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TV & Serie // "Sharp Objects" In dieser Serie erzählt die Musik die Geschichte

Musik kann in Serien die Stimmung untermalen, sie kann aber auch die Geschichte erzählen - so wie in der außergewöhnlichen Südstaaten-Thrillerserie "Sharp Objects" von HBO mit Amy Adams als getriebene Journalistin.

Von: Vanessa Schneider

Stand: 20.08.2018 | Archiv

Eine Szene aus der HBO-Serie "Sharp Objects". | Bild: Home Box Office, Inc. All rights reserved. / Sky

Achtung: Wer darüber nachdenkt sich selbst zu verletzen, könnte von dieser Serie getriggert werden.

Auf dem Soundtrack zu "Sharp Objects" kommt das Wort "Mutter" auffällig oft vor: "Motherless Children", "Mama's Gonna Give You Love", "Dear Mama"," I Love You Mama". Nur gelesen erzählen die Songtitel eine eigene Geschichte. In der Serie sind sie Teile eines Puzzles, die sich nach und nach, langsam und unbewusst zu einem erschütternden Bild zusammenfügen. Kurz: Sie Musik in "Sharp Objects" ist nicht einfach nur nette atmosphärische Begleitung, sondern der Schlüssel zu den Rätseln dieser undurchsichtigen Thrillerstory aus der Feder von "Gone Girl"-Autorin Gillian Flynn.

Die Zeit steht still in Wind Gap, Missouri

Im kleinen Örtchen Wind Gap in Missouri sind zwei Mädchen verschwunden. Mit dem Auftrag darüber zu berichten, kehrt die Journalistin Camille Preaker (gespielt von Amy Adams) widerwillig dorthin zurück. Sie ist im verschlafenen Wind Gap groß geworden - in einem typischen Südstaaten-Herrenhaus, mit schwarzen Hausangestellten, zwischen Konföderierten-Flaggen und Teenager-Schwangerschaften. Ihrer Heimat und ihrer Familie hat Camille vor langer Zeit den Rücken gekehrt und bei ihrem ersten Griff zur Wodkaflasche zeigt sich, dass die Erinnerungen an Wind Gap keine guten sind. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat Camilles Übermutter Adora.

In Wind Gap ist die Zeit stehengeblieben. Hier hängen sogar noch die Plakate aus den 50ern an den Wänden. Camille, die Trinkerin aus der Großstadt, unverheiratet und von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, ist ein Affront gegen die Gesellschaftsordnung. Camilles scheinbar perfektes Gegenstück ist ihre 14-jährige Halbschwester Amma: Ein Püppchen in Blumenkleidern, ihrer Mutter ergeben. Zumindest solange sie in Mamas Sichtweite ist. Denn Amma führt ein Doppelleben, das sogar das schwarze Schaf Camille blass aussehen lässt. Nachts schleicht sich Amma aus dem Haus, nimmt Drogen und cruised auf Rollschuhen durch die Straßen. Die Sperrstunde, die wegen der ermordeten Mädchen eingerichtet wurde, ist ihr egal. Obwohl sie die Opfer kannte.

Diese Serie braucht eine Triggerwarnung

Camille will wissen, wer die beiden Mädchen auf dem Gewissen hat. Sie ist davon überzeugt, dass der Täter aus Wind Gap stammt. Doch je tiefer sie gräbt, umso mehr stellt sich ihre Mutter ihr in den Weg. Das Beziehungsgeflecht zwischen den Töchtern, der Mutter und den Dorfbewohnern ist komplex. Aber "Sharp Objects" ist nur oberflächlich betrachtet eine dieser Geschichten über einen Ort, an dem sich nach einem Verbrechen ungeahnte Abgründe auftun. Camille kennt diese Abgründe aus ihrer Jugend. Das Leben in Wind Gap hat tiefe Narben auf ihrem Körper hinterlassen. Wortwörtlich, denn Camille verletzt sich selbst - daher auch der Titel der Serie, "Sharp Objects".

Wir sind Camilles traumatischen Erinnerungen ausgeliefert, spüren ihren Schmerz, bis uns Tränen in die Augen schießen. Das liegt zum einen natürlich an der fantastischen Musikauswahl. Aber auch daran, wie die Serie geschnitten ist. Als Zuschauer stecken wir quasi in Camilles Kopf und sehen die Welt mit ihren Augen. Wie sie sind wir immer wieder desorientiert, weil wir nicht wissen, ob die sekundenschnellen Einstellungen Erinnerungsfetzen sind, oder ob das, was wir sehen gerade wirklich passiert. In jedem Augenblick könnte ein Hinweis im Bild versteckt sein, eine Erinnerung auftauchen - weggucken heißt in "Sharp Objects" immer auch verpassen. Und verpassen sollte man von dieser Serie keine Sekunde.

Hilfe bei Suizidgedanken

Wenn ihr düstere Gedanken habt oder daran denkt euch etwas anzutun, versucht mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Ganz anonym geht das zum Beispiel telefonisch bei der Telefonseelsorge. Die erreicht ihr kostenfrei und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 oder im Chat auf der Webseite der Telefonseelsorge. Das muslimische Sorgentelefon ist erreichbar unter 030 / 44 35 09 821. In ganz Deutschland gibt es viele Beratungsstellen für Menschen mit Suizidgedanken, wo seht ihr auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

"Sharp Objects“ ist ab dem 30.08.2018 auch in der deutschen Synchronfassung bei Sky Ticket und Sky Go verfügbar.

Sendung: Filter, 22.08.2018 - ab 15.00 Uhr