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Komische Handyhaltung Warum manche ihr Handy nicht mehr ans Ohr halten

Wir haben uns gefragt, warum manche Menschen ihr Smartphone nicht mehr ans Ohr halten, um zu telefonieren, sondern das Handy wie einen Taschenspiegel vor sich hertragen. Das Ergebnis ist überraschend: Die neue Art zu telefonieren ist nicht nur praktisch, sondern auch ganz logisch.

Stand: 17.05.2019

Frau spricht in Handy - Neue Geste beim Telefonieren | Bild: mauritius-images

Egal ob in Bussen, Zügen oder auf der Straße, überall tragen Menschen ihr Smartphone beim Telefonieren vor sich her. Manchmal telefonieren Sie dabei mit Kopfhörer oder haben den Lautsprecher eingeschaltet. Manchmal sprechen sie nur Sprachnachrichten ein. Manchmal scheint weder das eine noch das andere der Fall zu sein.

Der Grund dafür ist sicherlich, dass das Smartphone viel mehr ist, als nur ein Telefon. In einer Veröffentlichung des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen wurde das Nutzerverhalten von Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren genauer betrachtet. Demnach nutzen Jugendliche ihr Smartphone zu 88 Prozent für Messenger Dienste wie WhatsApp. Erst danach folgt mit 84 Prozent das Telefonieren. Hinzukommen soziale Netzwerke, Spiele, Google, Musik-Apps und einfache Funktionen wie der Kalender oder die Uhrzeit. Das Smartphone ist also vorrangig ein Computer mit dem man Zugang zum Internet hat und den man praktischerweise in der Hosentasche herumträgt.

Da also das Smartphone kein Telefon im herkömmlichen Sinn mehr ist, ist es kein Wunder, dass es auch eine neue Geste im Umgang damit gibt. Immer mehr Menschen halten das Gerät nicht ans Ohr, sondern tragen es vor sich her und sprechen mit dem Smartphone, wie mit einem Bühnenmikrofon. Diese neue Geste hat vor allem praktische Gründe:

1. Keine Hautunreinheiten durch Smartphone-Keime

Die Keime auf dem Smartphone können zu Unreinheiten im Gesicht führen.

Unser Smartphone ist immer und überall dabei. Beim Essen liegt es auf dem Tisch, es vergräbt sich in den Untiefen der Handtasche, steckt in der Hosentasche und manch einer nimmt es auch auf der Toilette in die Hand um sich die Zeit zu vertreiben. Im Laufe eines Tages sammeln sich darauf viele verschiedene Keime, darunter auch Eiter, Streptokokken, Dambakterien und andere Krankheitserreger. Laut Dr. med. Isabell Sick, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie können diese Smartphone-Keime Entzündungen auslösen. In Jugendzeitschriften werden diese Hautunreinheiten auch "Smartphone-Akne" oder "Handy-Akne" genannt, obwohl diese Hautunreinheiten, laut Dr. Sick, keine Akne im herkömmlichen Sinn sind. Trotzdem kann es sein, dass sich bereits bestehende Hautunreinheiten im Gesicht entzünden, wenn sie mit Bakterien in Kontakt kommen. Das Telefon nicht an die Backe zu halten kann diesen Probleme also vorbeugen.

Auch wenn Sie Ihr Smartphone beim Telefonieren vor sich hertragen, sollten Sie den Bildschirm regelmäßig reinigen. Seien Sie vorsichtig mit Wasser, Alkohol oder Seifenlaugen. Der Branchenverband Bitkom warnt davor, dass diese Mittel langfristig die fettabweisende Oberfläche beschädigen können. Verwenden Sie stattdessen Hygiene- oder Desinfektionssprays ohne Alkohol, die Keime und Bakterien genauso gut abtöten. Auch ein klassisches Brillenputztuch aus Mikrofasern macht dem Großteil der Keime den Garaus.

Zusätzlich empfiehlt Dr. Isabella Sick jeden Abend das Gesicht mit einem einfachen Reinigungspräperat, also Gesichtsmilch oder Reinigungsschaum und einem Waschlappen zu waschen. So werden die Keime, Bakterien, der Straßenstaub und auch der Talk der Haut einmal täglich entfernt.

2. Ideal für Sprachnachrichten

Die neue Art miteinander zu Telefonieren heißt Sprachnachricht. Anstatt direkt miteinander zu sprechen können wir über WhatsApp oder andere Nachrichtendienste kurze Tonaufnahmen hin- und herzuschicken.

Vor allem junge Menschen verschicken lieber Sprachnachrichten als miteinander zu telefonieren

Der Vorteil dabei ist, dass die Kommunikation nicht mehr synchron, also in Echtzeit, stattfinden muss. Man hat Zeit sich eine Antwort zu überlegen und antwortet dann, wenn man gerade ungestört ist.

Um eine Sprachnachricht zu verschicken muss man den Aufnahmeknopf drücken und in das Smartphone sprechen. Bei manchen Diensten muss der Knopf auch während der gesamten Aufnahme gedrückt bleiben. Für die einfachere Handhabung halten Nutzer ihr Smartphone deshalb bei der Aufnahme senkrecht vor den Mund und sprechen direkt in das Mikrofon, das sich an der Unterkante des Telefons befindet. Die Geste kann also auch nur ein Zeichen dafür sein, dass hier gar nicht telefoniert, sondern eine Sprachnachricht aufgenommen und verschickt wird.

3. Bessere Tonqualität

Wenn Sie beim Sprechen das Telefon direkt mit der Unterseite an den Mund halten und es so wie ein Mikrofon benutzen, kann Ihre Stimme viel direkter aufgenommen werden. Das Audiosignal hat eine bessere Qualität und Sie sind bei Ihrem Gesprächspartner deutlicher zu verstehen. Durch die geringere Distanz des eigenen Mundes zum Mikrofon kann man sogar viel leiser sprechen und bleibt trotzdem verständlich. Das ist besonders im öffentlichen Raum, wie im Bus, der Bahn oder im Großraumbüro praktisch und sinnvoll.

4. Blick auf Bildschirm

Smartphones haben keine Tasten. Sie bestehen quasi nur aus Bildschirm. Wird dieser beim Telefonieren an das Ohr gehalten, dann kann man nicht mehr auf den Bildschirm schauen. So ist es eigentlich logisch, das Telefon vor sich her zu tragen und mit Kopfhörer oder Lautsprecher zu telefonieren, denn so haben Sie weiterhin die Möglichkeit, auf den Bildschirm zu blicken und zum Beispiel nebenbei ankommende Nachrichten zu lesen.

Bei der neuen Art zu Telefonieren bleibt der Blick auf den Bildschirm frei

Zusätzlich haben viele Smartphone-Nutzer das Problem während eines Telefonats ungewollt irgendwelche Knöpfe zu drücken, da das Gesicht das Display berührt. Im schlechtesten Fall wird das Gespräch sogar manchmal beendet, weil die Backe aus Versehen den roten Button drückt.

5. Video-Anruf

Heute kann man problemlos mit seinem Smartphone und den entsprechenden Anbietern (Skype, FaceTime, Facebook Messenger, WhatsApp) mit Bild telefonieren. Das Telefonat durch ein Videobild zu ergänzen eröffnet uns die Möglichkeit, die Mimik und Gestik unseres Gesprächspartners zu sehen. Es hilft dabei, das Gesprochene einzuordnen und zu interpretieren. Für ein Telefonat mit Video brauchen Nutzer nur ein Smartphone mit Frontkamera. Sie halten sich das Smartphone direkt vor das Gesicht und können so miteinander sprechen.


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Kommentieren

Oliver, Freitag, 17.Mai 2019, 11:46 Uhr

2. Audionachrichten

Für mich stellt sich die Frage, warum die jüngere Generation so vehement versucht, Alternativen für ein direktes Gespräch zu finden?

Klaus, Freitag, 17.Mai 2019, 08:31 Uhr

1. Warum manche ihr Handy nicht mehr ans Ohr halten

Hat schon mal jemand dran gedacht, daß es umstehende nervt, wenn man alle Gespräche in Zimmerlautstärke mithören kann!

  • Antwort von Ben, Freitag, 17.Mai, 09:24 Uhr

    Ganz Ihrer Meinung. Ich finde es einfach nervig und unmöglich.

  • Antwort von Maria, Samstag, 18.Mai, 09:18 Uhr

    Das kann aber einem auch so passieren, dass sich Personen einfach so unterhalten, also persönlich, ohne Handy. Aber Sie führen vermutlich nie eine Unterhaltung in öffentlichen Räumen ??