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Startrampe // Demograffics Aus der Provinz in die Provinz

Englischer Rap aus Bayern funktioniert: Im Falle der Regensburger Demograffics sogar so gut, dass sie neben ihren vielbeachteten Alben und Projekten mittlerweile auch gefragte Soundtrackbastler für Snowboardfilme sind.

Von: Frederik Kunth

Stand: 09.02.2010 | Archiv

Demograffics im Portrait: "Bavarian Shit, in dei G'sicht nei"

Achim Schneemann rappt auf Englisch – und das ist gut so. Auch wenn der Demograffics-MC deswegen immer wieder die üblichen reflexhaften Wackness-Vorwürfe erntet. Frei nach dem Motto: Das hört man doch, dass der kein Ami ist! Vielleicht sollten sich vorschnelle Kritiker einfach erst mal Achims Lebensgeschichte anschauen, um zu verstehen, wie der gebürtige Niederbayer überhaupt zum HipHop gekommen ist.

Ein Niederbayer aus South Carolina

Musikvideo Demograffics - Hey You

Als Achim sieben ist, erhält sein Vater einen Job bei einer Software-Firma in Amerika. Genauer gesagt in South Carolina, einem Staat im tiefsten Süden der USA, dessen "state bird" der Zaunkönig und dessen "state beverage" Milch ist. Klingt nicht nur nach Provinz, ist es auch. Doch genau in dieser Provinz entdeckt Achim den HipHop für sich und träumt fortan davon, selbst Rapper zu werden.

Mit 18 Jahren dann der Entschluss Amerika zu verlassen. Zwei Gründe sind dafür entscheidend: In die HipHop-Clubs, in denen er sich zuhause fühlt, wird er noch nicht reingelassen und einen Ausbildungsplatz findet er dort auch nicht. Also zurück nach Deutschland, nach Landshut. Dort kann er eine Ausbildung machen, darf in die Clubs und lernt zudem seinen jetzigen DJ kennen: DJ Rufflow - den, wie die beiden selbst schreiben, "hardest working man in no biz". Und wenn die beiden zusammen performen, ist das großes HipHop-Entertainment.

Immer auf der Suche nach den richtigen Samples

Achim Schneemann ist der geborene MC, weil er allen im Club das Gefühl gibt, dass auch sie Demograffics sind. Er ist ein großartiger Produzent, der Platten aller Stilrichtungen sammelt und Tage damit verbringt, in seinem Musikarchiv nach den richtigen Samples zu suchen. Diese Detailverliebtheit hört man "Bird's Eye View", dem Debütalbum der Demograffics aus dem Jahr 2008, auch an. In den Samples steckt mindestens so viel abgehangener Humor wie in den Texten. Die Platte wird "Album der Woche" bei on3-radio, Demograffics spielen wenig später bei unserem Festival im Münchner Funkhaus.

Dass Demograffics nun bei der Startrampe landen, ist kein Wunder. Im bayerischen HipHop kommt man an den beiden einfach nicht vorbei. Zumal Achim mit seinem zweiten Projekt Dexter & Maniac - er ist Maniac, der andere im Bunde ist der Beatbastler Dexter - im vergangenen Jahr nicht nur die HipHop-Magazine, sondern auch die Blumentopf-Tour aufgemischt hat.

Nicht auf die billige Provo-Tour

Demograffics wollen entertainen. Und sie wollen gleichzeitig anecken. Nicht auf die billige Provo-Art, sondern weil sie sich Gedanken machen, immer mal wieder die Vogelperspektive einnehmen. Deswegen hat Achim auch kein Handy: Wer sich ständig mit Tippen und Labern ablenkt, kann kein guter Beobachter der Welt um ihn herum sein.


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