Die Würzburger Schleuse bekommt ein neues Tor.
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Würzburger Schleuse

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Mammutaufgabe in kurzer Zeit: Neues Tor für Würzburger Schleuse

Jahrzehntelang hat das tonnenschwere Schleusentor unterhalb der Würzburger Mainbrücke seinen Dienst getan. Nun ist es Zeit für die Ersatzbank. In den nächsten Tagen wird ein neues Tor eingebaut – eine äußerst aufwendige Aufgabe mit engem Zeitplan.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

70 Jahre lang hat das wuchtige Schleusentor unterhalb der alten Mainbrücke in Würzburg treu seinen Dienst getan. Seit dem Bau der Schleuse 1954 hat es Tag für Tag 19 Millionen Liter Wasser gehalten – das ist so viel Wasser, dass ein Mensch damit fast 300 Jahre lang jeden einzelnen Tag baden könnte.

Ausgerechnet hat sich das Jan Gallas. Als Baubevollmächtiger bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes in Würzburg kennt er alle Zahlen und vor allem auch die kleinen und großen Herausforderungen des Projekts. Seit eineinhalb Jahren plant und tüftelt er, damit nun in den nächsten 17 Tagen alles glatt läuft. Nur bis zum 26. April hat das Bauteam Zeit, dann muss das neue Unterhaupttor mit zwei Flügeln fertig eingebaut sein und genauso einwandfrei funktionieren wie sein Vorgänger.

Knappe Bauzeit: "Da darf keine Schraube fehlen"

Denn: Die Bauzeit einfach verlängern wie bei anderen Baustellen – das geht auf dem Wasser nicht. Schon Jahre im Voraus planen die Redereien solche vorübergehenden Schleusensperren wie die jetzige ein und verlassen sich darauf, dass danach wieder alles läuft, erzählt Jan Gallas. Genau das sei es auch, was ihn nun – ganz kurz bevor sich zeigt, ob seine Planungen reibungslos funktionieren werden – zumindest "geringfügig nervös" mache.

Das Gewicht des neuen Tors mit mehr als 40 Tonnen sei für das Team überhaupt kein Problem, der enge Zeitplan sei dagegen schon etwas herausfordernd. "Da darf jetzt keine Schraube fehlen, damit alles klappt", erklärt der Baubevollmächtigte. Am Mittwoch, 10. April baut das Team das alte Tor aus. Ein Schiff transportiert es dann weg. Zumindest als Reserve für Notfälle wird es weiter aufbewahrt.

Neun Tage später, am 19. April, will das Team dann das neue Tor einbauen. 22 Stunden am Tag wird das Team im Schichtbetrieb an der Schleuse werkeln. "Das neue Tor ist zwar im Vorfeld gefertigt und wird nun fast fertig angeliefert. Aber jetzt werden eigentlich die knapp zwei Millionen Euro verbaut", erzählt Jan Gallas.

Knifflig: Viele Besonderheiten an Würzburger Schleuse

An der Würzburger Schleuse gibt es viele Besonderheiten, die all die anderen Schleusen entlang des Mains dem Baubevollmächtigten zufolge nicht haben – die seien nun neben der knappen Bauzeit schon ein wenig herausfordernd. Schließlich konnte man vorher noch nie andernorts sehen, wie man diese am besten handhabt.

So haben laut Gallas zum Beispiel am ganzen Main von Bamberg bis Frankfurt alle Schleusentore ihre Drehsegmente unten. Das Würzburger ist das einzige Tor an der ganzen Strecke, an dem das Segment etwas hochgesetzt verbaut ist. Warum das vor 70 Jahren so gemacht wurde? Das konnte das Team nicht herausfinden. Klar ist aber: Jetzt wird es angepasst. Solche Besonderheiten sind im Prinzip immer teuer und umständlich, weshalb es nun auch für die Zukunft standardisiert wird, erklärt Gallas.

Millimeterarbeit war bereits bei der Zufahrt gefragt, um den großen 250-Tonnen-Mobilkran über die schmale Promenadenstraße auf das Schleusengelände zu bringen. Dort wird er für den Aus- und Einbau der Tore gebraucht. Wenn das erledigt ist, muss der Kran wieder rückwärts über die enge Zufahrt hinausfahren. Theoretisch könnte er dort zwar auch drehen, dann würde er aber wohl Bäume beschädigen, weshalb Baubevollmächtiger Gallas für seine Planung den Rückwärtsgang bevorzugt.

Zaun auf Mainbrücke: Schutz vor Staub und Funken

Neben dem Ein- und Ausbau des neuen Tors stehen auch umfangreiche Stemm-, Schneid-, Betonage-, Strahl-, Beschichtungs-, Montage- und Schweißarbeiten an. An der Schleuse wird laut Gallas "betoniert, weggeschnitten und geschweißt mit Funkenflug".

So diene der Zaun, den das Team bereits am Dienstag auf der alten Mainbrücke über dem Bereich der Schleusenkammer aufgestellt hat, auch nicht wie von manchen vermutet als Sichtschutz, sondern vielmehr der Sicherheit der Menschen: Es solle niemand versehentlich in den Schweißbogen schauen und zu Schaden kommen. "Menschen schützen ist das höchste Gut", so der Baubevollmächtigte. Beeinträchtigungen durch Licht-, Staub- und Lärm sind wohl trotzdem nicht ganz vermeidbar. Besondere Vorsicht ist in den nächsten Tagen auch auf der Zufahrtsstraße des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Main geboten, die gerne als Geh- und Radweg genutzt wird.

Angedachte Dienstzeit für neues Tor: 70 Jahre

Das obere Tor der Schleuse Richtung Sanderau war schon 2014 in einer ähnlich aufwendigen Aktion ausgetauscht worden. Damals noch unter einem anderen Bauleiter. Das untere Tor, das nun seinen Dienst antreten soll, werde er wohl erst in 25 Jahren wieder sehen, so Jan Gallas. Dann soll es ausgebaut, gründlich aufgearbeitet und wieder eingebaut werden – damit es die angedachte Dienstzeit von 70 Jahren auch durchhalte. Erst im Jahr 2094 dürfte es dann für das neue Schleusentor Zeit für die Reservebank sein. Zumindest, wenn alles nach Plan läuft.

Laut dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Main in Aschaffenburg wird im April neben der Schleuse in Würzburg ebenfalls die Schleuse in Krotzenburg im hessischen Landkreis Offenbach saniert. Die Schleusen von Obernau im Landkreis Aschaffenburg bis Lengfurt im Landkreis Main-Spessart werden vom 11. bis zum 23. April gewartet. Die Schleusen von Rothenfels im Landkreis Main-Spessart bis Viereth im Landkreis Bamberg in der Zeit vom 10. bis 26. April. Auch der Main-Donau-Kanal ist seit Montag für drei Wochen wegen einer Schleusenwartung gesperrt.

Wartungsarbeiten an Schleuse direkt neben der alten Mainbrücke in Würzburg
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Nach 70 Jahren hat das Schleusentor direkt unterhalb der alten Mainbrücke in Würzburg ausgedient. In den nächsten Tagen wird es ausgetauscht.

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