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Quelle-Areal in Nürnberg "Luxussanierung ist kein nachhaltiges Konzept"

Das Nürnberger Quelle-Areal wird zwangsversteigert - die eingemietete Kreativszene muss dann wohl raus. Hans-Christian Fuss von der Band The Robocop Kraus erzählt, was man mit dem Gelände eigentlich alles anfangen könnte.

Stand: 08.06.2015 | Archiv

Quelle-Versandhaus und Quelle-Turm in Nürnberg | Bild: BR/Henrik Ullmann

Mit 260.000 Quadratmetern gilt das ehemalige Quelle-Versandzentrum in Nürnberg als das zweitgrößte leerstehende Gebäude in Deutschland. Seit das Unternehmen Quelle im Jahr 2009 Insolvenz angemeldet hat, ist das Areal in der Fürther Straße fast ausgestorben. Aber nur fast - denn die riesigen freien Flächen sind der perfekte Spielplatz für Künstler und Kreative, die dort seit Jahren arbeiten und sich zum "Quellkollektiv" zusammengeschlossen haben. Aber jetzt soll das Quelle-Areal zwangsversteigert werden - das hat das Amtsgericht Nürnberg entschieden. Am 9. Juni ist es so weit.

The Robocop Kraus: Matthias Wendl, Tobias Helmlinger, Hans-Christian Fuss, Markus Steckert und Thomas Lang (v.l.)

Viele fürchten, dass die Ateliers und Werkstätten danach in dem ehemaligen Versandzentrum keinen Platz mehr haben. So wie Hans-Christian Fuss von der Nürnberger Band The Robocop Kraus. Er ist Teil des Quellkollektivs und hat uns im Interview erklärt, warum die Quelle für Nürnberg so wichtig ist - und was man aus ihr machen könnte.

PULS: Warum ist diese Zwangsversteigerung keine gute Idee?

Hans-Christian Fuss: Die Zwangsversteigerung als solche kann schon eine gute Idee sein. Was meiner Meinung nach aber keine gute Idee ist, ist, dass derjenige, der diese Zwangsversteigerung gewinnen wird, höchstwahrscheinlich eine Luxussanierung des Gebäudes und der Einkaufsflächen plant. Das ist wirklich kein besonders nachhaltiges Konzept. Vor allem, wenn man sich anschaut, was in der Quelle gerade stattfindet - also die Zwischennutzung. All die kreativen Leute, all die kleinen Startups und Musiker müssten dann raus.

Was wären denn Alternativen dazu?

Das ist eine gute Frage. Ein Investor muss definitiv ran, weil die Stadt anscheinend kein Geld oder keine Idee hat, wie sie das selber stemmen kann. Wir vom Quellkollektiv sind natürlich auch nicht wirklich in der Lage, so ein riesiges Gebäude zu entwickeln.

Du sprichst vom "Quellkollektiv". Was ist das denn genau für eine Initiative?

Das Quellkollektiv ist ein Verein, den wir gegründet haben, um die Interessen der Quelle-Mieter zu vertreten. Inzwischen ist er aber eine Art Netzwerk von kreativen Menschen, auch außerhalb der Quelle.

Das Quellkollektiv hat inzwischen auch eine Online-Petition gestartet. Die heißt "Quelle retten! Für eine Stadt voller Ideen und Entwicklungsmöglichkeiten". Was wollt ihr mit dieser Petition erreichen?

Wir wollen Aufmerksamkeit für uns schaffen und uns für ein Mitspracherecht bei der Entwicklung von wichtigen Gebäuden wie dem Quelle-Gebäude einsetzen - und gegen Mauscheleien in Hinterzimmern zwischen Inverstoren und Stadtoberen.

Und wie ist die Resonanz auf eure Petition?

Wir haben inzwischen um die 5.000 Unterschriften, allerdings sind davon nur ungefähr die Hälfte aus dem Stadtraum Nürnberg. Wir bräuchten in Nürnberg 4.200 Unterschriften - es fehlen also noch 1.500.

Gleichzeitig gibt es auch noch den Verein "Wir kaufen die Quelle". Verfolgt der andere Ziele als ihr?

Das ist eine Untergruppe des Quellkollektivs und die Ziele überschneiden sich. "Wir kaufen die Quelle" hat allerdings das utopische Ziel, das größte Crowdfunding aller Zeiten loszutreten, um das Areal selbst zu kaufen.

Das größte Crowdfunding aller Zeiten? Sehr ambitioniert.

Ja, absolut. Es ist natürlich ein Kampf gegen Windmühlen, aber das Ziel von "Wir kaufen die Quelle" ist auch, den Menschen zu zeigen, dass sie nicht machtlos gegenüber solchen Strukturen sind.

Das Quelle-Gebäude ist riesig - was könnte man alles daraus machen?

Es ist wirklich riesengroß - fast eher eine Stadt als ein Gebäude. 250.000 Quadratmeter ist eine Fläche, die ich mir früher auch nicht vorstellen konnte.

Das entspricht 36 Fußballfeldern.

Fast wie eine eigene kleine Stadt: Das Quelle-Areal in Nürnberg.

Wenn man dort ist, fühlt sich das an wie 360 Fußballfelder! Die Möglichkeiten, die es dort gibt, sind beinahe unermesslich. Es gibt Raum für kleine Startups, für Ateliers, Proberäume, Tonstudios, Werkstätten. Man könnte in der Quelle auch mit Urban Gardening experimentieren und Gemüse anbauen. Es gibt riesige Dachflächen, die sich für Solarkollektoren eignen. Man könnte einfach ein riesiges Experimentierfeld für innerstädtisches urbanes Wohnen und Leben in der Zukunft aufbauen. Ein bisschen wie ein Tempelhof in Bayern.


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