Zeit für Bayern Mythos Bayern - Geschichten zur Bayerischen Landesausstellung in Ettal
Wer bin ich? Selbstzweifel, Identitätsprobleme plagen mittlerweile auch den „Mythos Bayern“ und eh er sich‘s versieht, findet er sich auf der Couch bei der Therapeutin wieder. Protzige Kraftmeierei ist heute kaum mehr angesagt – auch mantraartiges Wiederholen von „mir san mir“ überzeugt nicht mehr.
Mythos auf der Couch: Wie geht's dem Bayern-Mythos heute?
Your browser doesn’t support HTML5 audio
Dem Mythos wird klar, dass er nicht auf einem ganz besonderen, einzigartigen Volk basiert, sondern die Bayern vermutlich ein Mischvolk aus Sprengseln der Völkerwanderung sind. Klar ist nur, dass ab dem 6. Jahrhundert von „Bajuvaria“ die Rede ist, ansonsten ist vieles Legendenbildung.
König Max.II. und die Erfindung der Tradition
Fensterlnde, wildernde, plattelnde betrunkene Raufbolde in Lederhosen – zu diesem Klischee viel beigetragen hat Max II. Ein volksnaher König, der ein kollektives Wir-Gefühl schaffen wolle, als im 19. Jahrhundert viele Selbstverständlichkeiten ins Wanken gerieten. Er institutionalisierte eine einheitliche Tracht – manche sagen, er hat nicht nur die Lederhosn salonfähig gemacht, sondern sogar manche Tradition erfunden.
Klischee der Gegner
In Zeiten der Aufklärung verbreiteten die Protestanten des Klischee des tumben, rohen und faulen Bayern – auch dies muss der „Mythos Bayern“ auf der Couch erst mal verarbeiten.
Nach kitschigen Bergpanoramabildern, die ebenso in die ganze Welt exportiert wurden, wie Hurra-Seppltum-Heimatabende, haben Filme von Dietl, Bogner, Rosenmüller&Co unserem Selbstwertgefühl wieder auf die Beine geholfen. Und heute wirbt die Bayern Tourismus GmbH nicht mehr (nur) mit Neuschwanstein, Linderhof und Königssee, sondern ganz erfolgreich mit Stille.
Ist früher der Bauer auf der Hausbank g‘hockt und hat vor sich hin sinniert, hieß es gleich, er sei faul oder tumb. Heute zahlen viele Burnoutgefährdete einen Haufen Geld für Auszeiten und Sabbaticals.
Der Mythos muss vielleicht bloß a bisl a Ruah gebn, dann findet er auch wieder zu sich selbst - ganz unaufgeregt und fernab jeglicher Dirndl-Rüscherl-Dackel-Kitsch-Show.