5

Sportsoldaten bei Olympia Sponsored by Bundeswehr

Die Hälfte der deutschen Olympioniken ist bei der Bundeswehr. Dort können sie rund um die Uhr trainieren und werden finanziell unterstützt. Im Gegenzug sollen sie Medaillen heimbringen. Klingt fair - ist aber komplizierter.

Von: Claudia Gerauer

Stand: 17.02.2014 | Archiv

Soldat mit Goldmedaille | Bild: BR

Eine große Sportlerkarriere beginnt mit Gewehrgeballer und Orientierungsmärschen - zumindest bei denen, die es über die Sportförderung der Bundeswehr versuchen. Jeder Athlet, der sponsored by Bund trainieren will, muss durch eine sechswöchige Lightversion der normalen Grundausbildung. Danach gibt's viel Zeit für Sport und - je nach Dienstgrad - rund 1.500 Euro Taschengeld im Monat. Ein Tag pro Woche ist für Soldatenkram reserviert. In der heißen Trainingsphase fällt der aber aus. Und auch alle anderen lästigen Dinge des Lebens übernimmt der Bund, sagt Sportpsychologe Dieter Hackfort von der Universität der Bundeswehr München: "Man braucht seine Bude nicht zu putzen, muss sich nicht um den Arzt oder die Krankenversicherung kümmern. Daran gewöhnt man sich schnell und wird dann geistig träge." Hackfort hat schon viele Spitzensportler betreut und kritisiert diesen Rundum-Service. Der Snowboardcrosser, X Games-Medaillengewinner und Olympia-Teilnehmer Konstantin Schad findet das Rundum-Sorglos-Paket gut:

"Ich habe jetzt alles andere als hoffnungslose Fälle um mich herum. Es ist überhaupt nicht so, dass man sich völlig vom realen Leben abschneidet."

Konstantin Schaad

Snowboardcrosser und Sportsoldat Konstantin Schad

Weltfremd kommt der 25-Jährige nicht gerade rüber. Sportpsychologe Hackfort sieht aber noch ein anderes Problem. Häufig fingen Sportler erst zu spät an, darüber nachzudenken, was nach ihrer Karriere komme, sagt er. Und die Bundeswehr - selbst ein riesiger Arbeitgeber mit zig Möglichkeiten - ließe ihre Sportler zwar fleißig Medaillen heimholen, kümmere sich aber viel zu wenig um sie.

Konstantin Schad studiert nebenher Internationales Management und hat einen Plan für dieses Leben danach. Er möchte Teammanager für gesponserte Athleten werden. Natürlich sei ein gutes Zeitmanagement nötig, um Training und Studium vereinbaren zu können, meint er. Es gäbe aber gute Möglichkeiten, das Studium zu strecken und in Blockphasen zu absolvieren - gefördert von der Bundeswehr.

Nur ein Karrieresprungbrett?

Konstantin Schad in Aktion

200 der 750 Sportsoldaten studieren so wie Konstantin. Wer lieber eine Ausbildung machen möchte, wird auch hier von der Bundeswehr unterstützt. Aber nach der aktiven Sportlerkarriere will kaum einer beim Bund bleiben. Nur drei Sportler pro Jahr werden wirklich Berufssoldat. Bei Konstantin ist es anders - sollte es mit dem Teammanager nicht klappen, kann er sich auch vorstellen, beim Bund zu bleiben. Sein Vater war Oberst und er selbst sei daher keiner der "truppenfremden Sportler", denen es nur um die Förderung geht. Das wird nämlich vielen Sportsoldaten unterstellt. Liegt aber auch auf der Hand: Denn selbst für überzeugte Pazifisten und Militärkritiker gibt es kaum eine andere Möglichkeit, sagt Konstantin.

"Gerade die Jungen tun sich sehr schwer mit Sponsoren. Das ist bei den Snowboardern so und in anderen Sportarten bestimmt noch schwerer. Ich glaube, dass es für 90 bis 95 Prozent der Athleten einfach keine Möglichkeit gäbe, ihren Sport so auszuüben wie hier."

Konstantin Schaad

Konstantin selbst hat Glück: Er wird von Oakley, Salomon und Nissan gesponsert – nicht gerade kleine Firmen und nicht gerade wenige Sponsoren. Für ihn ginge es vielleicht auch ohne die Kohle vom Bund. Aber es wäre sehr viel härter.


5