Kreativ gegen Petz-Portale Widerstand gegen "Lehrer-Pranger" der AfD
Die AfD will Schüler dazu animieren, Lehrer, die sich kritisch über die Partei äußern, online zu melden. Im Netz formiert sich Widerstand dagegen, der dafür sorgt, dass die Seiten zugespammt werden.
"Mein Lehrer hetzt", "Lehrer-SOS" oder "Neutrale Schulen Hamburg" – so heißen einige der Portale, die die AfD in verschiedenen Bundesländern eingerichtet hat, um Lehrer zu melden, die sich kritisch über die Partei äußern. Mit diesen drei kreativen Methoden kämpfen Aktivisten und Lehrer jetzt gegen die Lehrer-Meldeportale.
1. Der Bürokratie-Killer #BitteMeldeDich
Die Aktion #BitteMeldeDich zielt darauf ab, dass alle Lehrer, die mit ihrem Namen bei der AfD gemeldet werden, ein Recht darauf haben, darüber Bescheid zu wissen. Die Seite der StayBehindFoundation bietet den Usern dazu einen Formularvordruck. Mit dem kann man bei der Partei Auskunft darüber erbitten, ob der eigene Name gespeichert ist. Auf einem zusätzlichen Formular kann man dann noch die Löschung seines Namens beantragen. Denn auch darauf hat man nach der neuen Datenschutzverordnung ein Recht. Die Macher der Seite glauben: Wenn jeder das macht – auch wenn er gar kein Lehrer ist – kostet das die AfD Zeit und Geld.
2. Mit #meinabgeordneterhetzt den Spieß umdrehen
Eine inhaltlich motivierte Methode haben Programmierer der Piratenpartei entwickelt. Sie fordern die User auf, der AfD in puncto Hetze unter #meinabgeordneterhetzt den Spiegel vorzuhalten.
"Wir nutzen die Sprüche, die AfD-Abgeordnete in der letzten Zeit abgegeben haben und schicken die an ihre eigene Partei. Wir haben also Hetzsprüche von AfD-Abgeordeten dafür genutzt, die dort eingetragen werden."
- Jürgen Grothof, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Rheinland-Pfalz
Wie das konkret funktioniert? Die Webseite der Piraten schlägt automatisch Zitate von AfD-Politikern vor und die kann man mit einem einfachen Mausklick abschicken – schon werden sie in den Posteingang der Lehrer-Melde-Portale der AfD umgeleitet. Die Piraten feiern sich gerade dafür, dass sie so angeblich das Petz-Portal eines baden-württembergischen AfD-Abgeordneten lahmgelegt haben. Die AfD will sich dazu nicht äußern.
3. Selbstanzeige in Briefform
Weil sie sich von der AfD gegängelt fühlen, haben sich zwei Drittel der Lehrer der Lina-Morgenstern-Gesamtschule in Berlin-Kreuzberg einfach selbst angezeigt. In einem Brief erklären sie, auch weiterhin Schüler über die Demokratie aufzuklären und damit dafür zu sorgen, dass sich Schüler über den Charakter der AfD ein Bild machen könnten:
"Dies werden wir selbstverständlich im Unterricht tun und befinden uns hierbei im Einklang mit (…) dem Artikel 1 des Berliner Schulgesetzes. Wir werden unsere Schüler*innen davon unterrichten, wenn von Mitgliedern und Funktionären Ihrer Partei rassistische, menschenverachtende, sexistische, geschichtsrevisionistische, antisemitische oder demokratiefeindliche Aktivitäten ausgehen, die unser friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft gefährden."
- Brief der Lehrer der Lina-Morgenstern-Gesamtschule Berlin-Kreuzberg an die AfD
Sendung: Filter 23.10.2018, ab 15 Uhr