FAQ zu kultureller Aneignung Wieso Cultural Appropriation nicht cool ist!
Dreadlocks, das sogenannte „Indianerkostüm“ und Blackfacing. Elemente fremder Kulturen in das eigene Leben aufzunehmen, kann problematisch sein. Wir erklären, warum.
Wir kennen es aus Musikvideos, Stand-Ups oder dem Karneval: Menschen aus dominanten Gesellschaftsgruppen wie etwa weiße Mitteleuropäer*innen übernehmen Kleidungsstücke, Accessoires, Frisuren oder Slangs aus fremden Kulturen und marginalisierten Gruppen zu ihrem eigenen Nutzen. Wenn das passiert, spricht man von Cultural Appropriation oder kultureller Aneignung. Da immer wieder Fragen auftauchen, warum das ein Problem ist, haben wir hier die wichtigsten Antworten für euch zusammengefasst:
Was sind Beispiele für Cultural Appropriation?
Ein gutes Beispiel für kulturelle Aneignung sind Influencer*innen oder Moderunternehmen, die keinen Bezug zur jeweiligen Kultur haben und trotzdem Elemente wie Federschmuck indigener Völker oder muslimische Kopfbedeckungen nutzen, um damit Geld zu verdienen. Von Cultural Appropriation spricht man unter anderem auch bei Blackfacing, also wenn sich zum Beispiel weiße Menschen ihre Haut zum Karneval oder für Theaterstücke dunkler schminken.
Dazu können außerdem Museen mit Ausstellungsstücken zählen, die etwa während der Kolonialzeit erbeutet wurden.
Wann ist kulturelle Aneignung problematisch?
Problematisch wird Cultural Appropriation dann, wenn Mitglieder einer privilegierten Gesellschaftsgruppe daraus Profit schlagen oder Sitten, Bräuche und Traditionen anderer Kulturen lächerlich machen. Damit kann auch schon gemeint sein, dass heilige Symbole einer Kultur mit neuer Bedeutung im Mainstream verankert werden: zum Beispiel, wenn man sich für das nächste Festival einen Punkt zwischen die Augenbrauen malt und dabei komplett ausblendet, dass ein solches Bindi auf der Stirn in Südasien eine besondere spirituelle Bedeutung hat. Entscheidend ist vor allem, dass mit diesem Handeln die Gefühle anderer Menschen verletzt werden, weil die Bedeutung ihrer Kultur gegen ihren Willen entfremdet wird.
Wieso stören sich Leute daran, wenn ich eine bestimmte Frisur oder ein bestimmtes Accessoire trage?
Während dominante Gesellschaftsgruppen Make-Up, Kleidung, Kostüme und Schmuck oft als Statussymbol sehen und sie jederzeit wieder ablegen können, erleben marginalisierte Gruppen aufgrund ihres Aussehens und ihrer kulturellen Traditionen und Bräuche strukturellen Rassismus. Das heißt: Die dunkle Schminke im Gesicht einer weißen Sängerin, kann Menschen mit dunkler Hautfarbe an Erfahrungen schlimmer Ausgrenzung erinnern und diese Diskriminierung sogar unbewusst verfestigen.
Wer entscheidet darüber, was okay ist und was nicht?
Viele hinterfragen heute noch, was daran schlimm ist, Elemente aus anderen Kulturen zu übernehmen. Natürlich kann der Grund auch sein, dass man diese Kultur besonders toll findet und bewundert. Es ist aber in jedem Fall wichtig, sich mit Respekt und Verständnis mit diesen Kulturen auseinanderzusetzen und einen Dialog zu suchen. Bevor man sich beispielsweise Dreadlocks machen lässt, kann man auch erst mal mit Menschen aus den jeweiligen Kulturen sprechen und sie nach ihrer Meinung und ihren Gefühlen fragen. Die Entscheidung liegt letztlich bei jedem selbst. Aber: Wenn man weiß, dass man mit dem eigenen Verhalten andere Menschen verletzt, sollte man lieber darauf verzichten.
PULS am 04.05.2020.