Storch Heinar besiegt Thor Steinar Neonazi-Verarsche mit gerichtlicher Genehmigung
Verulkt, verklagt, verloren: Die Klamottenmarke Thor Steinar hat gegen das Satire-Projekt Storch Heinar geklagt - und weitgehend verloren. Doch auch der Minisieg lässt den "Führerstorch" kalt, den Schaden bezahlt die Kriegskasse.
Der "Führerstorch" darf auch in Zukunft die Neonazis verarschen. Das hat das Landgericht Nürnberg-Fürth entschieden. Damit hat das Gericht die Klage der Klamottenmarke Thor Steinar abgewiesen, die gerne von Neonazis getragen wird. Die Marke fühlte sich angegriffen und hatte im Juli gegen die Persiflage-Marke mit der Begründung geklagt, Storch Heinar würde Markenrechte von Thor Steinar verletzten und die Marke verunglimpfen. Die Richter in Nürnberg sahen das anders. Ihrer Meinung nach besteht zwischen Storch Heinar und Thor Steinar keine Verwechslungsgefahr. Sie verwiesen dabei auf die Grundrechte der Meinungs- und Kunstfreiheit.
"Weltkriegsverliererbesieger" spült Geld in die Kriegskasse
Einen Mini-Sieg hat Thor Steinar allerdings errungen, und zwar gegen die "Kampftasche Wüstenfuchs". Storch Heinar hatte dafür ein unzulässiges Logo verwendet, dafür müssen die Anbieter jetzt Schadensersatz aus der eigenen Kriegskasse leisten. Aber auch wenn der nicht besonders hoch ausfallen dürfte, hatte der Führerstorch sogar für diesen Fall vorgesorgt und die Kriegskasse aufgebessert: Seit einigen Monaten hat er nämlich eine Kollektion im Angebot, deren Erlös eigens für die Prozesskosten verwendet werden soll. Auf den Kleidungsstücken ist Storch Heinar mit Stahlhelm zu sehen, darunter der Schriftzug "Weltkriegsverliererbesieger".
Hässlicher Vogel mit Hitlerbärtchen
Storch Heinar ist ein Satire-Projekt der Initiative "Endstation Rechts", das auf die von überwiegend Rechten getragene und vom Verfassungsschutz beobachtete Marke Thor Steinar abzielt. Auf den T-Shirts und Pullovern prangt ein durch und durch hässlicher Vogel mit Scheitel und Hitlerbärtchen. Klamotten von Thor Steinar bedienen sich einer als "völkisch" verstandenen Symbolik. Die Schriftzüge beziehen sich auf den vorchristlichen Germanen-Kult und eine glorifizierende Sicht der Wehrmacht.
Wer sich Klamotten von Thor Steinar überzieht, verbindet die gotischen Lettern in der Regel mit dem NS-Regime. Zum Beispiel gibt es T-Shirts mit der Aufschrift "Flugschule", das eine Messerschmidt zeigt, das von den Nazis entwickelte Düsenflugzeug. Mit dieser sogenannten Wunderwaffe hoffte Hitler noch am Ende des Zweiten Weltkrieges auf die aussichtslose militärische Wende. Andere Shirts tragen mit der Grußformel "Weidmanns Heil" den Umriss eines Maschinengewehrs. Im Deutschen Bundestag, im Brandenburger Landtag und in vielen Fußballstadien ist das Tragen von Thor Steinar-Klamotten verboten.