Bundestagswahl 2017 Vier Argumente gegen Nichtwähler

Keine Lust, keine Zeit oder vergessen, wo das Wahllokal ist – die Liste der Gründe, warum Leute nicht wählen ist lang und voller scheinbarer Argumente. Ab jetzt könnt ihr kontern.

Von: Katharina Kühn

Stand: 24.08.2017 | Archiv

Viele Wahlberechtigte machen ihr Kreuz nicht. Die Argumente warum lassen sich meist leicht kontern. | Bild: BR

Wenn es darum geht, warum Leute nicht wählen gehen, bekommt man manchmal echt kreative Antworten. Meistens sind es aber immer die gleichen.

Nichtwählerargument 1: Meine Stimme ist wurscht

"Ich gehe nicht wählen, weil letzten Endes hat es ja doch keinen Sinn, denn meine Stimme hat ja irgendwie wenig Wertigkeit hier in Deutschland und deshalb glaube ich, dass die nie ankommen würde."

Timo*

Das Gegenargument

Um eins mal vorweg zu nehmen: Dass in Deutschland eine Wählerstimme im wahrsten Sinne des Wortes verloren geht, ist extrem unwahrscheinlich. In jedem Wahllokal gibt es mehrere Leute die aufpassen, dass eben keine Stimme verschwindet oder nicht richtig gezählt wird.

Natürlich ist jede abgegebne Stimme nur eine von sehr vielen. Wenn jeder Wahlberechtigte abstimmen würde, wäre es eine von rund 65,5 Millionen. Aber deswegen gar nicht wählen? Für Mareike Nieberding von "Demo", einer Bewegung, die zum Wählen motivieren soll, die falsche Reaktion.

"Man hat ja nur diese eine Stimme und sonst keine Chance, außer man engagiert sich in Parteien oder zivilgesellschaftlich. Die Wahl ist trotzdem die einzige Möglichkeit unsere Demokratie quasi auf dieser Ebene mitzugestalten, in dem man am 24. September 2017 zur Wahlurne tritt. Wenn man das nicht macht, dann hat man gar keine Stimme."

Mareike Nieberding

Damit landet man dann meistens direkt beim zweiten Argument von Nichtwählern.

Nichtwählerargument 2: Alle Parteien sind doof

"Es gibt halt nichts wirklich Wählbares, was ziemlich gut ist, so, ich find, die Politik in Deutschland geht sowieso den Bach runter und das wird alles nichts mehr, darum bringt es jetzt auch nichts mehr, Parteien zu wählen."

Andreas*

Das Gegenargument

Sind alle deutschen Parteien schlecht? Wissen wir überhaupt wer alles antritt? Es gibt ja nicht nur die großen, sogenannten Volksparteien, sondern bei der Bundestagswahl sind insgesamt 42 Parteien am Start: Von der Tierschutzpartei über die Marxistisch-Leninistische Partei bis zur Bergpartei und dem Bündnis Grundeinkommen Es gibt bei der Bundestagswahl mehr Auswahl als Joghurt-Marken im Supermarkt.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird keiner von uns eine Partei finden, die er 100 prozentig passend findet – aber ganz ehrlich: Wer von euren Freunden hat keine Macke, die euch nicht total auf den Nerv geht? Eben. 100 prozentig passt es nie.  Bei 42 Parteien gibt es aber doch bestimmt mindestens eine, die sich besonders für die Themen einsetzt, die einem wichtig sind. Und die kann man wählen.

Nichtwählerargument 3: Kein Interesse

"Der Grund dafür, dass ich nicht wählen gehe, ist, dass ich mich einfach nicht sehr viel für die Politik interessiere. Nächstes Jahr werde ich sowieso umziehen, von daher, macht’s keinen Sinn mehr für mich."

Stephan*

Das Gegenargument

Wir reden hier von der Bundestagswahl! Selbst wenn man aus Deutschland wegzieht, wer hier regiert, beeinflusst ziemlich sicher das Weltgeschehen. Und wem das zu abstrakt ist, der sollte sich mal angucken, auf was die Politik so alles Einfluss hat.

"Ich glaube, dass Menschen, die sagen, dass sie sich nicht für Politik interessieren, sich nicht bewusstmachen, in wie viele Lebensbereiche Politik hineinreicht. Das fängt ja schon bei ganz banalen Dingen an, also ob vor meiner Haustür eine 30-Zone ist, eine 50- oder eine 80-Zone, das sind alles politische Entscheidungen."

Mareike Nieberding

Oder um mal ein großes Thema zu nehmen, das relativ aktuell ist: Die Politik beeinflusst sogar wen wir heiraten dürfen oder eben nicht.

Nichtwählerargument 4: Ups, vergessen...

Und dann ist da noch dieses eine Argument, das nicht wirklich ein Argument ist, aber in vielen Fällen wohl einfach der wahre Grund:

"Ich gehe halt auch nicht wählen. Der Weg zur Wahlkabine ist halt auch schon, bestimmt über einen Kilometer. Der ist zu weit, sie sollten einfach mal dieses Online-Wahlsystem verbreiten."

Rike*

In diese Kategorie fallen auch Aussagen wie: Da bin ich im Urlaub, am See, gerade in meine Lieblings-Serie vertieft, am Sonntag hab ich immer nen Kater, da denk ich einfach nicht dran, dass ja Wahl ist...

Das Gegenargument

Freunde, schon mal von Briefwahl gehört? Die Unterlagen dafür kann man mittlerweile meist ganz einfach online anfordern und hat dann genug Zeit sich die Wahlzettel in Ruhe durchzulesen und dann seine Kreuze zu machen. Das Porto müsst ihr nicht bezahlen, einfach nur den Brief zum Postkasten bringen – und da lauft ihr ja bestimmt eh mal dran vorbei.  

Sendung: Filter, 30. August 2017 ab 15 Uhr

*Namen von der Redaktion geändert