Startrampe // Joasihno Astronauten im eigenen Klanguniversum
Als das Debüt erschien, war Joasihno noch ein Ein-Mann-Projekt. Jetzt ist ein Duo daraus geworden. Gut so, denn es gibt viel zu tun. Das Zweitwerk von Joasihno ist schließlich beim Label der Indie-Helden The Notwist rausgekommen.
Als 2011 das Debüt erschien, war Joasihno ein Ein-Mann-Projekt. Jetzt ist ein Duo daraus geworden. Gut so. Denn es gibt viel zu tun. Gerade haben Cico und Nico ihr Zweitwerk beim Label der Indie-Helden The Notwist rausgebracht.
Von wegen Poser
Philip Glass, Steve Reich, György Ligeti, Richard Namarrow. Nennen Musiker solche schwierigen, modernen Avantgarde-Komponisten als Einflüsse, dann denkt man sich gerne: Aha, da haben wir also wieder so ein paar Poser, die einem die fehlende Schönheit und Struktur ihrer Musik als "Anspruch" verkaufen wollen. Bei Joasihno könnte man damit falscher nicht liegen.
Der Poser-Verdacht zerschlägt sich sofort, wenn man Cico Beck und Nico Sierig in persona begegnet. Die beiden sind sozusagen der Inbegriff des Understatements: Zwei absolut unaufgeregte, ruhige, bescheidene Geeks, mit feinsinnigem, etwas kauzigem Humor. Nichts würde ihnen wohl ferner liegen als angeberisches Namedropping. So was macht sich schließlich auch nicht gut, in ihren Heimatstädten Eichstätt und Deggendorf.
Da kommen Joasihno her, dahin kehren sie immer wieder zurück, auch wenn es sie mit ihrer Musik gerne mal in weit entfernte Gegenden der Welt verschlägt: zum Instrumentekaufen und -ausprobieren nach Indien oder Ghana, zum Livespielen nach Brüssel, Paris, Wien oder Hamburg. Das aktuelle Album "A Lie" wurde mit dem ehemaligen Tomte-Pianist Simon Frontzek in Berlin abgemischt. "Es macht viel Spaß in Berlin zu sein. Aber irgendwie find ich's da dann auch oft schnell anstrengend. Es ist halt einfach ein bisschen purer, wenn man auf dem Land ist", meint Cico Beck.
Fließende Leichtigkeit
Und wie klingt jetzt die Musik auf "A Lie?" Man ahnt es: effektheischend oder großspurig ganz sicher nicht. Sondern eher sehr detailverliebt und ausgetüftelt: vielschichtige, komplexe Beat- und Soundcollagen schichten sich da übereinander, die Arrangements ufern gerne mal aus, die Songs durchlaufen fließend die verschiedensten Aggregatszustände. Und trotzdem wird es – wie bei The Notwist, mit denen Joasihno bereits auf Tour waren – nie anstrengend oder verkopft.
Im Gegenteil: verträumte Harmonien und Gesänge legen sich da ganz entspannt über die Rhythmus- und Klanggerüste. Trotz all der verwendeten Technik verbreitet Joasihnos Musik so die warme, melancholische Leichtigkeit eines lauen Sommerabends auf dem Land, die Weite sternenklarer Nächte über hügeligen Feldern.