "Death to all Jews" – Tod allen Juden. Kjellberg reagiert ungläubig, geschockt. Er sagt: Ich habe nicht erwartet, dass sie das tatsächlich machen würden. Er sei nicht antisemitisch: "I love Jews".
Elf Tage später folgt der zweite Clip auf PewDiePies Channel. Ein Mann, verkleidet als Jesus, spricht salbungsvoll zu den Zuschauern: "Hitler did absolutely nothing wrong." Das Video hat der Schwede mittlerweile entfernt, aber er verteidigt seine Aktion. Er argumentiert, dass er ja nur testen wollte, wie weit jemand für ein paar Dollar gehen würde. Die beiden Videos sollten nur zeigen, wie verrückt die moderne Welt ist. In keiner Weise würde er Hass unterstützen. Für ihn seien seine Inhalte Unterhaltung und kein Platz für ernsthafte politische Kommentare. Er würde aber verstehen, "dass die Witze anstößig waren".
Ein einmaliger Ausrutscher also? Nein, rassistische Anspielungen und Nazi-Symbolik gibt es bei PewDiePie schon länger. Auf seinem Youtube-Channel finden sich einige Videos, die Hakenkreuze, Nazimusik oder Ausschnitte aus Hitlerreden enthalten.
So beispielsweise in einem Clip vom 8. Dezember 2016: PewDiePie sitzt im Bürostuhl vor dem Bildschirm, bekleidet mit einer grünen Uniform. Aufmerksam sieht er sich eine Rede von Adolf Hitler an. Schnitt. Hitler brüllt: "Die einzige Macht und alleinige Macht ist Deutschland". Schnitt zurück auf PewDiePie. Er lächelt. Aus den Lautsprechern jubelt das Volk dem Führer zu. In einem anderen Video fragt er, ob sein Channel Abonnenten verlieren würde, weil er weiß sei.
Nachdem das Wall Street Journal bei Disney um eine Stellungname zu den Videos bittet, gibt das Unternehmen bekannt: Felix Kjellberg ist zu weit gegangen. Das Netzwerk Maker Studios hat sich entschieden, die Zusammenarbeit mit PewDiePie zu beenden.
Nach der Berichterstattung des Wall Street Journal bekommt offenbar auch Google kalte Füße und zieht nach. Die zweite Staffel der plattformeigenen Serie "Scare PewDiePie", die in Zusammenarbeit mit Kjellberg entstanden ist, will das Unternehmen auf Youtube nun nicht mehr veröffentlichen. Außerdem schließt das Unternehmen den PewDiePie-Channel vom Werbedienst "Google Preferred" aus, der dem Youtuber exklusive Werbepartner zuteilt.
Trotzdem: die Videos verstoßen für YouTube nicht gegen die eigenen Richtlinien - solange der Uploader keinen Hass oder Gewalt erzeugen will und die Videos als Satire oder Provokation gemeint sein könnten, bleiben die Inhalte online.
Den Youtuber wegen der Videos als Antisemiten zu bezeichnen, wäre wahrscheinlich falsch. Für ihn sind seine Inhalte eine Form von Unterhaltung, von Antisemitismus und Neonazis hat er sich distanziert. Dass das nicht jeder witzig findet, ist Kjellberg klar. Er provoziert, um die Klickzahlen nach oben zu treiben – schließlich bringen ihm die Views bares Geld.
Allerdings hat nicht jeder von PewDiePies Zuschauern das nötige Wissen, um das richtig einzuordnen. Einige könnten denken, es sei normal und in Ordnung, dass man mal eben zum Genozid aufruft.
Der Schwede muss sich also den Vorwurf gefallen lassen, dass Zuschauer seine Aussagen für bare Münze nehmen - auch wenn er das anders gemeint hat. Auch Antisemiten können seine Sprüche aufgreifen. Auf der rassistischen Nachrichtenseite "The Daily Stormer" feiern amerikanische Rechtsradikale den Youtuber bereits und solidarisieren sich als "world’s #1 PewDiePie fan site".