281

Plattentektonik Kontinente in Bewegung

Am 6. Januar 1912 formulierte Alfred Wegener die Hypothese, dass die Kontinente im Lauf der Zeit "wandern". Vor hundert Jahren schien diese Vorstellung noch abwegig. Doch längst ist seine Theorie belegt.

Stand: 07.02.2023 |Bildnachweis

Blick auf die Erde | Bild: NASA
Blick auf die Erde | Bild: NASA
Ausschnitt 2: Alfred Wegener und die Kontinentaldrift

Die Kontinente bewegen sich: Sie driften auseinander, stoßen aneinander, schieben sich übereinander. Vor hundert Jahren schien diese Vorstellung noch abwegig. Doch unsere Erdkruste ist lange nicht so fest wie früher gedacht. Grund für die dauernde Erschütterung unseres Planeten sind die Bewegungen der Kontinentalplatten. Es ist noch nicht so lange her, dass Forscher erkannten, dass sich die Kontinente verschieben. Wie das komplizierte Zusammenspiel der Erdplatten funktioniert, ist bis heute nicht ganz geklärt.

Alfred Wegener - Vordenker der Plattentektonik

Der Meteorologe und Polarforscher Alfred Wegener formulierte die Theorie der Kontinentalverschiebung.

Der deutsche Meteorologe und Polarforscher Alfred Wegener formulierte am 6. Januar 1912 erstmals seine Theorie der Kontinentalverschiebung. Er erntete in der Fachwelt allerdings nur Kopfschütteln. Zu abwegig schien die Vorstellung, dass die Kontinente einmal verbunden gewesen und dann auseinander gedriftet sein sollten. Doch wie sonst ließe sich die Ausbuchtung des südamerikanischen so gut einpassen in die Einbuchtung des afrikanischen Kontinents? Noch fehlte Wegener aber die Erklärung, wie die riesigen Kontinentalplatten bewegt werden.

Wie die Erdplatten entstanden sind

Spezialfall Erde

Plattentektonik, also Erdplatten, die sich unabhängig voneinander auf dem flüssigen Teil des Mantels bewegen, die gibt es nur auf der Erde. Nur beim Mars vermuten die Forscher so ein ähnliches System. Warum aber haben die anderen Planeten keine Plattentektonik?

Konvektion - thermische Energie und die Kontinentalplatten

Plattentektonik der Erde: Wärmeströmungen im Erdmantel bilden den Motor.

1929 hatte der Engländer Arthur Holmes eine Idee für den Mechanismus der Plattenverschiebung. Wenn sich Gesteinsmaterial im Erdmantel erhitzt, reduziert sich seine Dichte und es steigt zur Oberfläche auf, wo es dann wieder abkühlt und absinkt. Diesen Prozess, des Aufheizens, Aufsteigens, Abkühlens und Absinkens - ähnlich wie kochendes Wasser in einem Topf - nennt man Konvektionsstrom. Dieser Konvektionsstrom wiederum könnte der Motor für die Verschiebung der Kontinente sein.

So haben sich die Kontinentalplatten in der letzten Milliarde Jahre bewegt

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Plate tectonic evolution from 1 Billion years ago to the present. | Bild: EarthByte (via YouTube)

So haben sich die Platten in der letzten Milliare Jahre bewegt

Neuer Meeresboden entsteht

Doch Beweise für einen solchen Mechanismus brachte erst die Verbesserung von Echolot- und Sonartechnik. Forscher der Columbia Universität führten zahlreiche Tiefenmessungen im Atlantischen Ozean durch und erstellten auf Basis dieser Messungen ein Profil des Meeresbodens. Die amerikanischen Ozeanografen Bruce Heezen und Maurice Ewing stellten 1959 eine Karte vor, die eine Gebirgskette unter dem Meer von 14.000 Kilometer Länge zeigt. Dieser Gebirgskamm mit einem Zentralgraben, der bis zu 3.000 Meter tief und zwanzig bis fünfzig Kilometer breit ist, ist Teil eines vulkanischen Gebirgssystems, das eine Gesamtlänge von 75.000 Kilometern Länge besitzt und sich wie die Naht eines Tennisballs um die Erde windet: die sogenannten mittelozeanischen Rücken. Dies ist der Ort, an dem neuer Ozeanboden entsteht.

Plattentektonik - wichtige Begriffe knapp erklärt

Aufbau der Erde

Unter der bis zu sechzig Kilometer dicken Erdkruste (Lithosphäre) liegt der weiche Erdmantel (Asthenosphäre) aus heißem, geschmolzenem Gestein. Darunter gibt es den äußeren Erdkern. Der feste, innere Erdkern besteht aus Eisen und Nickel. Dies schloss der englische Geologe John Milne 1890 zusammen mit Kollegen der Kaiserlich Technischen Universität in Tokio mittels eines Seismografen aus dem Verhalten seismischer Wellen.

Alte Dame Kontinent - junger Hüpfer ozeanische Kruste

Wo die Konvektionsströme absteigen, dringt abgekühlte ältere ozeanische Kruste an den tiefen Ozeangräben in den Erdmantel zurück. Der Meeresboden breitet sich aus und verlagert sich dabei gleichzeitig. Während sich beispielsweise der Atlantik um zwei Zentimeter im Jahr vergrößert, schrumpft der Pazifik gleichzeitig durch das Abtauchen von Krustenplatten. Je weiter man sich von den Ozeanrücken in Richtung der Kontinente bewegt, desto älter werden die Gesteine. Durch die ständige Neubildung von ozeanischer Kruste bei gleichzeitiger Subduktion gibt es derzeit keinen Meeresboden, der älter als 200 Millionen Jahre ist. Das bedeutet aber auch, dass in dieser Zeit die Kontinente, wie zum Beispiel Südamerika und Afrika, noch zusammenhingen. Den endgültigen Beweis für die Kontinentaldrift lieferte die magnetische Vermessung der Unterwasserrücken Anfang der 1960er-Jahre.

Der späte Sieg der Plattentektonik

Bewegungsformen von Erdschollen bei einem Erdbeben

Das Magnetfeld der Erde kehrt sich alle paar hunderttausend Jahre um. Gestein aus verschiedenen geologischen Zeitabschnitten kann daher gegensätzliche magnetische Polarisierung aufweisen. Auf dem Meeresboden treten diese Umkehrungen in nebeneinander liegenden Schichten, also in Streifen, auf. Jeder Polung eines Gesteinsstreifens kann eine bestimmte Zeit zugeordnet werden. In der Mitte des Grabens wird neuer Ozeanboden gebildet, weiter vom Grabenbruch entfernte Gesteinsstreifen sind älteren Datums. Für viele Geologen war damit ein entscheidendes Indiz dafür gefunden, dass die Erdkruste nicht statisch ist, sondern sich in ständiger Bewegung befindet. Wegener selbst erlebte seinen Triumph nicht mehr. Er war bereits 1930 auf einer Grönlandexpedition ums Leben gekommen.

Sendungen zum Thema Erdbeben







281