Startrampe // Hello Gravity Die Jungs mit der goldenen Diskokugel
Die beiden Alben von Hello Gravity heißen "Wunderkind" und "The Golden Kind". Vollmundige Titel. Aber so ein bisschen Glauben an die eigene Auserwähltheit gehört bei Münchner Bands schließlich dazu.
Die beiden Alben von Hello Gravity heißen "Wunderkind" und "The Golden Kind". Vollmundige Titel. Aber so ein bisschen Glauben an die eigene Auserwähltheit gehört bei Münchner Bands schließlich dazu.
Die Wunderbrüder
Brüder in Bands, das geht gerne mal schief – auf die eine oder andere Weise: Mal kommt große Musik dabei heraus, aber die Geschwisterliebe schlägt in tiefen Hass um. Die Gebrüder Gallagher sind das berühmteste Beispiel, auch die Predigersöhne der Kings of Leon sollen sich ja nicht mehr allzu grün sein. Das Gegenteil – demonstrative Harmonie und grauenhafte Musik – gibt es auch: Man denke an die Jonas Brothers oder die Hansons.
Hello Gravity sind eine Band mit Brüdern, bei der es auf beiden Ebenen zu klappen scheint. Von wilden Wortgefechten und innerfamiliären Handgreiflichkeiten hat man auf jeden Fall noch nichts gehört. Im Gegenteil, die Band fährt sogar gerne mal zusammen in den Urlaub und umarmt sich vor jedem Auftritt. Und trotzdem ist die Musik alles andere als grauenhaft.
Golden Sound aus Munich
Hello Gravity spielen Indiepop britischer Prägung – die wavige Variante mit großer Geste, schmissigen Refrains, dicken Beats und funkelnden Synthies. Mit Glitzer im Gesicht, Backgroundchören und Falsettgesang. "We are the golden kind", heißt es im Refrain der aktuellen Single. Wo würde so eine Musik besser hinpassen, als in die leuchtende bayerische Landeshauptstadt?
Dementsprechend haben Mike Zitzelsberger (Gesang & Keyboard), sein Bruder Tom (Bass), Felix Koch (Gitarre) und Simon Popp (Schlagzeug) das heimatliche Schrobenhausen verlassen, um nach München zu ziehen. Eine gute Entscheidung: auf einer Party drücken sie ihre CD dem Labelchef und Produzenten Ron Flieger in die Hand und werden kurz darauf unter Vertrag genommen.
Und so erscheint dieser Tage mit "The Golden Kind" schon das zweite Album der vier jungen Musiker, nach dem 2011 erschienenen Debüt "Wunderkind". Die erste Show in London haben sie gerade gespielt, bald ist Paris dran. Von der Schwerkraft, die deutsche Bands oft so an die Heimat zu fesseln scheint, dass sie den Schritt ins Ausland nicht schaffen, haben sich Hello Gravity also befreit.