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Föhn und Wetterfühligkeit Wie der warme Fallwind entsteht und was er bewirkt

In den Alpen weht der Föhn im Winter die Berge herab. Der warme Wind sorgt für sonniges Wetter und milde Temperaturen. Der Föhn soll aber auch für Wetterfühligkeit verantwortlich sein. Aber ist das Wetterphänomen wirklich schuld an Kopfschmerzen und Nervosität? Wie entsteht dieser warme, wilde Fallwind überhaupt und wo kommt er überall vor?

Stand: 22.03.2023 |Bildnachweis

Wetterfühligkeit | Bild: colourbox.com
Wetterfühligkeit | Bild: colourbox.com
Wetter und Wohlbefinden: Was steckt hinter Wetterfühligkeit?

Der Föhn ist ein Südwind, der von Italien über die Alpen nach Norden weht. Auf der Südseite muss die Luft aufsteigen und nördlich der Berge wieder absinken. Beim Aufsteigen kühlt die Luft ab und verliert dabei ihre Feuchtigkeit. Beim Absinken erwärmt sie sich wieder, und zwar doppelt so schnell wie beim Aufsteigen. Die restlichen Spuren von Feuchtigkeit verdunsten und die Luft ist extrem warm und klar. Für gute Sicht sorgt darüber hinaus, dass der Staub in der Luft auf der Alpensüdseite hängen bleibt.

Wetter und Winde: Wie der Föhn in den Alpen entsteht

Föhn oder Fön? Und womit kann man sich nun die Haare trocknen? Tatsächlich ist das elektrische Heißluftgerät zum Trocknen der Haare nach dem warmen Fallwind benannt. Zunächst hieß es "Fön", da man den Föhn aus offensichtlichen Gründen nicht markenrechtlich schützen konnte. Inzwischen sind der Föhn der Alpen und der Föhn für die Haare friedlich vereint in einem einzelnen Wörterbucheintrag gelistet.

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Föhnwelle im Alpenvorraum. Wetterschwankungen verursachen häufig Kopf- und Gliederschmerzen oder schlagen auf das Gemüt. Gerade bei warmen Fallwind aus den Alpen. | Bild: picture-alliance/dpa/blickwinkel/A. Hartl
Wetterfühligkeit: Warum wir das Wetter spüren

Föhn und Wetter: Wo es den warmen Wind überall gibt

Wind und Wetter: Bei Föhn lässt sich nicht nur München sehen, sondern auch die fast hundert Kilometer davon entfernten Alpen.

Meist beschränkt sich der Föhnwind auf die direkte Alpenregion. Nur selten setzt er sich bis nach München durch. Im Winter liegt oft kalte Luft wie eine schwere Decke über der Stadt, dann sieht man vom Föhn gar nichts. Sehr viel Wind ist nötig, um diesen "stabilen Zustand" zu beseitigen. Ist der Wind zu schwach, bleibt die Kaltluft am Boden. Es herrscht eine "Inversion": Unten ist eine kalte Luftschicht und darüber eine wärmere. Bei solchen Wetterlagen ist es in den Bergen oft wunderbar mild und sonnig, im Flachland hingegen ist es trübe, wolkenreich und teils neblig.

Morgenrot am Baierbrunner Kirchberg: Der Föhn machte das eindrucksvolle Himmelsbild möglich. Der Föhn ist ein warmer Fallwind.

Doch manchmal, wenn der Föhn stark genug ist, setzt er sich tatsächlich bis nach München durch. Die Sonne scheint, es herrscht extrem klare Sicht und ist sehr mild - aber auch sehr windig.

Föhnwinde und warme Luft: Der Föhn, der keiner ist

Obwohl die Berge fast 100 Kilometer entfernt sind, scheint das Riesenrad auf dem Münchner Oktoberfest direkt vor den Alpengipfeln zu stehen.

Nur zwanzig Prozent aller echten Föhnfälle setzen sich bis in die bayerische Landeshauptstadt durch. Wenn in München alle vom Föhn reden, sprechen die Meteorologen nur von "föhnigen Effekten": Eine Föhnströmung kann die Wolken bis zur Donau blasen. Über der Stadt scheint dann die Sonne und es ist mild. Doch wenn sich der Föhn voll durchsetzt, weht der warme Wind durch die Straßen und es ist noch einmal deutlich wärmer.

Wetterfühligkeit und Föhn: Ist der warme Wind verantwortlich für Kopfschmerzen?

Einige Menschen klagen bei Föhn über Kopfschmerzen. Es ist aber umstritten, ob der warme Fallwind wirklich Symptome von Wetterfühligkeit auslösen kann.

Saharawind: Föhn aus der Wüste verhindert Wolken

Manchmal kommt die Luft, die der Föhn uns bringt, von viel weiter her als aus Italien, zum Beispiel aus Wüsten. Wenn sie aus der Sahara stammt, erreicht die Luft schon in sehr großen Höhen die Alpen. Die Luft muss dann nicht mehr aufsteigen, und es bilden sich auch keine Wolken. Es ist also eine Legende, dass bei Föhn auf der Alpensüdseite das Wetter immer schlecht ist.

Von Brise bis Sturm: Warum weht der Wind?

Mistral oder Bora: Kalter Nordwind im Süden sorgt für schlechtes Wetter und Regen

Es gibt aber auch den umgekehrten Fall: Wenn der Wind von Norden über die Alpen bläst. Die Auswirkungen sind zwar anders, doch im Prinzip passiert das Gleiche wie bei Föhn: Auf der Nordseite der Alpen staut sich feuchte Luft und es regnet. Auf der Alpensüdseite weht dafür ein kalter Fallwind. Auf dem Balkan heißt er beispielsweise "Bora", in Südfrankreich "Mistral".

Föhn bis Sturm: Welche Windarten gibt es?

Bise

Meist kalter, trockener Nordostwind im Schweizer Mittelland. Da der Wind zwischen Jura und Alpen sozusagen kanalisiert wird, ist er am Genfersee am stärksten.

Föhn bei blauem Himmel und Sonnenschein: Warmes Wetter, aber trotzdem kalt

Die Luft erwärmt sich auch, wenn sie in umgekehrter Richtung über die Berge weht. Aber die Nordströmung besteht meist aus arktischer Kaltluft. Wenn die Luft beispielsweise auf der Alpennordseite minus zehn Grad Celsius kalt ist, kommt sie auf der anderen Seite mit plus vier oder fünf Grad Celsius an. Eigentlich eine deutliche Erwärmung, doch wenn es im Süden plus 15 Grad warm war, sorgt der Fallwind für eine deutliche Abkühlung. Aber sonst ist das Wetter wie bei Föhn an der Alpennordseite: Der Himmel ist blau, die Sonne scheint - und der Wind bläst heftig.

Sendungen zu den Themen Wetter und Wetterfühligkeit







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