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TV & Serie // "Lodge 49" Willkommen im Slacker-Himmel

Dud humpelt, hat keinen Job und lebt in seiner Schrottkarre irgendwo am Strand von Long Beach. Doch dann gerät er eines Tages in einen mysteriösen Geheimbund: Die Lodge 49.

Von: Vanessa Schneider

Stand: 11.09.2018 | Archiv

Eine Szene aus der Serie "Lodge 49" | Bild: 2018 AMC Networks Inc.

Sean Dudley, genannt Dud, kann man sich vorstellen wie eine junge Version des Dudes aus Big Lebowski. Er ist ein Slacker, der in seinem Auto wohnt, einem knallgelben Jeep ohne Dach - seine Wohnung hat er verloren, nachdem sein Vater nach einem Surfgang nicht mehr nach Hause kam. Der gemeinsame Pool Shop war bankrott und so lebt Dud also jetzt von Tag zu Tag von den paar Dollars, die er am Strand von Longbeach aufsammelt. Dort stößt Dud eines Tages auf einen geheimnisvollen Siegelring. Beim Pfandleiher will er ihn gegen die Uhr seines Vaters eintauschen - doch der Ring hat nur einen symbolischen Wert: Er ist die Eintrittskarte zu einer Bruderschaft, der Lodge 49, die um die Ecke ein Logenhaus betreibt.

Und wie es das Schicksal - oder der Zufall - so will, geht Duds Schrottkarre ausgerechnet genau vor dem Logenhaus der Sprit aus. Der optimistische, hoffnungsvolle Dud stolpert rein und wähnt sich am Ende einer langen Suche. Denn wo eine Bruderschaft, da auch einflussreiche Menschen - und wo die sind, muss auch Geld sein. Geld ist genau das, was er braucht, damit alles wieder so wird wie früher. Diese Hoffnung hat seine Zwillingsschwester Liz dagegen längst aufgegeben: Die 80 Tausend Dollar Schulden ihres Vaters hat sie übernommen, als Kellnerin lebt sie nah am Ruin. Alles was sie will, ist endlich abschließen mit dem verdammten Vermächtnis ihres Vaters - aber genau das kann ihr Bruder nicht. Dud treibt es immer wieder zum ehemaligen Haus seiner Familie, trotz einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Denn auch das Haus wurde längst zwangsversteigert.

Ein Club der Sinnsucher

Dud wird also Mitglied in der Luchs-Bruderschaft – die eigentlich nicht viel mehr ist als ein Clubhaus für einen Haufen tragischer Gestalten. Die Mitglieder, alle mindestens doppelt so alt wie Dud und auch nicht viel besser dran als er, finden in ihrer Gemeinschaft und den seltsamen Ritualen einen Sinn und Zusammenhalt. Den meisten ist das sehr bewusst: An die Mythen der Loge glaubt hier keiner. Außer Dud, der die mysteriösen Lehren des Logengründers und dessen alchemistische Schriften sehr wörtlich nimmt und anfängt überall Zeichen zu sehen.

Oberflächlich betrachtet geht es in "Lodge 49" um einen Slacker, der eine alte Bruderschaft aufmischt. Das ist aber längst nicht alles, und darum ist "Lodge 49" auch eine sehr spezielle Serie, die die Grenzen zwischen Comedy, Drama und Mystery permanent überschreitet. Vor allem aber zeigt sie, wie Menschen im Zufall einen Sinn finden - wenn es das ist, wonach sie gerade suchen. Dud hängt fest in seiner Trauer um sein altes Leben und den Verlust seines Vaters. Die Loge wird zu seiner Bestimmung - ob Self-Fulfilling-Prophecy oder Schicksal ist da eigentlich egal.

Wie Dud muss auch "Lodge 49" erst eine Richtung finden und das dauert leider ein paar Folgen. Aber die Serie ist so merkwürdig, dass sie zumindest schnell auf das neugierig macht, was Dud noch so erlebt. Lässt man sich auf "Lodge 49" ein, kann man sehr viel Spaß haben - und sich hervorragend Gedanken machen - über den Sinn des Lebens und das Schicksal im Allgemeinen.

"Lodge 49" könnt ihr bei Prime Video sehen.

Sendung: Filter, 12.9.2018 - ab 15 Uhr