Vererbung, Hormone und Lebensstil Ursachen für Venenleiden
Ausbruch oder Verlauf von Venenerkrankungen lassen sich aber beeinflussen. Hauptfaktor ist in den meisten Fällen der Lebensstil.
Ausbruch oder Verlauf von Venenerkrankungen lassen sich aber beeinflussen. Hauptfaktor ist in den meisten Fällen der Lebensstil.
Nachgewiesen ist eine veränderte Funktion mehrerer Gene, die für die Stabilität der Gefäßwände der Venen verantwortlich sind. Bei einer primären Venenerkrankung mit Krampfadern findet sich in ca. 75 Prozent der Fälle eine familiäre Belastung, meist mütterlicherseits. Auch Fehlbildungen an den Venenklappen oder deren Nichtanlage können vererbt werden.
Die Wahrscheinlichkeit Krampfadern zu entwickeln, beträgt gut 90 Prozent, wenn beide Elternteile ausgeprägte Krampfadern haben.
Weibliche Hormone tragen zur Krampfaderbildung bei. Zusätzlich ist die Schwangerschaft ein Risikofaktor. Frauen, die nie eine Schwangerschaft hatten, weisen Studien zufolge kein wesentlich höheres Risiko auf, Krampfadern zu entwickeln als Männer. Das Risiko steigt dagegen, wenn Frauen mehrfach Mutter werden. Hier spielt vor allem das Hormon Progesteron eine Rolle. Das Hormon senkt unter anderem die Spannung von Muskelfasern und nimmt damit direkten Einfluss auf die Wirksamkeit der Muskelpumpen in den Unterschenkeln. Aber nicht nur die Hormone sorgen bei schwangeren Frauen für ein höheres Risiko Krampfadern an den Beinen zu bekommen. Während einer Schwangerschaft nimmt Blutmenge um rund 20 bis 25 Prozent zu. Die Venen müssen diese größere Blutmenge aufnehmen und dehnen sich dabei. Sie leiern gewissermaßen aus. Zudem drückt der heranwachsende Fötus in der Gebärmutter auf die Beckenvenen und die Bauchvene und führt so zu einem Rückstau des Blutes. All das hat zur Folge, dass während der Schwangerschaft häufig Krampfadern entstehen oder sich verschlimmern. Lange standen auch die Hormone in Verhütungsmitteln im Verdacht Krampfadern auszulösen. Wissenschaftliche Beweise dafür gibt es aber nicht.
Harte Schläge oder Tritte gegen die Beine beim Sport können die Venenwände oder die Venenklappen auch der wichtigen tiefen Venen schädigen. Oft werden diese Venenverletzungen nicht erkannt, sondern lediglich für einen Muskelkater oder eine Prellung gehalten.
"Man denkt sich, die Beinschwellung rührt allein vom Bluterguss, aber dass eine tiefe Vene dauerhaft geschädigt ist, bekommt man gar nicht mit. Und irgendwann, wenn man älter ist und sich nicht mehr so viel bewegt, kommt es aufgrund eines venösen Staus zu einer Thrombose und das ganze verschlimmert sich immer mehr."
PD Dr. Alexander Konstantinow
Eine Diagnostik von Venenschäden nach Sportverletzungen wird selten gemacht. Sind die tiefen, in der Wadenmuskulatur verlaufenden, dicken Venen beschädigt, so werden bei einem sportlich aktiven Menschen die Symptome in der Regel von den gesunden Venen kompensiert. Erst viele Jahre später, wenn die Wadenmuskulatur nicht mehr so regelmäßig beansprucht wird, werden die Schäden durch Pigmentbildung, Schwellung oder ein Hervortreten erweiterter oberflächlicher Adern sichtbar.
Wollen Kratzer, Blasen und andere Wunden nicht verheilen, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Schämen muss sich wegen solcher Wunden niemand. Entzündungen und Wundheilungsstörungen sind im Fall eines Venenleidens keine Zeichen von Nachlässigkeit oder mangelnder Hygiene, sondern fast immer ein Signal für fehlende oder falsche Behandlung der Venen. In Deutschland leiden über 500.000 Menschen an "offenen Beinen" allein als Folge von venösen Erkrankungen. Viel zu viele Patienten scheuen aber immer noch den Weg zum Facharzt.