Serie // "Deadly Class" Diese Serie ist der böse Bruder von "Riverdale"

Wir sind in der Schule vor Scham gestorben, an dieser Schule stirbt man echt – denn hier werden Attentäter ausgebildet. Aus dem Comic "Deadly Class" wird ein Teendrama, das voll im Trend liegt: eine düstere Hochglanzserie.

Von: Katja Engelhardt

Stand: 13.03.2019 | Archiv

Der Cast der Serie "Deadly Class" posiert für ein Gruppenbild (Das Bild ist nicht aus der Serie, extra Pressematerial) | Bild: NBCUniversal

Diese Serie gehört auf eure Watchlist, wenn... ihr auf Gangster-Geschichten wie in "Sacred Games" steht, die aber nicht allzu ernst nehmt oder wenn ihr Seriensoundtracks aus einem Guss liebt, wie das bei "Sharp Objects" der Fall ist. Vielleicht habt ihr aber auch "Killing Eve" gesehen und wollt jetzt nichts lieber als eine weitere Serie sehen, in der Frauen mit Waffen umgehen können.

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Wir alle kennen Unterrichtsstunden wie diese: Der Lehrer oder die Lehrerin trägt irgendwas vor. Manche Leute hören aufmerksam zu, manche eher nicht so. Eventuell wird mal heimlich von einer Schülerin ein Zettelchen durchgereicht. Blöd nur, wenn der Lehrer das sieht. Normalerweise kommt jetzt eine Ermahnung, maximal wird der Brief laut vorgelesen, zack, erledigt. An der Schule in "Deadly Class" ist das anders. Der Lehrer bricht der Schülerin mal fix die Nase. Schnell wird klar: Das hier ist keine normale Schule. King's Dominion ist eine Schule für Attentäter.

Wie ein Hogwarts für Attentäter

Wir Zuschauer sind neu hier, genauso wie Marcus. Bis vor kurzem hat er noch auf der Straße gelebt. Eltern hat er keine mehr. Als er klein war, hat sich eine Frau in den Tod gestürzt und dabei seine Eltern umgebracht. Die Schuld sieht Marcus bei keinem geringeren als US-Präsident Ronald Reagan. Die Serie spielt in den 80ern, in denen wenig Geld in die Bedürfnisse von Menschen mit psychischen Krankheiten gesteckt wurde. True Story. Marcus lässt sich also zu einem Attentäter ausbilden, um sich an Reagan zu rächen. Erstmal muss er aber die Schule überleben.

Denn neben ganz speziellen Unterrichtsstunden zu Giften und Attentäterkunde ist der Schulalltag auch nicht unbedingt leicht, so wie in jeder normalen High-School Serie. Es geht ums verknallt sein, Neider, Außenseiter sein und Freunde finden. Gar nicht so leicht. Nach einer Schulhofschlägerei stirb man nicht vor Scham, sondern vielleicht wirklich und die Cliquenbildung ist an dieser Schule extrem. Immerhin tummeln sich hier südamerikanische Kartelle oder auch die japanische Mafia - nur eben in jung.

Das 80er Jahre Setting der Serie "Deadly Class" durchströmt jede Folge. Aber nix mit Neon und Nena, dafür Punk, Industrial, düstere Synthies - der Soundtrack ist ausgefeilt. Passend zur musikalischen Depristimmung hat man das Gefühl hier würde die Sonne einfach nie richtig scheinen. Damit passt "Deadly Class" super zum aktuellen Serientrend: Von "Chilling Adventures of Sabrina" bis "Riverdale" wird es auf unseren Bildschirmen immer düsterer und wie auch in "Riverdale" redet Hauptfigur Marcus manchmal Zeugs, das für einen Teenager ziemlich altklug klingt. Außerdem sind wie in jeder aktuellen gloomy glossy Teen-Serie viel zu viele unerträglich schöne Menschen am Start.

Von den Superhelden-Blockbuster-Produzenten schlechthin

Dass diese Serie trotzdem wahnsinnig viel Spaß macht, liegt einerseits an dem interessanten Cast. Neben Lana Condor ("To All The Boys I've Loved Before") und Henry Rollins spielt María Gabriela de Faría mit, die in ihrem Heimatland Venezuela längst ein Star ist. Und Rapper Ice-T hat auch noch einen Gastauftritt.

Außerdem ist die Optik wirklich die eines Superheldenkinofilms. Produziert wurde die Serie passenderweise von den Russobrüdern, die an Blockbustern wie Captain Marvel, Captain America und den Avengers gearbeitet haben - was schon zeigt: Die beiden haben Bock auf Comicgeschichten.

"Deadly Class" basiert nämlich auf einer Comireihe. Die Fernsehserie ist sehr nah an ihrer Vorlage, was damit zusammenhängt, dass Comicautor Rick Remender auch hier mitgeschrieben hat. Gelesen haben muss man den Comic nicht – aber sich etwas darauf einstellen, dass einige Stellen nahezu trashig sind und die Charaktere erst einmal platt rüberkommen. Das soll durchaus so sein und es wird schnell besser. Zwei Folgen sollte man sich schon Zeit geben, um "Deadly Class" kennenzulernen. Aber dann wird es die ganz große Liebe.

"Deadly Class" könnt ihr via SyFy streamen und bei Plattformpartnern wie Sky, Vodafone Giga TV.

Die Comicvorlage "Deadly Class" von Rick Remender ist im Image Verlag erschienen und gibt es im Cross Cult Verlag auf Deutsch.

Sendung: Hochfahren, 13.03.2019 - ab 7 Uhr.