Kommentar zu #HowIWillChange Wie es nach #MeToo weitergehen muss
Seit dem 15. Oktober kursiert der Hashtag #MeToo im Netz. Frauen posten ihn, um zu zeigen, dass sie sexuelle Belästigung erlebt haben. Der Hashtag hat eine neue Diskussion angestoßen. Jetzt muss es aber auch weitergehen.
Das wahrscheinlich größte Problem bei sexuellen Übergriffen ist, dass Frauen oft darüber schweigen. Etwa die Hälfte der Frauen in Deutschland, die häusliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt haben, haben mit niemandem darüber geredet, sagt eine Studie des Familienministeriums. Für viele, die #MeToo jetzt teilen, ist es ein Freischlag zu sehen, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine sind.
Sexismus-Hashtags gab es schon viele (#aufschrei #mannfüreinentag #neinheißtnein), aber das Problem bleibt. Nach all den Debatten in der letzten Jahre müssen wir jetzt aber endlich einen Schritt weiter kommen. Wie könnte das aussehen?
Frauen müssen reden, ansprechen, sich auseinandersetzen
#MeToo zu teilen, ist gut. Noch besser wäre es, auch zu sagen warum – selbst wenn viele wahrscheinlich denken, dass die Enttäuschung oder die Wut über eine Beschimpfung wie „Schlampe“ im Vergleich zu einer Vergewaltigung auf den ersten Blick kleinlich wirkt. Es ist ein ganz anderes Maß der Verletzung, sicher. Aber es ist auch ein Verlust an Respekt gegenüber Frauen. Schreibt über das, was euch stört. Sprecht es öffentlich im Freundeskreis, in der Familie oder auf Partys an. Damit schaffen wir für alle ein Bewusstsein.
Frauen und Männer müssen sich gegenseitig sagen dürfen, was ok ist und was nicht, sonst kommen wir nicht weiter. Klar, es ist anstrengend - doofe Sprüche und Arschgrapscher lässt man gerne oft einfach links liegen. Dann geht es schneller vorbei. Aber eigentlich ist es die Energie wert zu sagen "So nicht!".
#HowIWillChange
Männer dürfen in der Sexismus-Debatte nicht ausgeklammert werden. Auch deshalb, weil es bei ihnen Verunsicherung schafft: Wie verhalte ich mich besser? Was geht zu weit? Das eigentliche Ziel von feministischen Bemühungen sollte immer sein, dass sich Frauen und Männer auf Augenhöhe begegnen. Solange wir unser Handeln vor dem anderen Geschlecht permanent überdenken, haben wir eine Gleichberechtigung lange nicht erreicht.
Statt jetzt jedes Jahr mit einem weiteren Hashtag die Opferrolle der Frau zu verdeutlichen, müssen Männer aktiv ihre Rolle im Alltag überdenken. Ein erster Schritt ist der Hashtag #HowIWillChange. Männer teilen ihn, um zu sagen, wir verstehen das Problem. Wir sind dabei und wir wollen mit euch gemeinsam was ändern. Das ist ein verdammt guter Gedanke!
Männer müssen eingreifen, wenn ihre Freunde herablassend über Frauen reden oder sich sexistisch verhalten und sie können ihr eigenes Verhalten gegenüber Frauen überdenken. Jeden Mann betrifft auch Sexismus gegen Frauen. Sie alle haben eine Mutter, Schwester, Tochter oder Freundin. Viele von ihnen haben #MeToo gepostet.
Sendung: Filter am 20.10.2017, ab 15 Uhr