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Haussperling Der Spatz ist häufigster Gartenvogel

Der Spatz galt lange als bedrohter Piepmatz. In Bayern ist das inzwischen nicht mehr so. Dort landet der Haussperling das vierte Jahr in Folge auf Platz eins der gezählten Vögel. Europaweit gesehen nimmt er im Bestand hingegen ab.

Stand: 14.03.2022

Männlicher Spatz (Haussperling) | Bild: LBV/Dieter Hopf

Ein Leben ohne einen Spatz? Undenkbar! Spatzen haben sich uns wahrscheinlich schon vor rund 10.000 Jahren angeschlossen, als der Mensch sesshaft wurde und mit dem Ackerbau begann. Denn auch Spatzen lassen sich gerne fest nieder und bewegen sich nur in Ausnahmefällen wenige Kilometer von ihrem Geburtsort weg. Mit ihren menschlichen Gefährten zogen sie von den ersten Ansiedlungen bis in die heutigen Großstädte. Überall dahin, wo sie ausreichend Futter und Nistplätze fanden und finden.

Unnützes Spatzen-Wissen I

1851/52 setzten New Yorker Bürger insgesamt 100 Haussperlinge auf einem Friedhof in Brooklyn aus. Bis dahin war der Spatz auf dem amerikanischen Kontinent nicht heimisch. Vielleicht wollten sie sich in ihrer neuen Heimat mit vertrauten Vögeln umgeben und/oder etwas gegen die Insektenplage unternehmen, die damals einige New Yorker Grünanlagen heimsuchte. Dem Haussperling eine neue Heimat zu bieten, ist ihnen jedenfalls gelungen.

Von wegen Spatzenhirn

Das Spatzenhirn ist äußerst lernfähig - vor allem, wenn es um Nahrungsbeschaffungsmaßnahmen geht.

Der Spatz hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Einen Rückschlag mussten die Spatzen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts hinnehmen: Autos verdrängten die Zugpferde, damit verloren die Vögel eine ihrer Hauptnahrungsquellen: die unverdauten Haferkörner in den Pferdeäpfeln. Zwischenzeitlich beschuldigte man den Haussperling auch, ein Schädling und Korndieb zu sein. Bis in die 1950er-Jahre wurde er deshalb bekämpft. Dabei ist der intelligente Vogel, was die Nahrungssuche angeht, ganz schön findig. Immer wieder erschließen sich Spatzen neue Nahrungsquellen: Sie haben gelernt, dass manche Türen automatisch aufgehen, wenn man vor ihnen umherflattert. Dass man über die Rolltreppenschächte in die U-Bahn-Stationen hinunterfliegen kann. Und dass es Papiertüten gibt, aus denen man durch Schütteln kostbare Brösel zaubert. Oder dass parkende Autos wahre Insekten-Schnellimbisse sind.

Spatzen-Stadt Berlin - München ist bundesweit Schlusslicht bei Spatzen-Dichte

Weltspatzentag

Am 20. März wird jedes Jahr der Weltspatzentag begangen. Ins Leben gerufen hat den "world sparrow day" die indische Naturschutzorganisation "Nature Forever Society" 2010. Seither macht der Tag jedes Jahr auf den Rückgang der Spatzen aufmerksam. Viele Naturschutzorganisationen haben sich der Initiative angeschlossen.

In vielen Städten sind Spatzen immer seltener anzutreffen - nicht so in Berlin. Landschaftsökologin Diana Gevers erklärt das Spatzen-Paradies so: "Wir sind hier schon die Hauptstadt der Spatzen. Es ist sehr grün hier, überall gibt es Vorgärten, die verwildert sind. Wir haben immer noch Brachflächen, um die sich keiner kümmert, zum Glück. Und wir haben natürlich ganz viele Touristen, die hier viel essen und viel runterfallen lassen." Ganz im Gegensatz zu München. Mit durchschnittlich nicht einmal einem Spatz pro Zählort hat die bayerische Landeshauptstadt bundesweit die niedrigste Haussperlings-Dichte.

Der Spatz erobert die Gärten zurück

In Bayern geht es dem Haussperling, der im Volksmund Spatz genannt wird, wieder besser. Das zeigen auch die Ergebnisse der Vogelzählung "Stunde der Wintervögel", die vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) zusammen mit dem NABU jährlich durchgeführt wird. 2022 war der Haussperling wieder der am häufigsten gezählte Vogel im Freistaat. In jedem zweiten Garten wurden durchschnittlich fünf Spatzen gezählt. Am zweithäufigsten wurde die Kohlmeise in Bayerns Gärten gesichtet. Auf Platz drei der Vogelzählung landete 2022 der Cousin des Haussperlings, der Feldsperling.

Die wichtigsten Vogelarten

Wintervögel werden weniger - der Trend setzt sich fort

Im bayerischen Durchschnitt zählten die Bürger 2022 33 Vögel pro Garten und damit rund zehn Vögel weniger als noch vor zehn Jahren. Mit Abstand die meisten Vögel bekamen mit 40 pro Garten die Teilnehmer in Niederbayern zu sehen, gefolgt von der Oberpfalz (36) sowie Schwaben, Ober- und Unterfranken (35 bzw. 34). Nur die Mittelfranken zählten mit 32, die Oberbayern mit gar nur 29 Vögeln pro Garten deutlich weniger als andere Vogelfreunde.

Der Lebensraum für Vögel wird kleiner - auch für Spatzen

Obwohl der Spatz das vierte Mal in Folge bei der Vogelzählung in Bayern den ersten Platz belegt hat, gilt auch für ihn - wie für viele andere Vogelarten auch: Sein Lebensraum wird kleiner. Vor allem in den großen Städten sucht der Haussperling oft vergeblich nach geeigneten Brutplätzen, ausreichend Nahrung und Versteckmöglichkeiten, wie zum Beispiel in Büschen oder Hecken. Durch Modernisierungsmaßnahmen sind schließlich viele naturnahen oder brachliegenden Gebiete, die sich als Nistplätze für Vögel eignen, in den vergangenen Jahren verschwunden, Flächen versiegelt. Eine veränderte Landwirtschaft mit immer weniger Ernteresten und Wildblumensamen entzieht den Vögeln zusätzlich die Lebensgrundlage.

Spatzen sind Insektenvernichter

Natürliches Mittel gegen Insekten? Ein Spatz!

Viele Menschen stören sich an dem Getschilpe und den Hinterlassenschaften der Vögel und wollen nicht, dass sie am Haus brüten. Dabei kann ein einfaches Brett oder eine Platte direkt unter dem Nest als Auffanghilfe dienen. So kann man beispielsweise Spatzen, die auf Getreidelager scharf sind, den Zutritt mit Netzen - sogenannten Windbrechnetzen - an den Lüftungsöffnungen verwehren. Vielleicht hilft auch der Gedanke an den großen Vorteil der Haussperlinge, tolerant mit ihnen umzugehen: Sie sind grandiose Schädlingsvernichter! Ein Ornithologe will gezählt haben, dass sieben Spatzen-Brutpaare in einer halben Stunde 700 Mücken verfüttert haben.

Dem Spatzl was Gutes tun

Unnützes Spatzen-Wissen II

Das Schimpfwort "Dreckspatz" haben wir tatsächlich dem Sperling zu verdanken. Weil er so gerne im Sand badet. Dabei macht er sich aber nicht dreckig, sondern sauber: Die feinen Körnchen gelangen durch sein Gefieder und säubern ihn von Parasiten. Also eigentlich ein Sauberspatz.

Wer dem Haussperling helfen will, kann eine künstliche Nisthilfe anbringen. Werden Gebäude saniert oder neu gebaut, können Nischen und Mauerspalten eingerichtet werden - perfekte Orte für ein Spatzennest. Auch in eine begrünte Fassade wird gerne eingezogen. Wer einen Garten besitzt, pflanzt einheimische Sträucher, Stauden und Gräser, sie sichern dem Spatz ein reiches Angebot an Insekten und Samen. Bäume und Hecken bieten Schutz, Nest und eine Überwinterungsmöglichkeit. Wer den Sperlingen ein wahres Paradies einrichten möchte, stellt eine Vogeltränke und ein Sandbad zur Gefiederpflege auf. Hierfür kann man entweder einen größeren Blumenuntersetzer mit Sand füllen oder im Garten eine kleine Mulde graben und mit den Körnchen bestücken.

Ein Spatz kommt selten allein

Spatzen fühlen sich in der Gruppe wohl.

Spatzen umgeben sich gerne mit Artgenossen: "Ist ja auch praktisch: Man wärmt sich, man hat sich was zu erzählen, man beschützt sich gegenseitig. Es ist eine schöne Überlebensstrategie", erklärt Landschaftsökologin Diana Gevers. Rund 18 Minuten, bevor die Sonne aufgeht, beginnt ihr Zwitscherkonzert. Dann tschilpt jeder auf seine unverwechselbare Art im Frequenzbereich zwischen zwei und fünf Kilohertz und übermittelt Stimmungen wie Müdigkeit oder Ärger. Wer aufmerksam zuhört, kann verschiedene Lautäußerungen unterscheiden. Es gibt zum Beispiel ein drohendes Zetern, Warnsignale vor Feinden und Abwehrrufe, die der eigenen Art gelten. Spatzen können sogar die Rufe anderer Vögel lernen. Abends treffen sie sich dann wieder in großen Gruppen zum "Chorgesang", wie es die Ornithologen nennen.

Unnützes Spatzen-Wissen III

Spatzen brüten am liebsten in Hohlräumen von Gebäuden, in einer Höhe zwischen drei und zehn Metern. Die Nester werden jahrelang immer wieder genutzt, aber vor jeder neuen Brut entrümpelt und ausgebessert. Innen wird das Nest mit weichen Federn ausgepolstert.

Spatzen sind auch sehr fruchtbar. In drei bis fünf Bruten pro Jahr ziehen sie vier bis sechs Küken auf. Allerdings ist die Sterblichkeitsrate, wie bei allen kleinen Vögeln, im ersten Jahr hoch: Nur rund zwanzig Prozent der Kleinen überleben ihr erstes Jahr. Ist das geschafft, wird ein Spatz drei bis sechs Jahre alt.

Ein Spatz wird flügge

Etwa 16 Tage nach dem Schlüpfen verlassen die Spatzenkinder ihr Nest. Dann werden sie von Nesthockern zu Asthockern: Nach der Nestlingsphase beginnt ihre Ästlingsphase. "Das machen alle Singvögel, solange sie noch von ihren Eltern abhängig sind, meistens auch noch überhaupt nicht fliegen können, aber überhaupt kein Interesse mehr daran haben, zuhause zu sitzen. Also wie das bei Menschenkindern auch ist", sagt Diana Gevers. Jetzt beginnt für die Jungvögel eine besonders gefährliche Zeit. Krähen, Ratten und Füchse freuen sich über leichte Beute. Aber selbst Passanten, die es eigentlich gut meinen, können ihnen gefährlich werden. Oft sitzen die Jungvögel, noch etwas verstrubbelt und tapsig, auf dem Boden und schreien herzzerreißend. Viele Leute nehmen sie dann mit, weil sie denken, sie wären krank oder verletzt. Dabei wollen die Vögelchen nur ihre Eltern kontaktieren und gefüttert werden. Deshalb die kleinen Piepmätze lieber immer an Ort und Stelle lassen.

Etwa acht Tage, nachdem das Spatzenkind das Nest verlassen hat, wird es von seinen Eltern unabhängig. Es mausert sich, sucht Futter, ruht sich aus, badet im Staub oder im Sand und trifft sich abends im Schwarm zum Chorgesang. Sie können den Spatz dabei ein wenig unter Ihre Fittiche nehmen.

"Habt einen unordentlichen Garten, sorgt dafür, dass ihr Insekten habt, dass ihr Gräser habt, die Samen haben, und lasst sie aussamen, damit das rumliegt. Baut euch eine kleine Pfütze, wo sie baden können, einen Sandhaufen daneben, wo sie ein Sandbad nehmen können. Habt Nistkästen am Haus oder halt eine Möglichkeit, wo sie unterkriechen können. Seid ein bisschen natürlicher, dann kommen die Spatzen auch. Und das ist halt das, was in Berlin funktioniert. Und wenn die Münchner mal ein bisschen unordentlicher werden würden, dann wird der Spatz auch wieder in die Stadt kommen."

Diana Gevers, Landschaftsökologin


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