Geld im Actionsport Sponsoren, traut euch!
In den USA laufen sie in der Primetime, in Deutschland gibt’s kaum welche: Actionsport-Contests. Für so etwas wie die X Games fehlen oft die Sponsoren und damit das Geld. Ein Problem, das es auch bei Munich Mash wieder gibt.
Tony Hawk, Bucky Lasek, Chris Cole, Paul Rodriguez: Die Crème de la Crème des Skateboardens war letzten Sommer bei den X Games in München. Beim Nachfolge-Event Munich Mash war es erst ziemlich ruhig um die Disziplin Skateboard - sie war am Anfang nämlich gar nicht geplant. "Für mich war es ein Schock, dass Skateboarden rausfallen sollte. Schließlich war das letztes Jahr die medienwirksamste Disziplin mit dem Big-Air-Contest", sagt Fabi Lang, der einzige deutsche Skater, der vergangenen Sommer bei den X Games in München gestartet ist.
Ohne Skaten weniger Kohle?
Aber dann verkündet Munich Mash plötzlich: Skaten ist jetzt doch dabei. Es brodelt in der Szene-Gerüchteküche: Angeblich hätte die Stadt den Veranstaltern weniger Fördergelder gezahlt, wenn Skateboarden als Disziplin nicht dabei gewesen wäre. Denn München und Skateboarden, das gehört zusammen, sagt SPD-Stadtrat Christian Müller: "Wenn es ein Trendsport-Event in München gibt, dann muss Skaten unbedingt dabei sein. Das hat der Stadtrat den Veranstaltern zu verstehen gegeben, auch wenn die zunächst zögerlich waren und es holprig angelaufen ist."
Local Heros statt Weltstars
Die Stadt hat den Veranstaltern eine klare Ansage gemacht und die haben reagiert: Sie arbeiten jetzt mit der Munich Be(a)st Tour zusammen, einer Serie von lokalen Skate Contests. Die Tour macht einen Stopp bei Munich Mash. Offenbar die einfachste und auch billigste Möglichkeit, die Disziplin aufzunehmen: einen Contest, den es schon gibt, ganz easy eingliedern. Der Plan sei ursprünglich ein anderer gewesen:
"Wir wollten Skateboarden unbedingt dabei haben und haben viele Wochen mit der Street League verhandelt, sind aber dann an den finanziellen Vorstellungen dieser Institution gescheitert. Und dann fanden wir es sehr charmant, neben den Weltklasse-Events einen Local Contest zu veranstalten - bewusst ohne Eintritt, nicht kommerziell."
Frank Seipp
Die Street League, die Champions League des Skateboardens, konnten sich die Veranstalter nicht leisten, also bauen sie jetzt kleinere Kicker für einen Contest mit Locals und deutschen Skatern. Dass das aber nur wegen des finanziellen Drucks passiert, streiten die Veranstalter ab. Die Münchner Skate-Szene ist trotzdem enttäuscht:
"Die Situation ist nicht zufriedenstellend, denn Skateboarding kann sich mindestens genauso sehen lassen, wie BMX oder Motocross. Wir haben genauso viele professionellen Athleten wie die anderen Sportarten. Der Contest ist eine Alternative, aber keine Lösung, die in der Zukunft weitergeführt werden sollte."
Fabi Lang
Nur wie bekommt man in Zukunft die Pros nach München? 2000 Euro Preisgeld für den ersten Platz locken keine Top-Fahrer aus den USA an. Schon gar nicht, wenn die Veranstalter Flüge und Hotels nicht bezahlen können - Fördergelder der Stadt hin oder her. Die sind laut Frank Seipp sowieso nur ein kleiner Teil der Rechnung. Was fehlt, seien Sponsoren, die sich trauen, in einen neuen, großen Skateboard Contest zu investieren. "Millionenbeträge über einen Skateboard-Contest in Deutschland zu refinanzieren ist sehr schwierig. Genau deswegen gibt es bei uns überhaupt kein Event, das nur annähernd auf dem Niveau der Street League ist", sagt Frank Seipp.
Geld weg, Name angekratzt?
Und weil es noch nichts gibt, traut sich auch keiner der Sponsoren ran. Gerade bei neuen Events oder Contests, wo niemand weiß, wie sie ankommen - wie beim Munich Mash. Wenn das Event floppt, ist nicht nur das Geld futsch, sondern vielleicht auch der Name angekratzt. Wenn man nicht Red Bull heißt, fehlt oft die Kohle für solche Experimente. Für die Sponsoren ist ohnehin am wichtigsten, wie medienwirksam die Events sind. Deswegen stehen für sie nicht die Wettkämpfe, sondern Sportler, Charaktere und Storys um den Contest herum im Vordergrund.
Aber wer braucht schon Skateboard-Weltstars im Olympiapark? Kann uns das nicht alles herzlich egal sein? Nein, kann es nicht. Denn ohne große Contests gibt es weniger Aufmerksamkeit für den Sport und damit auch weniger Möglichkeiten für den Hobby-Skater. Für die Disziplin Skateboard beim Munich Mash kann man also nur hoffen, dass der kleine, lokale Event die Halle füllt und Sponsoren anlockt, die sich im nächsten Jahr trauen zu investieren.