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Moto2-Weltmeister Stefan Bradl Mit Ehrgeiz und Köpfchen

Mit einer gehörigen Portion "Benzin im Blut", viel Ehrgeiz und Köpfchen hat sich Stefan Bradl zu einem Top-Rennfahrer entwickelt. 18 Jahre nach Dirk Raudies holte der 21-jährige Schwabe nun in Valencia endlich wieder einen Motorrad-WM-Titel nach Deutschland.

Stand: 06.11.2011 | Archiv

Stefan Bradl auf dem Podium | Bild: picture-alliance/dpa

Stefan Bradls Triumphfahrt in Valencia endete im Kiesbett, doch der WM-Titel war ihm ohnehin nicht mehr zu nehmen. Bradl konnte beim Saisonfinale im Gesamtklassement nicht mehr vom Spitzenplatz verdrängt werden, da sein einziger Titelkonkurrent Marc Marquez nicht an den Start ging.

Bradl, der in seiner Fahrerkarriere schon einige Höhen und Tiefen durchgemacht hat, hat seit seinem Debüt in der 125-ccm-Klasse im Jahr 2005 kontinuierlich an sich gearbeitet und sich weiterentwickelt. Mit den Jahren hat er die richtige Mischung gefunden, die man braucht, um ganz vorne mitzufahren: Einerseits zeichnet ihn großer Ehrgeiz und die notwendige Siegermentalität aus ("ich bin kein Platzfahrer"). Andererseits schaltet er auf der Rennstrecke den Kopf ein. Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte er: "Ich will immer angreifen, immer gewinnen. Wenn ein anderer an diesem Tag allerdings besser ist, dann gehe ich nicht mit dem Kopf durch die Wand und riskiere womöglich einen Sturz."

Vier Saisonsiege und das "Eichhörnchenprinzip"

Auch mal nachdenklich: Weltmeister Stefan Bradl

Das belegt auch die Saisonstatistik: Tatsächlich stand der Zahlinger in dieser Saison in 17 Rennen "nur" viermal ganz oben auf dem Podest. Sein größter Konkurrent, Titelverteidiger Marc Márquez aus Spanien, dagegen sechsmal. Allerdings fuhr Bradl mit schöner Regelmäßigkeit in die Punkte (lediglich beim Großen Preis der Niederlande in Assen kam Bradl nicht ins Ziel) und gab sich nach dem Eichhörnchenprinzip auch mal mit weniger Punkten zufrieden.

Steckbrief: Stefan Bradl

Geburtstag: 29. November 1989
Wohnort: Obergriesbach-Zahling
Team: Viessmann Kiefer Racing
Klasse: Moto2 (seit 2010)
Maschine: Kalex Moto2 (599ccm/Honda; 140 PS)

Die stetigen Erfolge haben Bradl selbstbewusster gemacht. Angst auf der Strecke kennt er ohnehin nicht ("Rennfahrer ticken da anders"). Von sich selbst sagt er, dass ihn nichts mehr aus der Ruhe bringen kann. Die souveränen Auftritte, insbesondere beim Heim-Grand-Prix vor 100.000 Zuschauern auf dem Sachsenring, als er Zweiter wurde, unterstreichen das.

Familie als Ruhepol

Stefan Bradl auf seiner Kalex Moto2

Eine weitere Stärke des 21-Jährigen: Er kann sich auf den Punkt konzentrieren. Ratschläge nimmt er nur von engen Mitarbeitern und seiner Familie an. Vater Helmut Bradl war 1991 selbst WM-Zweiter (in der Klasse bis 250 ccm), hält sich aber weitestgehend im Hintergrund. "Auf der Strecke bestimme ich allein, was passiert", so der Junior. Trotzdem ist die Familie ein ganz wichtiger Faktor für ihn, vor allem als Ruhepol: "Das Privatleben ist für mich das Wichtigste überhaupt. Ich weiß wie es ist, wenn man nicht so im Rampenlicht steht wie jetzt. Und da sind dann die wichtigsten Bezugspersonen die Familienangehörigen." Vor dem bislang wichtigsten Rennen seiner Karriere in Valencia hat er sich deshalb auch zu Hause in Obergriesbach Zahling (Landkreis Aichach-Friedberg) erholt.

Seine größten Erfolge

  • Weltmeister in der Moto2-Klasse (2011)
  • sechs Grand-Prix-Siege
  • WM-Vierter in der 125-ccm-Klasse (2008)
  • Spanischer Meister 125 ccm (2007)
  • Deutscher Meister IDM 125 ccm (2005)

Erstes Rennen mit 13 Jahren

Stefan Bradl mit seinem Vater Helmut 2006 in Jerez

Dass er wie sein Vater eine Rennfahrerlaufbahn einschlagen würde, war ursprünglich gar nicht sein Plan. Viel lieber spielte Stefan Fußball. 2003 bestritt er aber dann doch sein erstes Motorradrennen und blieb dabei. Seinen ersten Erfolg feierte er im selben Jahr im Red Bull Rookies Cup als Gesamtsiebter. Bereits 2005 debütierte er als 15-Jähriger in der 125-ccm-WM. Im selben Jahr gewann er als jüngster Fahrer aller Zeiten die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM). Nach einigen Rückschlägen und dem zwischenzeitlichen Rücktritt vom Profisport startete Bradl ab 2007 wieder regelmäßig in der WM-Serie. Das deutsche Kiefer Racing Team verpflichtete ihn. 2008 feierte Bradl als WM-Vierter der 125-ccm-Klasse seinen bis dahin größten Erfolg. 2011 folgte nun die Krönung als Weltmeister.

Moto-GP als "logischer Schritt"?

Und was kommt jetzt? Bradls großer Traum ist die Moto-GP-Serie - die "Königsklasse" im Motorradrennsport.. "Für mich wäre das der nächste, logische Schritt", so Bradl. Die Verhandlungen laufen. Der nächste Karriereschritt ist nah.


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