Polizisten bei einer Kontrolle
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Kräfte des Einsatzzugs Regensburg bei einer Kontrolle im Regensburger Bahnhofsumfeld.

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Hauptbahnhof Regensburg: Auf Streife mit der Polizei

Seit Monaten ist die Polizei im Regensburger Bahnhofsbereich verstärkt unterwegs. Auslöser dafür: eine zunehmende Kriminalität. Einsatzpläne regeln, wer, wann, wie vor Ort ist. Die Beamten beobachten, kontrollieren, durchsuchen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

In dunkler Schutzkleidung durchstreifen Gruppenführer Maximilian Meier und seine fünf Kollegen an einem Nachmittag unter der Woche das Areal vor dem Regensburger Hauptbahnhof. Sie beobachten die Lage, zeigen Präsenz.

Suche nach Drogenverstecken

Mit dabei ist Drogenspürhund Andra. Sie steckt ihre Nase zwischen das Laub am Boden, in die kahlen Büsche. Die Beamten suchen mit ihrer Hilfe verschiedene Bereiche nach Drogenverstecken ab. "Die Drogenpäckchen sind teilweise recht klein, deshalb ist es manchmal für das menschliche Auge fast nicht möglich, sie zu finden. Der Hund hat eine super Nase", so Meier.

Verschärfte Sicherheitslage im Bahnhofsumfeld

Er und sein Team sind Teil des Regensburger Einsatzzugs, einer Einheit der Polizei, die eigentlich zu speziellen Anlässen ausrückt, zum Beispiel Demonstrationen, Razzien oder Fußballspielen. Seit dem Sommer 2023 werden Kräfte der drei Oberpfälzer Einsatzzüge schwerpunktmäßig auch im Bahnhofsumfeld eingesetzt. Generell gibt es seit Monaten mehr Bestreifung. Der Grund ist die von der Polizei registrierte verschärfte Sicherheitslage. Die Rede ist vor allem von mehr Straßenkriminalität.

Gesamtstraftaten deutlich gestiegen

Nach dem am Mittwoch veröffentlichten Sicherheitsbericht der Polizei Regensburg ist die Zahl der Gesamtstraftaten rund um den Bahnhof im Vergleich zu 2022 um 45 Prozent auf 1.081 Delikte gestiegen. In den beiden Jahren vor Corona lag der Wert bei 875 (2018) und 837 Delikten (2019). Die Zahl der Betäubungsmitteldelikte nahm mit 473 im Jahr 2023 deutlich zu. Häufig ging es laut den Beamten um Cannabis. Im Vergleich zum Jahr 2022 ergab sich fast eine Verdopplung (248). Gleichzeitig gab es im vergangenen Jahr auch mehr Kontrollen seitens der Polizei.

Mehr Raubdelikte

Bei den Körperverletzungsdelikten ging es den Angaben nach von 70 (2022) auf 112 (2023) nach oben. 2018 lagen sie schon einmal bei 116. Die Zahl der Raubdelikte stieg ebenfalls (2022: 5; 2023: 20), genauso die Zahl der Sexualdelikte (2022: 9, 2023: 15). Zu letzteren zählen auch sexuelle Belästigung und sexuelle Nötigung.

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Entwicklung der Straftaten im Bereich rund um den Regensburger Hauptbahnhof laut Sicherheitsbericht der Polizei Regensburg.

Fürst-Anselm-Park im Visier

Meier und seine Kollegen haben einen Parkbereich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs angesteuert. Hier endet die Fürst-Anselm-Allee. In die eine Richtung geht es zum Bahnhofsgebäude, in die andere zur Innenstadt. Es ist ein Areal, dem schon seit vielen Jahren ein zweifelhafter Ruf anhaftet. Drogen spielen hier bereits seit Längerem eine Rolle. Im vergangenen Jahr spitzte sich die Lage aber zwischenzeitlich zu.

Personenkontrollen gegen Kriminalität

Plötzlich richtet sich die Aufmerksamkeit von Maximilian Meier und den anderen Polizisten auf einen Mann im Park, der hinter einem Baum steht und sich in ihren Augen verdächtig verhält. Sie stellen die Personalien fest und tasten den Mann von oben bis unten ab. Fehlanzeige. Keine Drogen.

Am Rande der Kontrolle einer Gruppe von sieben Jugendlichen finden die Einsatzkräfte wenig später einen angerauchten Joint auf dem Boden. Auch hier durchsuchen die Beamten jeden einzelnen. Ob der Joint den Heranwachsenden gehört, ist für die Polizisten ohne weitere Analysen nicht feststellbar.

"Gefährlicher Ort": Polizei darf ohne Verdacht kontrollieren

Ein Teil des Parks ist seit Mitte vergangenen Jahres als sogenannter gefährlicher Ort nach dem Polizeiaufgabengesetz eingestuft. Das heißt, die Polizei darf ohne konkreten Verdacht Ausweise kontrollieren und Personen durchsuchen. Für andere Bereiche im Bahnhofsumfeld gilt das schon länger.

Die Kräfte des Regensburger Einsatzzugs um Maximilian Meier sind an diesem Nachmittag nicht allein vor Ort – auch ein paar Polizistinnen und Polizisten auf großgewachsenen Pferden sind beispielsweise unterwegs. Sie gehören zur Reiterstaffel aus Nürnberg und werden immer mal wieder für einzelne Tage angefordert. Die fränkischen Kollegen entdecken in einem Bereich, in dem sich häufiger drogenabhängige, alkoholkranke oder obdachlose Menschen aufhalten, einen Mann im Rausch. Es stellt sich heraus, dass er nur betrunken ist.

Mehr Polizei: Gemischte Wahrnehmung in Bevölkerung

Unter den Passantinnen und Passanten wundert sich manch einer über das Polizeiaufgebot zur Nachmittagszeit, hält das in diesem Ausmaß nicht unbedingt für nötig oder für die richtige Maßnahme. Andere wiederum fühlen sich dadurch sicherer.

Nach Angaben von Thomas Schöniger, Präsident des Polizeipräsidiums Oberpfalz, hat sich seit dem Sommer nicht nur die subjektive, sondern auch die objektive Sicherheitslage durch die Zunahme von Straßenkriminalitätsdelikten verändert. Das sagte er vergangenen Donnerstag im Verwaltungsausschuss des Regensburger Stadtrats. Der Regensburger Hauptbahnhof sei seit vielen Jahren im besonderen Fokus der Polizei.

Polizei: Straftaten "in verschiedenen Milieus"

Laut Polizei haben sich hier in Teilen "soziale Randgruppen" etabliert, die bei manchen Bürgern bereits für ein "gewisses Unbehagen" gesorgt hätten, ohne dass es zwangsweise zu Straftaten gekommen wäre. Die seit dem vergangenen Jahr vermehrt registrierten Straftaten ereigneten sich vielfach in den "verschiedenen Milieus" vor Ort, so auch Schönigers Stellvertreter, Robert Fuchs. Es gebe aber auch Opfer, die nicht diesen Gruppen angehörten.

Weiter führte die Polizei aus, dass es mit Blick auf die Geschehnisse der vergangenen Monate ein Problem mit einer bestimmten Gruppe tunesischer Asylsuchender gibt – und bezieht das auch auf Straftaten im gesamten Stadtgebiet. Fuchs spricht von etwa 230 bis 280 Menschen. Es gehe um "unterschiedlichste Straftaten", so Schöniger.

"An anderen Tagen ist wieder mehr los"

In Maximilian Meiers Schicht blieb es insgesamt ruhig. Etwa 15 Personen haben er und sein Team kontrolliert. "Es war friedlich, war nichts Besonderes dabei für uns, aber solche Tage darf es auch immer mal geben. Dafür ist dann an anderen Tagen wieder mehr los", sagt Meier.

Im Audio: Die Polizei ist verstärkt im Regensburger Bahnhofsbereich unterwegs

Zwei Polizisten in dunkler Kleidung auf einem Fußgängerüberweg
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Seit dem Sommer 2023 werden Kräfte der drei Oberpfälzer Einsatzzüge schwerpunktmäßig auch im Bahnhofsumfeld eingesetzt.

Bahnhofsgebäude bei Nacht
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Wie sich die Lage um den Regensburger Hauptbahnhof weiterentwickelt, bleibt abzuwarten.

Dieser Artikel ist erstmals am 20. März 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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