Die Musik von Morgen
Neue Alben von Michael Kiwanuka, Funny van Dannen und 070 Shake
Die neuen Platten der Woche warten direkt mit einem alten-neuen Album auf - einem Coveralbum, auf dem Songs von Wolf Biermann von aktuellen Musiker:innen neu interpretiert wurden. Der mit vielen Preisen geadelte Liedermacher war für die DDR, in die er einst zog, ein Skandal - und wurde ausgebürgert. Heute blicken wir durch die Songs zurück und entdecken - natürlich - neben der Vergangenheit auch viel Heute. Die us-amerikanische Wahlwienerin Sofie Royer betrachtet auf "Young-Girl Forever" das Image der weibliche Künstlerin mit all seinen Facetten und Fallen. Und auch das Berliner Garage-Rock Duo Cava und die neuseeländische Fazerdaze verhandeln Selbstbewusstsein als Ergebnis einer reflektierten Auseinandersetzung mit sich in der Umwelt. Auch wenn das Ergebnis jeweils ganz anders klingt: (zurecht) rotzig und trotzig Raum einnehmend oder plakativ in sich ruhend. Die Ruhe, die findet Ganavya in einem nahezu transzendentalen Album. Während 070 Shake offensichtlich noch auf der Suche ist. Zwischen Streichern, Piano und zitternden Beats schaut sich die Rapperin und Sängerin um, nach einem Ort oder einer Person, die ein Zuhause sein könnte, ein warmer Ort, an dem alte Wunden heilen dürfen. St. Vincent feiert eine Neuaufnahme ihres Albums "All Born Screaming" auf Spanisch. Außerdem ist der Mercury Prize ausgezeichnete Michael Kiwanuka zurück, mit sanft ermutigendem Soul. Die eklektischen Post-Punker Warmduscher stretchen ihren Sound in noch mehr Richtungen. Und brillieren doch am meisten, wenn sie Storytelling betreiben. Desillusionieren Geschichten, wie sie auch der Kult-Autor Irvin Welsh (den wir im Intro hören) schreiben könnte - vorgetragen mit der Kraft, die die Protagonisten nicht mehr haben. Und dann feiern wir einen Abschied. Funny van Dannen, der leise optimistische Liedermacher, der das Leben in Humor verpackt, wird sein letztes Album rausbringen. Das in typischer Funny van Dannen Manier natürlich einen Wortwitztitel trägt: "Songs to go".