Radl-Revolution 5 Gründe, warum Bamberg Bayerns Radlhauptstadt werden könnte
Bamberg plant eine Radl-Revolution: breitere Fahrradwege, Radautobahnen und mehr Fahrradstellplätze. Ein Erfolg für die Bamberger Biker, die endlich laut genug waren. Davon sollten sich andere bayerische Städte etwas abschauen.
Bambergs Radler fordern die Radl-Revolution: breitere Fahrradwege, Schnellwege und mehr Stellplätze für Fahrräder. Ein Bürgerentscheid dazu sollte kommen. Jetzt aber will der Stadtrat die Forderungen gleich umsetzen, ganz ohne Entscheid. Hier fünf Gründe, warum Bamberg Bayerns Radlerhauptstadt werden könnte.
1. Bamberg hat jetzt schon Bayerns meiste Radler
Eine repräsentative Befragung zeigte schon 2015: Bamberg hat den höchsten Radfahrer-Anteil unter den bayerischen Städten. Ein Drittel der Wege legen die Bamberger auf dem Rad zurück. Damit sind sie bayernweit an der Spitze. Die traditionelle Radlerstadt Erlangen kommt auf nur 28 Prozent Radleranteil. Auch Großstädte wie München (17 Prozent) und Nürnberg (14 Prozent) liegen ziemlich abgeschlagen hinter Bamberg. Der Grund: Die Wege in Bamberg sind kurz. Und jetzt sollen sie fahrradfreundlicher werden.
2. Vorfahrt für Fahrräder
Bamberg plant, die Forderungen der Radl-Aktivisten umzusetzen. Das bedeutet: Aus 1.000 sollen 5.000 Abstellplätze werden, aus vielen kleinen Straßen Fahrradstraßen, auf denen Räder Vorfahrt vor Autos haben. Pro Jahr will Bamberg drei Kreuzungen sicherheitsmäßig entschärfen – und Radler besser vor rechtsabbiegenden Autos schützen.
3. Radautobahnen fürs Umland
Jedes Jahr sollen an Hauptverkehrsstraßen zwei Kilometer Radweg entstehen. Die sollen zwei Meter breit sein – und genug Abstand zur Straße haben. Falls es platztechnisch nicht anders geht und der Radweg nur am Rand der Straßenfahrbahn möglich ist, sollen spezielle Pfosten Radler gegen Autos sichern. Für alle, die aus den Vororten nach Bamberg pendeln, sollen Radschnellwege geplant werden, auf denen Radler möglichst steigungs- und kreuzungsfrei in die Stadt cruisen können. Kleines Manko: Für dieses Jahr gibt es für die Verbesserungen nur 180.000 Euro vom Stadtrat. Laut Radexperten wäre eine knappe Million nötig. Doch Radl-Aktivist Christian Hader feiert trotzdem:
4. Radl-Community mit politischer Power
Eine Verkehrswende hat auch immer mit politischer Durchsetzungskraft zu tun, denn in der Regel haben Autofahrer in Städten eine mächtige Lobby. Die Bamberger Radl-Freunde rund um den Aktivisten Christian Hader haben den Frust der Bamberger Biker erkannt und genug Unterschriften zusammengehabt, um den Stadtrat unter Druck zu setzen - mit tausenden Unterstützern. Da ist die Stadt dem möglichen Bürgerenscheid zuvor gekommen, setzt die Radl-Revolution für Bamberg direkt um und ist damit Vorreiter für ganz Deutschland.
5. Andere Städte bleiben stehen
So komisch das klingt: Bamberg profitiert auch von der Schwäche der Anderen. An vielen Orten hat der Radl-Optimismus nachgelassen. Beispielsweise in der Landeshauptstadt: Seitdem die Grünen in München nicht mehr mitregieren, tut sich hier so gut wie nichts mehr in Sachen Radwegausbau. Auch das studentische Erlangen – in den 70er-Jahren eine der ersten Städte, in der Radwege gebaut wurden – hat nachgelassen, sagt der Radlclub ADFC. Hier ist man vor allem damit beschäftigt, alte Fahrradwege wieder flott zu machen.
Sendung: Filter, 30. Januar 2018 - ab 15 Uhr