Ein E-Scooter steht auf einem Gehweg. Im Hintergrund fährt ein Bus vorbei.
Bildrechte: picture alliance / Eibner-Pressefoto | EIBNER/Uwe Koch

E-Roller dürfen in zahlreichen Regionen in Bayern in Bussen, S- oder U-Bahnen nicht mehr mitgenommen werden.

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E-Scooter-Verbot im ÖPNV sorgt für Diskussionen

Mehrere Verkehrsbetriebe in Bayern haben ein Mitnahmeverbot von E-Scootern ausgesprochen, zuletzt der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg – aus Sicherheitsgründen, wie es heißt. Das führt zu Diskussionen.

Aus Sicherheitsgründen werden auch in Bayern nach und nach E-Roller aus dem ÖPNV verbannt. Anfang April war etwa ein Verbot im Bereich der Münchner Verkehrsgesellschaft in Kraft getreten. Andere Verkehrsbetriebe folgten, jüngst auch der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN). Das sorgt für Diskussionen.

Scharfe Kritik an Mitnahmeverbot von E-Scootern

Die Piratenpartei Bamberg äußerte scharfe Kritik an dem Verbot. In einer Mitteilung der Piraten heißt es, die Mobilität vieler Bürger werde dadurch beeinträchtigt. Betroffen seien vor allem Menschen, die in den Randgebieten leben, wo Leih-E-Scooter oft nicht verfügbar seien. Die privaten E-Roller würden oft für die sogenannte "Letzte Meile" benutzt. Die Kombination der umweltfreundlichen Verkehrsmittel Bus und Scooter werde mit dem Verbot deutlich erschwert, so die Piraten. Für die E-Mobilität sei das Vorgehen des VGN, zu dem auch Bamberg gehört, ein großer Rückschritt. Die Bamberger Piraten plädieren anstelle des pauschalen Mitnahmeverbots für strenge Sicherheitskontrollen bei der Herstellung und klare Richtlinien zur Mitnahme von E-Scootern in öffentlichen Verkehrsmitteln.

E-Roller im ÖPNV verboten: Das ist der Grund

Beim Mitnahmeverbot von E-Rollern stützen sich die Verkehrsbetriebe auf eine Empfehlung, die vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) abgegeben wurde. In dieser steht: "Ausgangspunkt dafür, dass der Ausschuss im VDV sich mit dem Thema intensiv beschäftigt hat, waren Brände und Explosionen in ÖPNV-Fahrzeugen unter anderem in London, Barcelona und Madrid." In Deutschland habe es hingegen noch keine ähnlichen Brände gegeben. Man wolle es aber nicht so weit kommen lassen, denn die Sicherheit genieße bei der Beförderung im ÖPNV die höchste Priorität. "Dazu zählt laut gesetzlicher Regelungen vor allem der Schutz von Personen (Fahrgäste und Fahrpersonal), die sich in den Fahrzeugen oder an Haltestellen aufhalten."

Die Brandgefahr geht bei den E-Scootern primär vom Akku aus. Lithium-Ionen-Akkus haben eine hohe Energiedichte, daher sind sie für leistungsstarke Geräte besonders geeignet. Durch die dadurch vorhandene Energiedichte besteht eine erhöhte Brand- und Explosionsgefahr, wenn es zu einem Kurzschluss kommt. Dem VGN sind, ähnlich wie anderen Verkehrsbetrieben, die Sicherheitsstandards der derzeit in den meisten Elektrorollern verbauten Lithium-Ionen-Akkus zu niedrig. Wegen des "erhöhten Brand- und Explosionsrisikos" könnten demnach Passagiere Gefahr laufen, durch hochgiftige Rauchgase verletzt zu werden.

Die Verbote sind in den verschiedenen Verkehrsbetrieben unterschiedlich geregelt. Ähnlich zum Verbot im Bereich der Münchner Verkehrsgesellschaft in Bussen, Trambahnen und U-Bahnen, hat der VGN die Mitnahme der Scooter in U-Bahnen, Stra­ßen­bahnen und Bussen untersagt. In Zügen der Deutschen Bahn ist es hingegen erlaubt, E-Roller mitzuführen.

"Wir wünschen uns eine differenziertere Betrachtung"

Olaf Seifert, der Parteivorsitzende der SPD Bamberg-Stadt, wünscht sich eine differenziertere Betrachtung der Situation. "Wir schreiben uns die Verkehrswende auf die Fahne, da hilft es nicht, solche Fortbewegungsmittel zu verteufeln." Der VGN mache es sich mit dem Mitnahmeverbot zu leicht, so Olaf Seifert von der Bamberger SPD. Er wünscht sich ein erneutes Gefahrengutachten und gewisse Sicherheitsstandards, die alle Hersteller von E-Scootern einhalten müssten.

Der Sprecher für Mobilität und Verkehr der Grünen in Bamberg, Christian Hader, hält ein Regelwerk ebenfalls für wichtig. Damit meint er auch den Umgang mit den etwas mehr als 100 Leih-E-Scootern in Bamberg. Diese seien vorschnell und ohne handfesten Plan erworben worden, so Hader. Dadurch gebe es zahlreiche Beschwerden über Leih-Scooter, die zum Beispiel Gehwege in der engen Altstadt zuparken würden.

Der Vorschlag der Grünen in Bamberg könnte das Problem bei der Wurzel packen: Die Fraktion schlägt geeignete Abstellzonen für E-Scooter vor, zum Beispiel an Bushaltestellen. So würde das wilde Parken der Roller eingedämmt und gleichzeitig das Busproblem gelöst. Denn wenn der (Leih-)Scooter beim Einsteigen in den Bus geparkt werden und beim Aussteigen ein neuer Roller genommen werden könnten, wäre das Thema E-Scooter im Bus vom Tisch – zumindest, was die Leihroller betrifft.

Stadtwerke: Sehr wenige Leute mit E-Scootern in Bussen

Ebenso wie die Piratenpartei wünscht sich die CSU in Bamberg, dass das Mitnahmeverbot schnellstmöglich auf den Prüfstand gestellt wird. Stadtrat Gerhard Seitz sagte im Interview mit BR24, er könne die Sorgen des VGN nachvollziehen, aber: "Sie sollen schleunigst schauen, dass das Verbot wieder verschwindet." Seitz ist zudem davon überzeugt, dass die Akkus von E-Rollern in naher Zukunft sicherer werden.

Die Stadtwerke Bamberg sehen die Diskussion relativ gelassen. Pressesprecher Jan Giersberg sagte auf BR24-Anfrage, dass bislang nur eine verschwindend geringe Quote von Fahrgästen in den Bussen einen E-Scooter dabei gehabt habe. Viele Menschen betreffen würde das Verbot also nicht.

TÜV-Studie attestiert "hohes Sicherheits- und Brandschutzniveau"

Eine neue Studie des TÜV-Verbandes [externer Link] attestiert den in Deutschland zugelassenen Scootern derweil ein "hohes Sicherheits- und Brandschutzniveau". Demnach seien E-Scooter nicht als besonders brandgefährlich einzuschätzen, sondern vergleichbar mit Pedelecs und E-Bikes, so der TÜV-Verband.

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