Partylocation ausgebremst Warum der Bahnwärter Thiel mit Verspätung kommt
Es wird noch dauern, bis der Bahnwärter Thiel in München seine neue Location beziehen kann. Es fehlen noch ein paar Genehmigungen. Jetzt gibt's unverhoffte Unterstützung von Politikern des Stadtviertels.
Es war eine gute Nachricht für alle Münchner, die gern abseits von Heart oder Großraumdisko feiern gehen: Der Bahnwärter Thiel, der aus Platzmangel so oft umziehen musste, darf fünf Jahre lang an einem festen Ort bleiben. Im Frühjahr hatte Betreiber Daniel Hahn den Pachtvertrag für eine Rampe auf dem ehemaligen Viehhofgelände unterschrieben. Losgehen sollte es dann im Oktober. Allerdings warten Daniel und sein Kulturverein noch auf die Genehmigung der Stadt, um in dem ausrangierten Schienenbus wieder loszulegen. Deshalb liegt das Projekt derzeit auf Eis - und das stört nicht nur die Bahnwärter-Fans.
Politiker wollen Ordnung – und pushen den Bahnwärter
Jetzt machen auch Politiker aus dem Stadtviertel der Verwaltung Druck – mit einem interessanten Argument: Je länger der Bahnwärter Thiel auf seine Genehmigung warten muss, desto mehr Unordnung befürchtet sie auf dem Viehhofgelände. Da tobt sich die Münchner Graffitiszene aktuell aus und das ist ein Problem, sagt Beate Bidjanbeg vom Kulturausschuss des Bezirks.
"Das ist ja jetzt immer bekannter geworden, früher war das ein Geheimtipp. Inzwischen ist das sehr bekannt, so dass sehr viele Menschen sich dort aufhalten. Und aus dem Grund ist es für den Bezirksausschuss auch ganz gut, wenn es jetzt ein bisschen stärker geordnet genutzt wird. Weil sonst hat man eine Freifläche ohne Aufsicht und mit Vermüllung."
Beate Bidjanbeg (SPD), Kinder- und Jugendbeauftragte des Bezirksausschusses 2 München
Subkultur vs. Clubkultur
Es klingt absurd: Eine Location für alternative Kunst, Musik und Veranstaltungen soll dafür sorgen, dass der Viehhof sauberer wird. Aber genau so stellen sich Stadtpolitik und Polizei das vor: Mit dem Bahnwärter Thiel kommen offizielle, geregelte Veranstaltungen in den Viehhof – und damit endlich Ordnung in die Freifläche, auf der das Sprayen und Taggen aktuell geduldet ist. Die Politikerin Beate Bidjanbeg glaubt sogar, dass es die einzige Chance ist, den Ort für die Subkultur zu erhalten.
"Es hätte ja sonst sein können, wenn da zu viele Leute sind und die Gefahren zu groß sind, dass das vielleicht ganz gesperrt worden wäre. Und das wollten wir auf gar keinen Fall."
Beate Bidjanbeg
Was Kommunalpolitikern und Ordnungshütern gefällt, finden einige Künstler überhaupt nicht cool. Sie befürchten, dass sie durch den Bahnwärter Thiel in Zukunft weniger Freiraum für ihre Graffiti-Kunst zu haben. Auch wenn sich Daniel Hahn um die Sprayer bemüht, ihnen viele Ecken auf dem Gelände überlässt und demnächst eine 130 Meter lange Holzwand zur freien Verfügung der Sprayer eröffnet ist klar: Mit dem Club wird der anarchistische Freiraum überschaubarer. Bei der Stadtverwaltung ist Daniel Hahn inzwischen sehr beliebt, weil er sich zuverlässig an Regeln und Auflagen hält.
Fahrplan geändert
Auch um seine gute Connection zu den Behörden nicht zu verspielen, hält sich Daniel Hahn mit Kritik zurück. Ihm sei bewusst, dass sein Projekt sehr vielschichtig sei, sagt er im PULS Interview. Bei Lärm- und Brandschutz, Veranstaltungsgenehmigung und Bauauflagen müssten die verschiedensten Behörden zusammenarbeiten. Stimmt schon: Auch bei anderen Bauprojekten braucht die Stadtverwaltung viel Zeit. Die Verzögerungen beim Bahnwärter Thiel sind deshalb wohl keine Ausnahme. Andererseits hat der Bahnwärter bis jetzt an anderen Standorten auch schon seine Genehmigungen gekriegt.
Gerne hätten wir aus erster Quelle gewusst, woran es bei der Genehmigung des Bahnwärter Thiel hakt und wann es denn jetzt konkret mit Veranstaltungen losgehen kann. Aber auf unsere Anfragen an das Münchner Kommunalreferat haben wir am Dienstag keine Antwort bekommen. Daniel Hahn ist aber zuversichtlich, dass es bald was wird mit der Eröffnung des neuen Bahnwärter Thiel auf dem Viehhof in München.
Sendung: Filter am 17. Oktober 2017, ab 15 Uhr