TV & Serie // Filmfest 2018 Neue Serien made in Germany
Die Zeiten, in denen deutsche Serien nichts taugten, sind endgültig vorbei. Das zeigen die neuen deutschen Serien von ARD und ZDF beim Filmfest München. Heißt: Mehr geiler Serienstoff in den öffentlich-rechtlichen Mediatheken!
Beim Filmfest München werden seit einiger Zeit nicht nur Filme gezeigt, sondern auch neue Serien vorgestellt, bevor sie im Fernsehen laufen. Dieses Jahr feiern ein paar spannende deutsche Serien von ARD und ZDF Premiere.
"Servus Baby" (Bayerischer Rundfunk)
Es ist kurz nach 12 Uhr nachts, Lou ist seit ein paar Minuten dreißig - und nach sieben Jahren Beziehung plötzlich Single. Statt ihr den ersehnten Antrag zu machen, beichtet Ihr Freund Dominik nämlich eine Affäre mit Lous Arbeitskollegin und setzt sie vor die Tür. Lous Lebensplan liegt in Scherben. Aber genau für solche Situationen sind ja beste Freundinnen da: Eve bietet ihr ein Notlager auf dem Balkon an, Mel einen unerwünschten Reality-Check und Tati eine Schulter zum Ausheulen.
Die Serie "Servus, Baby!" ist eine Dramedy - eine Mischung aus Drama und Comedy - von Regisseurin und Autorin Natalie Spinell und sowas wie die Münchner Version von "Sex & The City". In vier Folgen durchleben wir die sehr verschiedenen Lebens- und Liebesprobleme der vier Mädels, jeweils aus ihrer eigenen Perspektive. Das ist dank der pointierten Dialoge und absurden Situationskomik oft sehr witzig, aber auch sehr authentisch. Nicht nur wegen der vielen Schauplätze, die Münchner sofort wiedererkennen, sondern weil man sich oder eine Freundin in den realistischen Figuren wiederfindet. Schade nur, dass die vier Protagonistinnen alle weiß und hetero sind. Das sollte 20 Jahre nach "Sex & The City" eigentlich kein Thema mehr sein.
Wer auf Rom-Coms steht, sollte trotzdem unbedingt mal reinschauen.
"Servus Baby" beim Filmfest München und im TV
Am Montag, 02.07.2018 werden im HFF Audimax ab 17:30 Uhr alle vier Folgen gezeigt.
"Servus Baby" ist ab dem 27. August in die BR Mediathek abrufbar. Die TV-Ausstrahlung aller vier Folgen ist für September 2018 im BR-Fernsehen geplant.
"Labaule & Erben (AT)" (Südwestdeutscher Rundfunk)
Wolfram Labaule (sprich: "Labóhl"), ein badischer Lebemann mittleren Alters, hat überraschend den Verlag seines Vaters geerbt. Nur hat Wolfram absolut keinen Plan vom Zeitungswesen und ist für die Printkrise auch so gar nicht gewappnet. Noch dazu hat er, seit einem Seitensprung mit einer halb so alten Referentin, ein kleines privates Problem. Und als wäre das nicht genug, intrigieren natürlich schon diverse Familienmitglieder gegen ihn.
Was zusammengefasst nach der langweiligsten 08/15-Öffi-Serie klingt, ist auf dem Bildschirm richtig gut. Kein Wunder: Die Idee zur Serie hatte Komiker Harald Schmidt, umgesetzt hat sie aber das Autorenteam von "4 Blocks". Und Boris Kunz, der Regisseur vom absurd-komischen "Hindafing" hat "Laubaule & Erben" inszeniert wie einen Wes-Anderson-Film - mit tollen, ausgefuchsten Kameraeinstellungen und knalligen Farben. Genau wie in "Hindafing" und "4 Blocks" schaffen es die Macher von "Labaule & Erben", den Charakter der Region in die Story einfließen zu lassen – und so richtig schön aufs Korn zu nehmen. Aber eigentlich kriegt jeder hier sein Fett weg, vom Altherren-Busengrapscher bis zur linksliberalen Feministin. Und das ohne tiefen Griff in die Klischeekiste, was im deutschen Fernsehen an sich schon eine Leistung ist.
"Labaule & Erben (AT)" beim Filmfest München und im TV
Am Donnerstag, 05.07.2018, werden die Folgen 3 und 4 ab 20:00 Uhr im HFF AudimaxX gezeigt, in Anwesenheit des Filmteams.
Alle sechs Folgen werden im Herbst im SWR ausgestrahlt und sind dann auch in der ARD Mediathek abrufbar.
Diese beiden Serien laufen ebenfalls in der Filmfest-Reihe "Neue Deutsche Serien". Unsere Autorin konnte sie jedoch nicht vorab sehen:
"Die Protokollantin" (ZDF)
Elf Jahre nachdem ihre Tochter unter ungeklärten Umständen verschwand, stößt Freya Becker (Iris Berben), Protokollantin beim LKA Berlin, auf einen ähnlichen Fall, der sie nicht mehr loslässt. Als dann auch noch der mutmaßliche Mörder ihrer Tochter aus dem Gefängnis freikommt, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln und bricht aus ihrem eintönigen Leben aus. Zum Cast gehört auch Moritz Bleibtreu.
"Die Protokollantin" beim Filmfest München und im TV
Die ersten beiden Folgen werden am Dienstag, 03.07.2018 ab 20:00 Uhr im HFF AudimaxX gezeigt – in Anwesenheit des Filmteams.
Alle fünf Folgen werden im Herbst im ZDF ausgestrahlt und sind dann auch in der ZDF-Mediathek abrufbar.
"Parfum" (zdfNeo)
Eine junge Profilerin untersucht am Niederrhein eine brutale Mordserie und stößt dabei auf eine Spur, die sie weit in die Vergangenheit von fünf Internatsschülern führt.
Statt den Roman von Patrick Süskind noch mal zu verfilmen, haben Drehbuchautorin Eva Kranenburg und Regisseur Philipp Kadelbach ("Unsere Mütter, Unsere Väter", "SS-GB") ihre Serie von "Das Parfüm" nur inspirieren lassen. Sie erzählen eine Coming-of-Age-Crime-Serie in der Gegenwart mit vielen bekannten Gesichtern (Wotan Wilke Möhring, Ken Duken und August Diehl) über eine Gruppe Schüler, die mit dem menschlichen Duft experimentiert haben.
"Parfum" beim Filmfest München und im TV
Die ersten beiden Folgen werden als Weltpremiere am Freitag, 29.06.2018, ab 21:00 Uhr im Mathäser 6 gezeigt. Das Filmteam ist anwesend.
Alle sechs Folgen laufen im Herbst bei zdfNeo und können auch in der ZDF-Mediathek gestreamt werden.
Sendung: Filter, 27.06.2018 - ab 15.00 Uhr