TV & Serie // "Arthurs Gesetz" Deutscher Wahnwitz zwischen "Breaking Bad" und "Fargo"
Wenn ein liebestrunkener Tollpatsch versucht seine Frau loszuwerden, muss alles schiefgehen – das ist quasi "Arthurs Gesetz". In der rabenschwarzen Comedy-Serie dürfen sich Nora Tschirner und Jan Josef Liefers von einer völlig neuen Seite zeigen und sind dabei oft erschreckend komisch.
Egal wie schlimm es ist, schlimmer geht es immer. So in etwa lautet Arthurs Gesetz. Er selbst weiß davon aber nichts. Arthur, Nachname Ahnepol, ist ein ganz gewöhnlicher Mann mittleren Alters. Naja, vielleicht ist er ein bisschen zu gutgläubig.
Vor einer Weile hat er seinen Arm verloren, seinen Job gleich dazu und auch seine Lebensfreude. Die will er an seinem 50. Geburtstag zurück, Arthur lädt seine Frau Martha also zum Frühstück ein. Doch statt sich zu freuen, fordert die ihn auf, das Leck im Dach zu flicken, sie hole sich sonst den Tod. Und das kann Arthur ja nicht wollen. Oder doch?
Nein! Doch! Oh!
Nein, das will er eigentlich nicht, jedenfalls noch nicht. Für seine Frau Martha tut Arthur alles. Doch ausgerechnet an seinem Geburtstag platzt ihm der Kragen: Die Eintönigkeit seines Lebens, die nervende Ehefrau, die dummen Sprüche – all das will er für einen Moment vergessen. Die Erlösung findet er in den Armen der bezaubernden Dorfprostituierten. Und löst mit dem Seitensprung ohne es zu ahnen eine Spirale des Verderbens aus. Denn deren Zuhälter steht mitten in der Nacht im ehelichen Schlafzimmer und fordert sein Geld ein. Vergeblich.
Ohne zu viel zu verraten: Der Zuhälter überlebt die Nacht nicht. Er hat die Ahnepols auf dem falschen Fuß erwischt. Ab jetzt nehmen die bizarren Ereignisse in Klein Bittenbach kein Ende mehr und Arthur steckt mitten drin im Schlamassel. Tod durch Bauschaum? Check. Kettensägen-Splatter? Kronleuchter- Hinrichtung? Check, Check.
Kein deutsches "Breaking Bad"
Ein deutscher Walter White ist Arthur Ahnepol aber nicht. Da, wo "Breaking Bad" sehr ernst wird, nimmt "Arthurs Gesetz" die Abfahrt Richtung "Fargo" und wird grotesk-komisch. Der Humor ist blutbesudelt, wie beim "Tatortreiniger", aber die Schocker sitzen mindestens genauso gut wie die Pointen. Die Serie nimmt überraschende Wendungen. Dass diese fürs deutsche Fernsehen waghalsige Kombination aus Galgenhumor und Krimi aufgeht, liegt auch an der großartigen Besetzung. Jan Josef Liefers glänzt als verzweifelt-tollpatschiger Arthur und Nora Tschirner ist fast nicht wiederzuerkennen. Als herrlich abgebrühte und hochschwangere Jobcenter-Angestellte mit Verbindungen in die Klein Bittenbacher Unterwelt macht sie dem arbeitslosen Arthur das Leben zur Hölle.
"Wenn es eine Sache gibt, die ich überhaupt nicht leiden kann, dann sind das Krüppel, die ihre Behinderung vorschieben, weil sie nicht arbeiten wollen."
(Nora Tschirner als Frau Lehmann in 'Arthurs Gesetz')
Der wahre Star dieser Serie aber ist Martina Gedeck in einer Doppelrolle als Arthurs Frau Martha – und deren Schwester Muriel. Sie pendelt mühelos zwischen soziopathisch und liebenswert und gibt ihrer Figur mehr Tiefe als das Klischee der nervtötenden Ehefrau erlaubt. Ohne sie wäre die Serie nicht halb so gut, denn die stereotyp zeternde Gattin kennen wir viel zu gut aus den ausgelutschten Witzen eines Mario Barth. Glücklicherweise bricht "Arthurs Gesetz" damit radikal.
Gedreht wurde die Serie übrigens in Oberfranken: Hof, Wunsiedel und Marktredwitz werden zum graubetonierten Sinnbild für das Durchschnittsdeutschland. Deutsch ist "Arthurs Gesetz" wirklich durch und durch - wie die Glaskanne Filterkaffee auf dem Frühstückstisch - und einfach irre lustig.
Alle sechs Folgen von "Arthurs Gesetz" sind ab 30.08.2018 bei Entertain streambar und laufen ab Dezember bei TNT Comedy. Die AUtorin hat drei von sechs Folgen gesehen.
Sendung: Filter, 22.08.2018 - ab 15.00 Uhr