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Vertiefende Informationen Wichtige Fakten zu "Moderieren vor der Kamera"

Wie wird man eigentlich Moderator*in? Und kann das eigentlich jede*r? Die wichtigsten Fakten in einem kompakten Überblick.

Stand: 31.07.2019

Christina Wolf im Studio in einer Sprechblase mit grafischen Elementen | Bild: BR
  • Der goldene Tipp: Versucht als Moderator*in nicht jemand zu sein, der ihr nicht seid - keine Kopie, keine Kunstfigur. Wer sich verstellt oder andere nachahmt, wirkt – logischerweise – nicht authentisch und somit weder glaubwürdig noch sonderlich sympathisch. Außerdem bröckelt eine "Maske" auch schnell bei Stress oder unvorhersehbaren Situationen und euer Ich kommt hervor. Schließlich sind Moderator*innen ja keine Schauspieler*innen … Natürlichkeit und bei sich selbst zu sein, einen eigenen Stil zu finden, das zählt. Und ist der Weg zum Erfolg. Klingt einfach, ist aber mit das Schwierigste am Beruf.
  • Moderieren kann grundsätzlich eigentlich jede*r lernen. Übung macht den*die Meister*in. Tatsächlich. Also: Vor dem Spiegel moderieren, die Selfie-Kamera anschalten – und sich die Ergebnisse genau und kritisch anschauen. Das halten manche – auch sehr erfolgreiche Moderator*innen – nur sehr schlecht aus. Doch sich selbst anzusehen, ist ein Schlüssel zum Erfolg. Und selbst Profis lernen übrigens nie aus.
  • Überlegt euch grundsätzlich gut, warum ihr Moderator*in werden wollt. Wenn es euch lediglich darum geht, berühmt zu werden, dann könnte die Erfolgsstory kurz werden. Habt ihr aber etwas zu sagen und das Moderieren passt zu euch, dann geht es in die richtige Richtung.
  • Wichtig ist es auch, euch zu überlegen, in welche thematische Richtung ihr gehen wollt: Eher Politik oder ist Sport euer Steckenpferd? Seid ihr kulturell orientiert oder ist Unterhaltung euer Ding? Dann knüpft Kontakte in diesem Genre, denn Vernetzung ist für Moderator*innen ein wichtiger Faktor.
  • Deutliches und freies, auch improvisiertes Sprechen ist Grundlage für die Moderation. Aber das ist nicht alles: Wenn die Kamera auf einen gerichtet ist, solltet ihr weder Kaugummi kauen noch euch ständig an der Nase kratzen. Achtet auf eure Körperhaltung. Wohin mit den Händen? Steht ihr gerade oder eher wie ein Schluffi ohne Körperspannung? Das Bild zählt eben auch.
  • Je nachdem, für welches Ereignis bzw. in welchem Zusammenhang ihr moderiert, könnt ihr eure Sprache und die Körperhaltung anpassen. Für Nachrichten ist seriöse Kleidung angesagt, bei einer Festivalmoderation eher der lockere Stil gefragt.
  • Positive Ausstrahlung ist wichtig – und zwar während der ganzen Zeit, in der das Rotlicht der Kamera leuchtet. Das bedeutet: Der freundliche Gesichtsausdruck darf nicht "zusammenbrechen", sobald ihr den Text fertig gesprochen habt.
  • Auch hier gilt der goldene Moderationstipp: Sprecht natürlich. Je näher ihr an eurem echten Sprechstil bleibt, umso besser ist es.
  • Keine Überbetonung der einzelnen Silben, keine seltsamen Melodien in die Sprechstimme einbauen – all das verkünstelt eure Sprache und wirkt am Ende nicht ansprechend.
  • Vielfalt ist schön! Sprich: Nicht jede Stimme klingt im satten Bariton am besten. Manche Stimmen sind eher hoch und piepsig, andere tief und rau. Und das kann alles eigen, unverwechselbar und sehr schön sein. Also: Arbeitet nicht gegen eure eigene Stimmlage.
  • Trotzdem ist eines wichtig: Das Publikum muss euch verstehen können. Wenn ihr beispielsweise eher zum Schnellsprechen neigt, dann müsst ihr das Tempo beim Moderieren rausnehmen.
  • Die eigene Stimme zu hören, ist für sehr viele unangenehm. Um herauszubekommen, was eure Schwächen beim Sprechen sind, müsst ihr euch aber selbst zuhören. Das heißt: Ihr nehmt euch selbst auf, hört euch das kritisch an und analysiert das Ganze.
  • Sehr wichtig für das schöne Sprechen vor der Kamera ist das richtige Atmen: Ihr müsst immer schauen, dass ihr genug Luft habt, um Sätze zu Ende zu sprechen. Sonst japst ihr am Ende des Satzes nach Luft oder habt tiefe Einatmer. Das klingt nicht schön. Wichtig dabei: Eure Sätze sollten nicht zu lang sein. Sonst geht euch die Luft schneller aus.
  • Aufnahmen mit der Selfie-Kamera sind deutlich herausfordernder als in eine Frontkamera zu moderieren. Denn: Wer sich selbst beim Moderieren zusieht, wird häufig unnatürlicher.
  • Echte Fernsehkameras sind richtige "Monster", die manch einer*m richtig Respekt einflößen. Doch keine Angst: Gerade diese riesigen Technikpakete produzieren so schöne Bilder, dass man sich gerade vor ihnen entspannen kann. Der Selfiemodus des Smartphones ist da oft nicht so gnädig.
  • Moderator*innen schreiben sich ihre Texte normalerweise selbst. Dabei gilt: Auch beim Texten darf jeder seinen eigenen Stil haben. Das Ziel ist klar: Die Informationen sollen gut transportiert werden – und es soll dem Zuhörer Spaß machen.
  • Wichtig ist, dass sich die Texte gut sprechen lassen. Bandwurm- oder sehr verschachtelte Sätze sind nicht so geeignet. Verfasst daher eher kürzere und unkomplizierte Sätze - ein einziger Gedanke, eine einzige Aussage pro Satz genügt fast immer. Und: Denkt bei eurem Text möglichst in Sinnabschnitten, damit die Zuseher*innen nicht gedanklich hin und her springen müssen.
  • Am besten schreibt ihr in eurer Alltagssprache – also ungeschnörkelt und dadurch besser verständlich. Eben so, wie ihr auch euren Freund*innen von etwas erzählen würdet.
  • Lest euch den Text mehrfach laut vor. Dabei merkt ihr selbst am besten, wo ihr stolpert, wo es kompliziert ist oder schwer zu verstehen.
  • Aufrecht stehen, ruhig atmen und sich trotzdem natürlich bewegen – das ist der Schlüssel für eine gute Körpersprache vor der Kamera.
  • Rumzappeln? Kommt vor der Kamera nicht wirklich gut. Aber stocksteif dastehen auch nicht. Wie frei ihr euch bewegen könnt, hängt davon ab, über welches Thema ihr gerade sprecht. Eine eher trockene Statistik wird mit anderen Gesten vermittelt als etwa ein Bericht von einer Fanmeile beim Fußball.
  • Tipp: Auch wenn ihr eine bewegte Moderation habt, solltet ihr euch nur so viel bewegen, dass ihr auch noch entspannt atmen könnt.
  • Wichtig: Als Moderator*in schaut man immer genau in die Kamera hinein. Das muss man tatsächlich etwas üben, denn sich mit einem technischen Gerät so zu unterhalten, als hätte man eine*n Gesprächspartner*in, ist nicht für jeden einfach.
  • Eine wichtige Frage: Was macht man während der Moderation eigentlich mit den Händen? Je nachdem. Wenn ihr einen Tisch vor euch habt und kein besonders bewegtes Thema, dann könnt ihr die Hände entspannt darauf ablegen. Ansonsten können die Hände das Gesagte durchaus gestisch unterstützen. Natürlich soll es sich trotzdem natürlich anfühlen.
  • Den Blickkontakt mit der Kamera darf man während der Moderation nicht verlieren – egal wie und wohin du dich bewegst. Das erfordert einiges Geschick, denn manchmal bewegt man sich dann rückwärts und auch ohne den Boden genau im Blickfeld zu haben. Doch der Kamera den Rücken zudrehen, das ist schlichtweg unhöflich und ein No-Go.
  • Als Nachrichtenmoderator*in muss man sich zunächst überlegen, welche der vielen Infos zu den einzelnen Nachrichten in die Anmoderation gepackt werden sollen. Das sollten nicht zu viele sein, denn die Zeit ist sehr begrenzt. Kurze und gut verständliche Infos in kurzer Zeit – das macht also eine Nachrichtenmoderation aus.
  • Nachrichtenmoderator*innen lesen ihre Texte meistens vom Teleprompter ab, das heißt, sie werden auf einem Bildschirm vor ihnen eingeblendet. Wenn die Moderation aktuell und freier ist, gibt es die Textbausteine nicht komplett ausformuliert auch mal auf Papier.
  • Die Moderationstexte für Nachrichten müssen in der Redaktion abgestimmt sein, denn häufig sind die Themen heikel und es kommt auf die genauen Formulierungen an.
  • Improvisation ist beim Moderieren von Nachrichten nur in Ausnahmefällen angesagt – beispielsweise, wenn es „Breaking News“ gibt, also Eilmeldungen, die redaktionell noch nicht komplett vorbereitet werden konnten.
  • Um gut als Nachrichtenmoderator*in zu werden, muss man ein richtiger „News-Junkie“ sein. Ansonsten ist es sehr mühsam, die vielen Informationen, die jeden Tag auf einen einprasseln, auch aufzunehmen und sie wiederzugeben.
  • Seriosität ist wichtig für Nachrichtenmoderator*innen: Hände in den Hosentaschen geht dabei genauso wenig wie persönliche Kommentare zu den Meldungen abzugeben. Trotzdem darf die Persönlichkeit von Moderator*innen durchblitzen, aber wohldosiert und im richtigen Moment. Das muss gekonnt sein und erfordert viel Erfahrung.
  • Ein informatives manchmal auch kritisches Interview mit einem anderen Menschen, in dem aus erster Hand Fragen beantwortet, Meinungen eingeholt, Themen beleuchtet oder aber persönliche Facetten des Gegenübers hervorgeholt werden sollen – das ist ein Interview.  Dazu benötigen Moderator*innen viel Geschick und Wissen.
  • Es gibt einen Unterschied zwischen einem Gespräch und einem Interview: Beim Interview legt sich Moderator*innen vorab fest, was sie vom Gast erfahren wollen – und zwar im Auftrag der Zuseher*innen. Nach einer gewissen Zeit müssen die dann auch einen „Erkenntnisgewinn“ aus dem Interview haben. Gespräche müssen keine Essenz haben, dürfen sich auch mal treiben lassen und müssen auch nicht kritisch sein.
  • Um ein gutes Interview führen zu können, müssen Moderator*innen über die Interviewgäste, das Thema, um das es gehen soll, und natürlich auch über die Einstellungen der Gäste zu dem Thema viel wissen. Denn nur durch dieses Wissen können Moderator*in auch spontan sein, Konfrontationen standhalten und interessante Aussagen ihrer GInterviewpartner*innen bekommen. Vorbereitung ist das A und O.
  • Jedes Interview sollte eine Dramaturgie haben – sprich: Es sollte keinesfalls vor sich hinplätschern, sondern einen spannenden Verlauf haben und für die Zuseher*innen verständlich sein. Dafür sind die Moderator*innen verantwortlich im richtigen Moment bzw. in der richtigen Reihenfolge die richtigen Fragen zu stellen. Das Grundgerüst dafür sollte bereits im Vorfeld von festgelegt worden sein.
  • Gute Interview-Fragen sind relativ kurz und knapp und keinesfalls geschlossen. Das heißt, sie sollten auf keinen Fall mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten sein. Denn so wird ein Interview doch ziemlich einseitig und gegebenenfalls auch sehr kurz.
  • Interviewt ihr Politiker*innen, dann müsst ihr euch darauf einstellen, dass sie möglicherweise nicht auf eure Frage eingehen, da euer Gast schon im Vorfeld genau weiß, welche Aussagen sie/er loswerden will. Gute Interviewer lassen sich davon wenig beirren und fordern Antworten auf ihre konkreten Fragen ein.
  • Gute Interviewer verfolgen ihren groben Fragen- und Themenplan, den sie vorab festgelegt haben, handeln aber trotzdem intuitiv. Das bedeutet: Sie beobachten genau, wohin das Gespräch läuft, fragen gegebenenfalls nach und führen dann doch zum nächsten wichtigen Thema hin. Sie lenken das Gespräch.
  • Die „Königsklasse“ der Moderation ist die „bewegte Moderation“, denn sich zu bewegen während du moderierst, ist eine echte Herausforderung.
  • Multitasking ist das Stichwort: Die Moderator*innen dürfen den Blickkontakt zur Kamera nicht verlieren, sie dürfen ihr auf keinen Fall den Rücken zudrehen, müssen ihren Text gekonnt wiedergeben, eine gute Körpersprache haben, während sie darauf achten, dass weder sie noch die Kameraleute in Stolperfallen geraten – selbst wenn sie rückwärtsgehen müssen.
  • Wenn Reportagen moderiert werden, dann sind das in den meisten Fällen bewegte Moderationen. Da darf dann auch mal etwas Unvorhergesehenes passieren, was den Moderator*innen aber jede Menge Spontanität und Professionalität abverlangt. Wenn es dabei mal brenzlig wird oder sich andere Gefühle breit machen, darf man das den Moderator*innen auch ansehen. Natürlichkeit zählt.

Vertiefende Informationen "Moderieren vor der Kamera" Format: PDF Größe: 242,26 KB


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