Geplanter Verschleiß Gebaut, um kaputt zu gehen
Kaufen für die Tonne: MP3-Player, Handys und Computer landen schneller auf dem Müll, als sie müssten. Der frühe Tod der Geräte ist von den Herstellern oft gewollt. "Geplante Obsoleszenz" nennt man dieses fragwürdige Vorgehen.
Die meisten von uns kennen das: Kaum ist die Garantie abgelaufen, gehen unsere Gadgets kaputt. Der Handy-Akku lädt nicht mehr, das Display beim MP3-Player spinnt, das Notebook überhitzt und schaltet sich einfach aus. Reparieren lohnt sich nicht, sagt die Werkstatt, zu teuer. Also ab damit in den Müll. Neue Sachen kaufen. Marketing-Profis nennen diesen Zyklus "Geplante Obsoleszenz". Der frühe Tod unserer Gadgets ist kein Zufall, sondern geplant. Allerdings war es bis vor kurzem schwer, diese Absicht nachzuweisen.
Die Gegenbewegung aus dem Netz
Der Berliner Blogger und BWLer Stefan Schridde gründete deshalb vor zwei Jahren das Webportal Murks? Nein danke, in dem Fallbeispiele gesammelt und von Experten eingeordnet werden. Mittlerweile hatte das Blog schon mehr als fünf Millionen Besucher. Rund 2.000 Menschen haben vorzeitige Verschleißerscheinungen an ihren Elektrogeräten gemeldet. Mit der Bewegung will Schridde Druck auf Politik und Unterehmen ausüben.
"Je häufiger man etwas wieder verkaufen kann, desto häufiger kann man natürlich auch bei jedem Verkauf einen Gewinnbeitrag einsammeln. Und dieser Trend zur Renditemaximierung als ausschließliches Ziel für unternehmerische Führung ist letztendlich das Hauptproblem dabei. Es wird nicht mehr der Applaus beim Kunden gesucht, sondern der Applaus beim Kapitalgeber."
Stefan Schridde
Für Die Grünen hat Stefan Schridde eine Studie erstellt, die seine These belegt: Die Unternehmen wollen, dass unsere Elektrogeräte früher als nötig kaputt gehen. Die Studie zeigt auch:
- Bei der Konstruktion werden Teile dort platziert, wo klar ist, dass sie schnell kaputt gehen; zum Beispiel wärme-empfindliche Bauteile an Stellen, die bei Gebrauch heiß werden.
- Es werden absichtlich minderwertige Bauteile verbaut, die schneller kaputt gehen.
- Die Geräte lassen sich nicht öffnen und Einzelteile lassen sich nicht einfach austauschen; dadurch werfen Verbraucher schnell das ganze Gerät weg, wenn eigentlich nur ein Kleinteil kaputt ist.
Die Grünen fordern strengere Regeln für die Hersteller. Offensichtliche Schwachstellen könnten verboten werden, außerdem sollen Einzelteile leichter austauschbar sein und das Gerät auch ohne Spezialwerkzeug repariert werden können. Noch sind das aber nur Forderungen.
"Der Schaden, der durch geplante Obsoleszenz ausgelöst wird, geht in die Milliarden. Wenn es keine gäbe, hätten wir jedes Jahr 100 Milliarden mehr zur Verfügung für klügere Einkäufe."
Stefan Schridde
Allerdings sind nicht nur die Hersteller schuld am frühen Tod der Gadgets. Wir Konsumenten machen fröhlich mit. Wir lassen uns von Marketing-Profis einreden, dass Altes schlecht und Neues gut ist. Die Folgen der sogenannten "psychischen Obsoleszenz" sieht man in Deutschland auf jedem Wertstoffhof. Immer mehr funktionierende Geräte landen auf dem Müll. Rund 80 Prozent der weggeworfenen Elektro-Geräte funktionieren noch, schätzt Platzwart Tobias Quoll, den wir auf dem Münchner Wertstoffhof Thalkirchen besucht haben. Laut Umweltbundesamt wuchs der deutsche IT-, Handy- und Unterhaltungselektronik-Schrottberg zwischen 2006 und 2008 von 215.000 auf 300.000 Tonnen pro Jahr.
Selber schrauben heißt das Zauberwort
Markus Weiher, Technik-Nerd aus Weisendorf bei Erlangen, wirft schon lange keine elektrischen Geräte mehr weg. Aber alleine hätte er sie nicht reparieren können. Nur wenige Hersteller veröffentlichen Schaltpläne oder Reparatur-Anleitungen. Wer seine Geräte selber reparieren will, ist auf die Erfahrung anderer User angewiesen. Genau hier setzt die US-Schrauber-Community ifixit.com an. Sie will eine Plattform für alle Schrauber weltweit sein. Markus Weiher ist einer der Top-Autoren. Er hat mehr als tausend User-Fragen beantwortet, dafür hat ihm Ifixit mehre Dutzend virtuelle Abzeichen verliehen, unter anderem das begehrte goldene "Ace of Answers" und den "Master Tinkerer". Aber ifixit.com ist mehr als ein normales Do-It-Yourself-Forum. Ifixit will den Planeten vor der endgültigen Vermüllung retten.
Die Ifixit-Community hat ihre Forderungen in einem online veröffentlichten Kampfblatt zusammengeschrieben, dem "Self-Repair Manifesto", in deutscher Fassung "Manifest der eigenständigen Reparatur". Darin fordern die Aktivisten unter anderem das Recht "auf Geräte, die geöffnet werden können", sie fordern das Recht "auf Fehlercodes und Schaltpläne", und das Recht, "uns den Techniker selbst auszusuchen".
Bei vielen Produkten trifft nichts davon zu. Man braucht Spezial-Werkzeug, um sie zu öffnen, Schaltpläne gibt es keine, Ersatzteile haben nur vom Hersteller lizenzierte Techniker. Ifixit veröffentlicht deswegen regelmäßig Videos, in denen die blonde Moderatorin "MJ" zeigt, wie man sein Gerät trotzdem selbst reparieren kann.
Manchmal hilft nur noch die Werkstatt
Aber auch Ifixit hat seine Grenzen. Wer nicht nur einen Akku wechseln, sondern einen Kondensator tauschen oder einen Fahrrad-Rahmen schweißen will und keinen Werkzeugkoffer wie Markus Weiher besitzt, braucht eine Werkstatt und jemanden, der erklären kann, wie man richtig lötet oder schweißt. Die Lösung: Offene Werkstätten. Gibt's in ganz Deutschland, in Bayern zum Beispiel im "Kempodium" in Kempten, im "Kulturzentrum K4" in Nürnberg oder im "Haus der Eigenarbeit" in München. Eine Linkliste gibt's beim Verbund Offener Werkstätten. "Das Besondere am Reparieren ist ja, dass das jeder machen kann", sagt Markus Weiher. Wenn mehr Menschen dieses Selbstbewusstsein teilen, könnte es tatsächlich etwas werden mit der Repair Revolution.
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Jose Vilarino Perez, Freitag, 21.Oktober 2016, 23:23 Uhr
5. Obsoleszenz muss nicht sein,ich repariere auf Teufel komm raus.Wenn es geht!
Ich selber bin ein Reparateur.In meinem kollegen-,familien-,und freundeskreisen,bin ich bekannt dafür, das ich versuche alle Sachen zu reparieren..Auto,moped,waschmaschine,kafeemaschine,computer,handy,eisenbahn,spielzeug.Ich dazusagen,Ich bin Jahrgang 1954,ergo 62jahre jung,gelernter Facharbeiter.Heute heisst mein Beruf,Betriebsanlagenmechanicker,früher Betriebsschlosser.Ich habe damals reparieren gelernt.Heute macht derselbe Berufsstand Teile wechseln,mitunter weil Teile selber bauen,unwirtschaftlich wäre.Aber ich repariere immer noch vieles was geht ,und bin stolz wie Harry!
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Lisa Müller, Donnerstag, 09.Juni 2016, 15:07 Uhr
4. Reparatur selbst durchführen!
Davon habe ich schon öfter gehört. Ich habe auch einen Kaffeevollautomaten und besorge mir meine Ersatzteile, wenn mal etwas kaputt geht, seit Jahren im Internet. Ich bin damit bis jetzt immer gut gefahren und werde es auch weiter so machen, damit es nicht zu solch einem Vorfall wie bei Karolina Weber kommt. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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Karolina Weber, Montag, 17.Februar 2014, 19:47 Uhr
3. Reparatur eines Kaffeevollautomaten
Habe einen Krups Kaffeevollautomaten innerhalb der Garantiezeit beim Saturn in
Passau , dort habe ich ihn auch gekauft, abgegeben. Da dieser aber nicht zu repa-
rieren ist,weil nirgends eine Schraube zu finden ist ,hat man mir eine ganz andere
uralte,total verdreckte Maschine als repariert zurückgegeben.Ich habe dann dieses Gerät
zurück gebracht und jetzt hat man es dort gewaschen und ich muß es abholen.
Will ich aber nicht weil es nicht mein Gerät ist. Was soll ich tun?
Antwort von Hardy für PULS, Montag, 17.Februar, 22:31 Uhr
Hallo Karolina,
wenn es auf den Kaffeeautomaten noch Garantie gab, solltest du eigentlich deinen repariert bekommen oder aber einen neuen Automaten. Falls der Hersteller das nicht so sieht, würde ich mich an eine Verbraucherschutz-Organisation wenden, zum Beispiel die Verbraucherzentrale Bayern. Ein Telefon-Anruf dort klärt deine Fragen vielleicht schon.
Viel Glück,
Hardy für PULS
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Johann Lehner, Montag, 10.Februar 2014, 23:42 Uhr
2. Geräte-Tod
Geplanter Gerätge-Tod: Wir Verbraucher haben es doch schon irgendwie "gefühlt", können es aber nicht beweisen ... bedauerlicherweise derzeit (noch!) legal.
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Michael Kö, Freitag, 07.Februar 2014, 18:28 Uhr
1. Schnell kaputt von apple
Produkte, die bald wieder kaputt gehen: mein imac (Sept. 2011) von apple. Die Festplatte rauchte nach 2 1/2 Jahren ab. Reparaturkosten: 600 Euro. Heftig!
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