Der Dom in Passau
Bildrechte: BR/Markus Konvalin

Der Dom in Passau

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Bistum Passau: Werke von Missbrauchs-Täter werden nicht gespielt

Bereits seit vergangenem Herbst war klar, dass im Bistum Passau keine Werke mehr von Norbert Weber gespielt werden. Der ehemalige Kirchenmusikdirektor hatte sich jahrelang an Kindern vergangen. Jetzt hat das Bistum die Entscheidung offiziell gemacht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Im Bistum Passau werden keine Lieder des ehemaligen Kirchenmusikdirektors Norbert Weber erklingen. Das ist jetzt im jüngsten Amtsblatt der Diözese mitgeteilt worden. Der Grund: Rücksicht auf das durch den Kapuzinerpater verursachte Leid. Weber missbrauchte Kinder und Jugendliche – zum Teil schwer.

29 Lieder im Gotteslob betroffen

Die Entscheidung hatte sich abgezeichnet. Schon im vergangenen Herbst war darüber diskutiert worden, wie man mit dem musikalischen Werk eines Missbrauchstäters umgehen soll. Bereits im Mai dieses Jahres war bei der Vorstellung des Zwischenberichts im Fall Weber bekanntgeworden, dass die Kirchenmusiker des Bistums aus Solidarität mit den Betroffenen dessen Werke nicht mehr spielen wollten. Insgesamt sind 29 im aktuellen Gotteslob aufgeführte Lieder davon betroffen.

Fall hatte für Aufsehen gesorgt

Weber war von 1961 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2000 im Bistum Passau tätig, unterbrochen durch eine kurze Kaplanszeit von 1965 bis 1968 in Unterfranken. Seit 1974 wirkte er als Kirchenmusikdirektor des Bistums. In dieser Zeit hatte er Jugendkantoreien gegründet, Bläsergruppen aufgebaut sowie Chorsätze und neues Liedgut für Gottesdienste komponiert.

Im November 2021 - also nach Webers Tod - hatte das Bistum Passau und der Kapuzinerorden in einem aufsehenerregenden Schritt Weber als Missbrauchstäter benannt und nach weiteren Betroffenen gesucht. Die Entscheidung habe sich auf das einhellige Votum des unabhängigen Beraterstabs des Bischofs gestützt, hieß es.

Zahl der Betroffenen stieg an

Zum damaligen Zeitpunkt waren der Kirche nach eigener Darstellung drei Opfer namentlich bekannt. Im April 2023 erhöhte sich die Zahl auf 18 Betroffene, wie aus einem vorläufigen Abschlussbericht der Interventionsbeauftragten Antonia Murr hervorging. Zugleich hieß es, es gebe bestimmt noch weitere Betroffene, die es aber noch nicht gewagt hätten, sich zu melden.

Bischof Stefan Oster erklärte, die Diözese werde ihre Türen weiter offen halten, "damit sich Betroffene melden können, wann immer sie sich dafür bereit fühlen". Man akzeptiere zugleich, "dass es Menschen gibt, die damit nicht mehr in Berührung kommen wollen".

Diskussion um Veröffentlichung des Namens

Die Veröffentlichung des Klarnamens des Paters sei "im Hinblick auf die angestrebte ehrliche und schonungslose Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in unserem Bistum unumgänglich gewesen", hieß es weiter. Gleichwohl hätten sich Bewunderer und Freunde des Paters "in hohem Maße erschüttert und verstört" gezeigt. Manche Berichte hätten auch deutlich gemacht, dass wohl viele Menschen von der Neigung Webers etwas geahnt oder gewusst haben müssten.

Mit Material der KNA

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!