Verleugnung, Wut, Depression Diese Serien zeigen, wie unterschiedlich Menschen mit Trauer umgehen
Jeder Tatort beginnt mit einer Leiche und wenn ein Schauspieler aussteigen will, dann folgt meistens der Serientod. In Serien wird am laufenden Band gestorben, Trauer kommt dagegen oft zu kurz. Dabei liefert Trauer Stoff für ganz besondere Geschichten, wie die Serien "Sorry for your loss", "The Haunting of Hill House" und "Kidding" zeigen.
In "Game of Thrones" wird gemordet und gemeuchelt, am Anfang aller Krimis liegt eine Leiche und am Ende einer Serienkarriere steht für viele Schauspieler der Serientod. Anders als in den meisten Serien geht’s im echten Leben nach so einem Todesfall nicht einfach so weiter: Einen geliebten Menschen zu verlieren ist ein einschneidendes Erlebnis, das das ganze Leben auf den Kopf stellen kann.
Fernsehproduzenten machen um das Thema "Trauer" aber oft einen großen Bogen, aus Angst davor, Zuschauer mit einer belastenden Geschichte zu vergraulen. Das ändert sich langsam, in den letzten Monaten erschienen eine Reihe ganz unterschiedlicher Serien, in denen die Charaktere mit einem Verlust kämpfen. Die Serienmacherin Kit Steinkellner glaubt, dass diese Geschichten Menschen sogar helfen können, erzählt sie dem US-Radiosender NPR: "Menschen sind dankbar dafür, dass ihr Schmerz wahrgenommen wird und es fühlt sich erlösend für sie an, nicht trostlos und deprimierend." Steinkellner hat die Facebook-Serie "Sorry For Your Loss" geschrieben und dutzende Dankesnachrichten dafür erhalten.
Das Drama: Sorry For Your Loss (Facebook)
Leigh ist Mitte 20 und vor ein paar Monaten ist ihr Mann bei einem Wanderausflug gestorben. Ihr Leben ist völlig außer Kontrolle geraten, immer wieder driftet sie in Erinnerungen ab, die sich unbemerkt als Flashbacks in die Serienhandlung schleichen. Leigh hat es satt zu trauern, wütend zu sein, immer wieder in der Trauergruppe über die Leere zu sprechen, die der Tod ihres Mannes in ihrem Leben hinterlassen hat. Sie kann nicht abschließen, während alle anderen einfach weitermachen, wie bisher. Mit präszisen Dialogen zerlegt Leigh bedeutungslose Gesten der Anteilnahme, aber auch die Hilflosigkeit ihrer Freunde und Familie, die ihren Schmerz zwar wahrnehmen, aber nicht damit umgehen können.
"Sorry For Your Loss" ist eine der seltenen Serien, die den Tod in den Mittelpunkt der Handlung stellen und ihn ehrlich, direkt und sehr menschlich aus verschiedensten Perspektiven konfrontiert. Und genau dadurch macht sie Hoffnung auf ein Leben danach.
Die Tragikomödie: Kidding (Sky Atlantic)
Jeff Pickles (Jim Carrey) ist der Star seiner eigenen Kindersendung und eine tiefe Melancholie umgibt ihn, seit sein kleiner Sohn bei einem Unfall ums Leben kam. Seine Frau hat sich von ihm getrennt und einen neuen Freund, sein anderer Sohn schlägt über die Stränge und der immerfröhliche Mr. Pickles zwingt sich ein Lächeln auf die Lippen. Die Show muss weitergehen. Er versucht verzweifelt dem Tod seines Sohnes etwas Positives abzugewinnen – und will mit den Kindern im Publikum und vor den Fernsehern eine wichtige Botschaft teilen: Sein Sohn ist zwar tot, aber was man liebt, wird niemals ganz verschwinden.
Doch diese Folge wird nicht ausgestrahlt. Mr. Pickles darf sich auf keinen Fall verändern, seine Trauer ist allen ungelegen – und er fühlt sich ganz allein damit. "Kidding" spiegelt mit der typisch verspulten Optik von Serienschöpfer Michel Gondry auf berührende und absurde Weise das Gefühlschaos von Trauernden wieder. Mit viel Selbstironie und bissigem Sarkasmus zeigt sie aber auch, wie wenig Platz die Gesellschaft für Trauer einräumt, obwohl sie das ganze Leben tiefgreifend verändert.
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'Spark of Greatness' Official Trailer | Kidding | Jim Carrey SHOWTIME Series
Die Horrorserie: The Haunting of Hill House (Netflix)
Unverarbeitete Trauer kann Menschen heimsuchen, wie Gespenster, die mit der Welt der Lebenden noch nicht abgeschlossen haben. Und genau das passiert auch in "The Haunting of Hill House". In das Hill Haus ist die Familie Crain gezogen, um es zu renovieren und wieder zu verkaufen. Doch im Hill Haus spukt es, die Mutter stirbt unter rätselhaften Umständen und die Familie zieht weg.
Als Geister und Erscheinungen verfolgt der Verlust der Mutter die Crain-Kinder auch Jahrzehnte später noch. Jedes von ihnen steht für eine der fünf Phasen der Trauerbewältigung: Steven verleugnet, was er als Kind erlebt hat, Shirley ist wütend, Theo versucht die Erinnerungen wach zu halten und Luke hat Depressionen. Nur seine Zwillingsschwester Nell hatte den Tod der Mutter und ihre Beziehung zum Hill House akzeptiert. Sie ist es auch, die den anderen am Ende hilft endlich mit dem Verlust abzuschließen:
"Ich hab ein Geheimnis erfahren. Es gibt kein Ohne. Ich bin nicht fort. Ich bin zersprungen in unendlich viele Teilchen, die auf dein Leben rieseln, wie frischer Schnee."
- Nell in 'The Haunting of Hill House'
Egal ob Komödie, Horror oder Drama - mutige Serienmacherinnen beweisen, dass geteilte Trauer auf dem Bildschirm auch tröstlich sein kann. Geliebte Menschen, das ist die Essenz ihrer Geschichten, sind immer bei uns, weil sie unser Leben für immer verändert haben - auch über ihren Tod hinaus.
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Spuk in Hill House | Offizieller Trailer | Netflix
Sendung: Filter, 18.01.2019 - ab 15 Uhr