TV & Serie // "The Orville" Planlos im All
Der Kapitän des Raumschiffs ist ein oft betrunkener Vollhorst? Dann ist das garantiert nicht die Originalserie Star Trek. Trotzdem ist "The Orville" eine Hommage an die guten Zeiten von Kirk und Co. Mal mehr, mal weniger lustig.
Nein, das hier ist keine Star Trek-Serie. Sie sieht zwar so aus, aber die Crew der U.S.S. Orville ist nicht unter dem friedenstiftenden Banner von Starfleet unterwegs. Seth McFarlane, der Erfinder von Family Guy, hat sich ein ganz eigenes Star Trek zusammengezimmert, sich selbst das Kapitänsabzeichen an die blaue Uniform geheftet und sein Raumschiff ins Weltall geschossen.
Seth McFarlane erfüllt sich seinen Kindheitstraum
McFarlane spielt den Commander Ed Mercer. Und der ist ein Versager. Seit seine Frau Kelly ihn mit einem glibberigen blauen Alien betrogen hat, irrt er ziellos - und oft betrunken - durch sein Leben. Bis ihn ein ungewöhnliches Angebot vom Admiral der Planetaren Union erreicht: Er soll der neue Captain der U.S.S. Orville werden. Er sei zwar durchaus kein Wunschkandidat, aber der Kapitänsmangel so groß, dass sogar ein Vollhorst wie Mercer sein eigenes Schiff bekommt.
Die U.S.S. Orville ist ein Forschungsraumschiff. Und die neue Crew von Mercer eine Horde bunter Nerds von allen möglichen Planeten. Da ist seine Sicherheitsoffizierin Alara, eine zierliche und vollkommen verunsicherte Xelayanerin, die erstmal wie die absolute Fehlbesetzung wirkt, aber stärker als alle anderen Crewmitglieder ist. Wissenschaftsoffizier Isaac ist ein Android, der für die weniger intelligenten Menschen an Bord nur Verachtung übrig hat. Und Bortus, der zweite Offizier, ist ein stoischer Moclaner, auf dessen Kosten Mercer sofort diverse Witze macht. Die Moclaner sind nämlich eine Spezies, die nur aus Männern besteht.
Nur Mercers infantiler Humor sorgt für so einige Fremdschammomente und die rauben einem die schöne Illusion eine echte, lange verschollene Star Trek Serie zu gucken. Denn "The Orville" hat viel mehr vom unbeschwerten Spirit vom Original Star Trek Enterprise als die neue, super düstere und komplizierte Netflix-Serie "Discovery". Und genau wie Kirk, Spock und Co. müssen sich Mercer und seine Crew jede Folge einer neuen Herausforderung stellen. Die erste ist Mission: Einen Offizier aufgabeln. Der war nämlich auf der Erde nicht zu finden. Dumm nur, dass Mercer den neuen Offizier so gar nicht ausstehen kann – das ist nämlich ausgerechnet Kelly Grayson, besagte Exfrau.
So unbeschwert wie das Original Star Trek
Ein Ehedrama im All. Das gab es bei Star Trek in der Tat nie und das wollte auch niemand sehen. Andererseits, was würde Captain Kirk erleben, wenn er heute zwischen all den emanzipierten Frauen lebte? Und so muss man "The Orville" wohl auch sehen: Als eine Hommage an das ganz alte Star Trek Universum, wo die Männer sich von Alienbräuten verführen ließen und die Ideale einer freien, gleichberechtigten und friedvollen Welt durchs Weltall trugen. Immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen und einem schelmischen Blick. Genau das holt Serienerfinder Seth McFarlane ins Hier und Jetzt.
Man kann "The Orville" als Star Trek Fan sehr ernst nehmen – man kann die Serie auch als reine Comedy angucken. Dann muss man allerdings damit leben, dass einige Witze ihr Ziel verfehlen. Aber wer die leicht naive Weltsicht vom guten alten Star Trek vermisst und wem die neue Netflix-Auflage "Discovery" zu düster ist, wird "The Orville" lieben.
"The Orville" läuft dienstags um 20:15 Uhr bei ProSieben und anschließend 7 Tage lang auf ProSieben.de.
Sendung: Hochfahren, 01. März 2018 - ab 07 Uhr.