Tourismus 4.0 Wie die Volkacher Mainschleife um Touristen wirbt
Früher gab es Fremdenzimmer, die Pension garni und das Fremdenverkehrsbüro. Wer heute neue Gäste gewinnen will, muss im Internet auffallen und zeigen, was eine Region zu bieten hat. Die Volkacher Mainschleife setzt auf Tourismus 4.0.
Tourismus 4.0: So wirbt die Volkacher Mainschleife um Touristen
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Urlaub in der Heimat hatte früher etwas Beschauliches: Da gab es noch das Fremdenverkehrsbüro, das Hotel garni, am Balkon das Schild "Zimmer zu vermieten", Gasthäuser warben mit ihrer gut bürgerlichen Küche, beim Winzer konnte man "Eigenbauweine" kaufen und am Ortsausgang wurde der Tourist mit dem Werbeslogan verabschiedet "Da kommt man gerne wieder!"
Urlauber buchen heute online
Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute gibt es Wellness- und Gourmet-Wochenend-Angebote, wir suchen mit Laptop, Tablet oder Smartphone daheim auf dem Sofa unseren Urlaubsort aus. An Online-Portalen führt kaum ein Weg vorbei und wer im Internet als Touristenregion auffallen will, muss bei YouTube, Instagram oder Facebook gut platziert sein.
Die Volkacher Mainschleife zeigt, wohin die Reise geht
Darauf hat sich auch die Volkacher Mainschleife, die 25 Kilometer östlich von Würzburg liegt, eingestellt. Derzeit ist dort alles bestens, bestätigt Marco Maiberger, der Leiter der Touristinfo "Volkacher Mainschleife".
"Die genaue Übernachtungszahl lag im vergangenen Jahr bei 110.000 Übernachtungen in statistisch erfassten Betrieben. Damit sind wir im Fränkischen Weinland – neben der Stadt Würzburg – an der Spitze." Marco Maiberger, Leiter der Touristinfo Volkacher Mainschleife
Braucht die Volkacher Mainschleife bei diesen Zahlen überhaupt Werbung? Marco Maiberger sagt: "Wer stehen bleibt, der geht irgendwann unter." Geworben wird deshalb auch auf digitalem Wege. Doch welche Rolle spielt das Internet bei den Gästen, die nach Volkach kommen?
"Also, wir generieren einen Großteil unserer Gäste über das Netz, idealerweise über die eigene Homepage – die Buchungsportale, an denen kommt man nicht vorbei, aber man erschließt einfach auch neue Gästekreise." Eva Pfaff-Düker, Chefin im Romantikhotel zur Schwane
Eigene Filme auf YouTube
Für Marco Maiberger, den Tourismus-Chef der Volkacher Mainschleife, ist inzwischen auch YouTube eine ganz wichtige Plattform. Dort präsentiert sich Volkach mit eigenen Filmen – und Maiberger wird darin zum Hauptdarsteller. Er steht für Mainschleifen TV vor der Kamera. Seit eineinhalb Jahren gibt es nun in loser Folge immer wieder neue Filme auf Mainschleife TV. Wer diese daheim in Hamburg, Duisburg, Zwickau oder Freiburg ansieht, soll Lust bekommen, Volkach und die Umgebung kennen zu lernen.
Wie werden Firmen im Netz gefunden?
Doch wie werden potentielle Gäste auf solche Filme aufmerksam? Wie macht sich eine Tourismusregion, wie die Volkacher Mainschleife, im schier unendlichen Internet überhaupt bemerkbar? Daniel Unger und Axel Scheuring können helfen. Die beiden haben vor acht Jahren in Volkach "eology" geründet – eine Online-Marketing-Agentur. Heute betreuen sie mit fast 50 Mitarbeitern ihre Kunden – vom kleinen Winzer bis zum Dax-Konzern. Die Firma eology sorgt auch dafür, dass die Videos von Mainschleifen TV im Internet gefunden werden. Die gebürtige Vietnamesin Sung Pham gehört zum eology-Team.
"Ich optimiere die Webseiten, damit sie bei Google besser gefunden werden. Ich schalte auch Werbeanzeigen. Ich erstelle und schalte auch Facebook-Werbungen, genauso wie Google-Werbungen. Und ich betreue auch die Stadt Volkach, unseren Kunden." Sung Pham, eology
Denn auch Tourismuschef Marco Maiberger setzt auf die Dienste von eology. Die E-Commerce-Spezialisten sorgen dafür, dass die Volkacher Mainschleife bei Google gut platziert ist – und mit Bumper Adds oder Instream-Videos gefunden wird, kurzen Werbefilmen also, die vor anderen Videos platziert werden. Oder dass bei Facebook eine bestimmte Zielgruppe angesprochen wird.
Wirtschaft reißt sich um Studenten
Weil inzwischen immer mehr Menschen ihre Reise oder den Kurzurlaub am Wochenende mit Smartphone, Tablet oder Laptop planen und buchen, werden gerade auch für den Tourismus künftig noch mehr E-Commerce-Spezialisten gebraucht. Ausgebildet werden sie auch an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg, an der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik. Professor Mario Fischer hat vor Jahren auf den erkennbaren Bedarf an Fachkräften für Online-Marketing reagiert – mit einem eigenen Studiengang für E-Commerce.
"Wir waren damals die ersten, soweit ich weiß, in Europa, mindestens aber in Deutschland, und wir haben mittlerweile sechs Semester Wartezeit auf den Studiengang und die Absolventen werden uns aus den Händen gerissen. Sie werden schon während des Praktikums verkauft an Unternehmen oder sie gründen Firmen." Mario Fischer, Professor
So wie Daniel Unger und Axel Scheuring mit eology in Volkach. Beide haben in Würzburg bei Professor Fischer studiert. Das Internet bringt mitunter aber auch ganz neue Gästeschichten an die Volkacher Mainschleife. In Nordheim auf der sogenannten "Weininsel" sitzt das Ehepaar Pfefferkorn vor dem Gasthaus zur Sonne. Die beiden leben in der Schweiz, in Neuchatel westlich von Bern. In Erfurt haben sie sich einen drei Monate alten Hundewelpen bei einem Züchter abgeholt. Nun sind sie auf der Heimreise. Die Pfefferkorns fahren ein Elektroauto, einen Tesla. Und das Gasthaus und Hotel zur Sonne hat seit knapp einem Jahr eine Tesla-Ladestation.
"Wir suchen unsere Hotels und Restaurants natürlich über das Internet aus: Wo können wir laden und gleichzeitig was zu essen bekommen und guten Wein trinken?" Ehepaar Pfefferkorn
Früher, sagt Frau Pfefferkorn, da hatte man den Reiseatlas in der Hand. Heute sehen sie im Internet, wohin es geht.
"Jetzt fährt man von Ladestation zu Ladestation – das ändert alles. Also wir wären nie auf die Idee gekommen, hierher zu kommen. Dank der E-Mobilität kommt man an Orte, die man gar nicht kannte vorher." Ehepaar Pfefferkorn
Zufällig in Nordheim – dank einer spanischen App
Und nach Nordheim am Main werden sie wiederkommen – das steht für das Ehepaar aus der Schweiz schon fest. Übrigens: Das Gasthaus und Hotel zur Sonne mit Tesla-Ladestation haben die Pfefferkorns mit Hilfe einer spanischen App gefunden.