Serie // "Carnival Row” Sex, Gewalt und Fabelwesen
Die neue Amazon Fantasy-Serie "Carnival Row" will auf Teufel komm raus "Game Of Thrones"-Fans begeistern. Leider klappt das trotz Orlando Bloom und Cara Delevingne nicht immer. Eine zweite Staffel ist trotzdem schon bestellt.
Diese Serie gehört auf eure Watchlist, wenn... ihr euch wieder zurück in die fantasievolle viktorianische Welt aus "Penny Dreadful" sehnt, die blutige Spannung von "Taboo" mochtet, und gerne in die alternative Realität mit Feen und Hexen von "A Discovery Of Witches" abtaucht.
__________________________________________________________________________________________________________
Sagenumwobene ferne Orte, magische Kreaturen, eine opulente Serienwelt mit reicher Geschichte, dazu nackerte, schöne Menschen mit lächerlichen Namen und, ganz wichtig: explizite Gewalt. Klingt wie ein würdiger Nachfolger von Game Of Thrones? Leider nein. "Carnival Row" ist einfach nur eine sehr schöne, düstere Fantasyserie.
Vignette Stonemoss (Cara Delevingne), eine schlagfertige Elfe mit kurzem Stoppelschnitt, hat die Flucht vor dem Krieg in ihrer Heimat gerade so überlebt. Kaum ist sie in der Republik The Burgue gestrandet, da stolpert sie ihrer totgeglaubten Liebe in die Arme, Rycroft Philostrate (Orlando Bloom). Die beiden haben eine komplizierte Vergangenheit – und er ein gefährliches Geheimnis, in das nur Vignette eingeweiht ist.
Jahre zuvor hatten sie Seite an Seite im Kolonialkrieg zwischen der Republik The Burge und dem verfeindeten The Pact gekämpft. Der Krieg ging natürlich nur für die Menschen glimpflich aus. Die magischen Kreaturen verloren sowohl ihre Heimat als auch ihre Rechte. Sieben Jahre nach Kriegsende suchen sie, wie Vignette, Zuflucht in The Burgue, dessen Hauptstadt einem viktorianischen London ähnelt.
Die Stadt ist ein Pulverfass. Menschen und magische Kreaturen – also Elfen, Mischwesen, Faune, Trolle und Kobolde – leben hier zwar nebeneinander. Mit Unterdrückung und Ausgrenzung sichern die Menschen aber den wackligen Frieden zwischen den Spezies. Und zementieren ihre eigenen Privilegien. Denn die Kreaturen arbeiten wie Sklaven als ihre Bedienstete.
Ziemlich platte Gesellschaftskritik
Beziehungen zwischen Fabelwesen und Menschen sind unerwünscht. Die Kreaturen sind Bürger zweiter Klasse, sie leben im heruntergekommenen und von Armut geplagten Rotlichtviertel, der "Carnival Row". Hierhin führt Rycroft Philostrate, ein Polizeiermittler, eine rätselhafte und grausige Mordreihe, die die Bürger von The Burgue in Angst und Schrecken versetzt. Diese Aufregung nutzen einige Politiker für ihre eigenen Zwecke und heizen die Spannungen in der Stadt noch weiter auf.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
Carnival Row Season 1 - Official Trailer | Prime Video
Rassismus, Populismus und Machtspiele auf Kosten einer diskriminierten Gesellschaftsgruppe – die Serie "Carnival Row" versteckt ihre Anspielungen auf die Realität nicht gerade unauffällig im Rocksaum ihres prächtigen Fantasygewands. Leider trägt sich diese Holzhammer-Gesellschaftskritik aber nicht immer über die acht Folgen der ersten Staffel, zum Beispiel in einer Nebenhandlung über die total vorhersehbaren Affäre zwischen einer Adeligen und einem Mischwesen.
Es ist einfach zu offensichtlich, was die Drehbuchautor*innen vorhaben: Sie bereiten das Feld für eine ausufernde, viele Staffeln umfassende Erzählung, erklären uns die Parteien und Spieler, zeichnen die Konfliktlinien in Blut und Liebe. Es wird zwar angedeutet, dass uns im Laufe der Story noch weite Welten erwarten und ein schrecklicher Krieg bevorsteht. Trotzdem fehlt "Carnival Row" dieses epische Gefühl, dass in der Serie das Schicksal und der Lauf einer ganzen Welt erzählt wird – eben das, was "Game Of Thrones" schon im Intro mit der riesigen, animierten Landkarte rübergebracht hat.
"Carnival Row" ist eben nicht das nächste "Game of Thrones". Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, habe ich – als absolute Fantasy-Skeptikerin – die Serie ganz gern geguckt.
Die erste Staffel von "Carnival Row" ist ab dem 30.08.2019 im englischen Original mit Untertiteln bei Amazon Prime Video streambar. Am 22.11. folgt die synchronisierte Fassung.
Mehr zu neuen Serien hört ihr im PULS Serienpodcast:
Bingen oder sein lassen? Vanessa Schneider checkt für euch neue Serien aus und sagt, was Sache ist. Und sie diskutiert zusammen mit wechselnden Gästen über die Hypes und Geschichten hinter den spannendsten neuen Serien. Abonniert "Skip Intro" hier!
Sendung: Hochfahren vom 28.08.2019 – ab 9 Uhr.